Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 15. Jän 2019 · Musik

Widerstand und Zivilcourage – die Montforter Zwischentöne stellen bedeutende Themen zur künstlerischen Diskussion

„Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt“, mit diesem Zitat von Jean-Paul Sartre leitete Edgar Eller das Pressegespräch zu den Montforter Zwischentönen ein, die unter dem Leitgedanken „widerstehen“ ein vielfältiges Programm bieten. Gemeint ist dabei nicht die Wortbedeutung „einer Versuchung widerstehen“. Im Zentrum des Interesses stehen viel mehr das Leisten von Widerstand und die Zivilcourage. Zu diesem Schwerpunktthema sind namhafte Historiker und Bands aus Vorarlberg eingeladen. Den musikalischen Höhepunkt stellt - genau zum Thema passend - die Aufführung von Bachs „Matthäus Passion“ unter der Leitung von Benjamin Lack dar. Im Vorfeld geht bereits zum fünften Mal der Konzertdramaturgie-Wettbewerb HUGO über die Bühne.

Klein haben die künstlerischen Leiter Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde mit dem HUGO Konzertdramaturgie-Wettbewerb begonnen. Damit wollten sie einen Anreiz für Studierende schaffen, um über neue Konzertideen nachzudenken, außergewöhnliche Präsentationsformen zu finden und Sinnzusammenhänge herzustellen. Der Erfolg gab den Initiatoren recht und inzwischen wurde der Kreis der Wettbewerbsausschreibung auf den gesamten deutschsprachigen Raum ausgeweitet. Gemeldet haben sich in diesem Jahr über zwanzig Teams aus Österreich, der Schweiz und aus Deutschland. Fünf davon – Crosswinds (Hochschule für Musik, Basel), Die Wanderer (Hochschule für Musik, Basel), Nika Baumann (Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien), das Lionman Kollektiv (Hochschule für Musik, Theater und Medien, Hannover) und Katharina Muhr (Vorarlberger Landeskonservatorium) – präsentieren nun ihre Ideen im Rahmen eines Pitches im Alten Hallenbad. Bisher bespielten die Siegerteams ausgesuchte Räume in Feldkirch, beispielsweise den Schwurgerichtssaal, die Johanniterkirche oder die Villa Claudia. Die aktuellen Konzertformate entstehen für die Bühne des Gasthaus Löwen in Tisis.

Revolutionen und ihre Auswirkungen

So politisch wie die kommenden Montforter Zwischentöne gab sich noch kein Schwerpunktthema seit dem Start der Reihe vor fünf Jahren. Anlass zum Thema „widerstehen“ gab den künstlerischen Leitern unter anderem eine Umfrage des Sora Instituts. Diese besagt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung meint, es sollte einen Führer abseits demokratischer Regeln geben. Dieser prekären Aussage gehen die Montforter Zwischentöne anhand einer dreiteiligen Reihe zum Thema Revolutionen auf den Grund. Im Jugendhaus „Graf Hugo“ zeichnen die Historiker Werner Dreier und Werner Bundschuh sowie die Nahostexpertin und Kriegsberichterstatterin Petra Ramsauer im Zusammenwirken mit der Punkband „Traurig in Europa“, der Rockband „The Gamblers“ sowie dem Rapper „Samt“ Entwicklungslinien hin zur Französischen Revolution, zu den 68ern sowie dem Arabischen Frühling nach und zeigen auf, was und wie diese bis in die unmittelbare Gegenwart hinein wirken.

Persönliche Verantwortung

Eine große Herausforderung nehmen der Feldkircher Kammerchor und das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ unter der Leitung von Benjamin Lack an. Gemeinsam mit den Solistinnen und Solisten Miriam Feuersinger und Margot Oitzinger sowie Daniel Johannsen, Georg Poplutz und Dominik Wörner wird die „Matthäus Passion“ von Johann Sebastian Bach zur Aufführung gelangen. Ergänzend zur Musik des groß angelegten Oratoriums werden eine Video- und Lichtinstallation gezeigt. Zwischen den beiden Teilen erzählt der Historiker Meinrad Pichler Geschichten von Zivilcourage und Widerstand, aber auch von Scham und dem Scheitern.

Im Gespräch sein

Erstmals im Programm der Montforter Zwischentöne stehen konzentrierte Gespräche zwischen Menschen, die etwas zu sagen haben. Den Anfang macht Wolfgang Burtscher im Gespräch mit dem Volkswirtschaftler David Stadelmann zum Thema Widerstand gegenüber demokratiepolitischen Errungenschaften.

Detaliertes Programm:
www.montforter-zwischentoene.at