Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 15. Jän 2019 · Aktuell

Mit Blick auf eine erfolgreiche Zukunft die Gegenwart genossen – der Medienempfang 2019

Die dreißigste Auflage des Vorarlberger Medienempfanges ging im Bregenzer Festspielhaus unter dem Leitgedanken der Standortentwicklung im Hinblick auf die viel zitierte „Marke Vorarlberg“ und mit einem Referat des Politik- und Verwaltungswissenschaftlers Roland Scherer über die Bühne. Im Gespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner kristallisierte Ursula Kremmel Themenfelder heraus, die die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger derzeit bewegt. Musikalisch hochkarätig musizierten das Quinteto del Arco Nuevo mit dem Akkordeonisten Raphael Brunner sowie der Pianist Yunus Kaya Werke des Feldkircher Komponisten Marcus Nigsch, dem Vorarlberger Kompositionspreisträger des Jahres 2018.

Der diesjährige Medienempfang war gut besucht, etwa 300 Medienschaffende und Politikerinnen sowie Politiker folgten der Einladung des Landeshauptmanns. Einen kulinarischen Genuss gewährten die Schülerinnen und Schüler der HLW Rankweil und der HLT Bezau den Anwesenden. Vorher berichtete der Leiter der Landespressestelle, Florian Themeßl-Huber über bedeutende Projekte des Jahres 2018. Unter anderem erwähnte er den sogenannten „Lokalaugenschein“. In dieser Videoreihe erzählen Philipp Lingg und Philipp Moosbrugger in persönlichen und optisch schön aufbereiteten Kurzfilmen über interessante Persönlichkeiten des Landes und deren Tätigkeiten. Die vier gezeigten Videos gaben einen schönen Einblick in das Schaffensspektrum.

Aktuelle gesellschaftspolitische Druckpunkte

Danach ging Landeshauptmann auf einige „Druckpunkte“ ein, die die Menschen in Vorarlberg derzeit bewegen. Zuerst lenkte die kompetente Interviewpartnerin und Moderatorin des Abends, Ursula Kremmel, den Fokus auf das dringlichste Thema: Den Fachkräftemangel. Hier gelte es massiv weiter zu investieren, betonte der Landeshauptmann. Es zeige sich auch im internationalen Vergleich, dass jene Länder, die ein gutes Berufsausbildungssystem aufzuweisen haben, im Wettbewerb die Nase deutlich vorne haben. Der breite Bogen reiche von der Kinderbetreuung über die duale Ausbildung – die Lehre bis hin zur Fachhochschule.
Gleichzeitig betrifft dies auch die Grundlagenforschung auf universitärem Niveau. Es ist erwiesen, dass Regionen, die über eine Universität verfügen, auch einen klaren Vorteil gegenüber jenen aufweisen, die über keine universitären Einrichtungen verfügen. „Da gilt es, sich auf die Socken zu machen“, so Markus Wallner. „Aus der Pflanze Fachhochschule müssen wir noch mehr machen, es sind noch größere Entwicklungsmöglichkeiten möglich.“ 50 Millionen Euro investiert das Land, von Interesse ist auch die Einbindung der Privatwirtschaft.

Wohnraum schaffen und Raumplaung

Ein brennendes Thema fassten Markus Wallner und Ursula Kremmel unter dem Schlagwort „leistbarer Wohnraum“ zusammen. Gemeinnütziger Wohnraum mit hohem Qualitätsanspruch auch in den ländlichen Gebieten zu schaffen, sei eine mögliche Antwort, wie das Land der prekären Entwicklung entgegen steuern könne, merkte der Landeshauptmann an. In einem weiteren Schwerpunkt widmen sich die Verantwortlichen der Grundverkehrsordnung sowie der Raumplanung. Ein langwieriger Prozess wurde nun abgeschlossen und tritt mit der Gesetzesnovelle im März 2019 in Kraft. Höhere Bauwerke sowie die Verdichtung der Ortskerne stellen zwei wichtige Maßnahmen der Zukunft dar. Darüber hinaus seien auch die Fragen wesentlich, wie man mit gewidmetem Bauland umgehe und wo die Grenzen der Grundstückshortung liegen, erläuterte Wallner.

Lieber über eine „Marke“ diskutieren als eine Leitbilddebatte

Viel diskutiert wurden die zahlreichen Projekte, die zur Generierung einer „Marke Vorarlberg“ im Jahr 2018 getätigt worden sind. Kritiker meinen, das sei ein Marketinggag und öffentliche Körperschaften seien nicht unbedingt dazu beauftragt, derartige Prozesse zu führen, brachte Ursula Kremmel ein. Markus Wallner erklärte seine Überlegungen dazu und unterstrich, dass genaue diese Diskussion den Blick auf das Wesentliche lenke, um Stärken und Schwächen sowohl nach innen als auch nach außen zu erkennen und zu profilieren. Die Etablierung einer sogenannten ‚Marke’ sei ein gutes Gefäß, um über Zukunftsmodelle zu diskutieren, und spannender als eine Leitbild- oder Strategiedebatte.
Drei Themenkreise sollen hinkünftig besonders berücksichtigt werden: Die Chancengleichheit soll erhalten bleiben und der Lebensraum muss im Auge behalten werden. Ein besonderes Interesse gilt der nächsten Generation, den Kindern.

Vom Wandel der Regionalentwicklung seit 2000

Roland Scherer, Politik- und Verwaltungswissenschaftler sowie wissenschaftlicher Leiter des „Denkraum Bodensee“ und Professor an der Universität St. Gallen, referierte zum Thema „Was macht eine Region chancenreich?“ Gleich vorweg attestierte er, dass das Land mit der Entwicklung einer „Marke Vorarlberg“ aus wissenschaftlicher Perspektive in die richtige Richtung weise.
Seit der Jahrtausendwende habe sich das Verständnis der Regionalentwicklung grundlegend geändert, erklärte Roland Scherer. Während früher die Einordnung darüber, ob ein Wirtschaftstandort erfolgreich sei, mit einem Blick nach außen beurteilt wurde, gebe es nun einen Perspektivenwechsel, erläuterte Roland Scherer. Nun gehe es viel mehr darum, mit einem Blick nach innen das Wissen einer Region ‚in Wert zu setzen’, um erfolgreich zu sein. Kreative und innovative Ideen seien zwar essentiell, doch auch die Fähigkeit, von anderen gut zu kopieren, führe zum Erfolg.

Flexibler, agiler, schneller – und dann Musik

Vor allem Anpassung, Lernfähigkeit und Agilität sind wichtige Voraussetzungen, um auch hinkünftig erfolgreich zu sein. Diesbezüglich brachte Roland Scherer wenig Neues ein, denn die Quintessenz lautete schließlich, alle müssen (noch) agiler, flexibler und schneller werden.
Die darauf folgende Musik hätte nicht besser platziert sein können, denn der Pianist Yunus Kaya spielte das Werk mit dem Titel „Bis ich ruhe in dir“ von Marcus Nigsch. In der emphatischen Werkdeutung spiegelten sich die Kehrseiten zwischen rastlosen und in sich ruhenden Passagen wider. Beste Unterhaltung boten das Quinteto del Arco Nuevo mit Monica Tarcsay und Gyöngyi Ellensohn (Violine), Karoline Pilz-Kurzemann (Viola), Stefan Susana (Violoncello) und Bernd Konzett (Kontrabass) sowie der Akkordeonist Raphael Brunner. Mit viel Elan musizierten sie drei Ausschnitte aus den „Imágenes vivas“ von Marcus Nigsch.