Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 17. Jän 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.1. - 24.1.2019)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche die Nick Hornby-Verfilmung „Juliet, Naked“. Beim Filmforum Bregenz vermittelt der Dokumentarfilm „Le Grand Bal - Das große Tanzfest“ die Faszination des Tanzens.

Juliet, Naked: Immer noch schwärmt der Brite Duncan (Chris O'Dowd) für den amerikanischen Musiker Tucker Crowe (Ethan Hawke), obwohl dieser seit 25 Jahren nichts mehr veröffentlich hat. Duncans Freundin Anne (Rose Byrne), die einst große Träume hatte, aber dann in ihrer kleinen britischen Heimatstadt hängen geblieben ist, ist sichtlich von dieser Leidenschaft genervt, ihre Beziehung ist ziemlich erkaltet. Als ihr ein Demo-Band von Crowes erster und einziger Platte in die Hände fällt, schreibt sie dem Musiker, wie schlecht sie seine Lieder finde. Prompt antwortet Crowe und es entwickelt sich eine E-Mail-Bekanntschaft.
Klein ist diese Geschichte von Nick Hornby, nüchtern und unaufgeregt - vielleicht auch etwas teilnahmslos - erzählt sie Jesse Peretz, unterlegt sie aber mit zahlreichen sanften Popsongs, vertraut auf seine drei Hauptdarsteller sowie Hornbys Dialoge und verankert die Handlung unaufdringlich, aber stimmungsvoll in einem pittoresken britischen Küstenstädtchen. Vor allem Ethan Hawke genießt es sichtlich den heruntergekommenen amerikanischen Musiker zu spielen, nah am Leben und dadurch sympathisch sind aber auch Rose Byrnes Annie und Chris O'Dowds Duncan. Viel Romantik kommt da nicht auf, ungeschminkt und realistisch ist der Blick.
Von diesen Charakterporträts lebt diese Komödie. Geschickt lässt Peretz durch Perspektivenwechsel knapp und prägnant in die Gefühle seiner drei Protagonisten blicken, deckt enttäuschte Lebensträume auf, rechnet aber auch mit dem Fantum ab, denn der Blick von Duncan auf Crowe ist fern von jedem Realismus. Lustvoll decken Peretz/Hornby so in diesem Aufeinandertreffen das völlige falsche Bild und die fehlerhaften Informationen des Fans über das Idol auf.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 18.1., 22 Uhr; Sa 19.1., 22 Uhr; Mo 21.1., 18 Uhr; Di 22.1., 20.30 Uhr

Le Grand Bal – Das große Tanzfest: Mehr als 2000 Menschen pilgern seit 1990 alljährlich im Juli in das im französischen Zentralmassiv gelegene Dorf Gennetines, um am „Grand Bal de l'Europe“ teilzunehmen. Eine Woche lang wird dann vom Vormittag bis fünf Uhr früh in Wokshops geprobt, diskutiert und natürlich getanzt.
Hautnah an den Tänzern sind die vier Kameras, mit denen Laetitia Carton mit einem Team für die Nacht und einem für den Tag während des Sommerballs des Jahres 2016 filmte. Mit langen Einstellungen lässt sie dem Zuschauer Raum, um in diese Welt einzutauchen. Hier geht es nicht um Perfektion, sondern um das Miteinander, um die Freude an der gemeinsamen Bewegung und das zeitenthobene Versinken im Tanz. Menschen, die sonst nichts miteinander zu tun haben, kommen hier zusammen, Altersunterschiede, soziale und kulturelle Gegensätze lösen sich bei dieser Veranstaltung auf. Ohne sexuelles Begehren kommen Unbekannte einander nahe, verschmelzen, verbunden einzig durch die Lust an der rhythmischen Bewegung, für die Länge eines Tanzes fast zu einer Einheit.
In jeder Szene spürt man die Vertrautheit Cartons mit ihrem Sujet. Feinfühlig und in genau kontrolliertem Timing wechselt sie zwischen Tanzszenen, deren Bandbreite sich von Mazurka über Walzer bis zu Gruppentänzen spannt, und Beobachtungen auf dem Festivalgelände. Ganz auf das Hier und Jetzt dieses Balls konzentriert sich die Regisseurin, bietet bewusst keine Hintergrundinformationen weder über das Festival noch über die Biographie der Teilnehmer. Mitten drin ist man so im Geschehen, sodass auch für Tanzmuffel die Faszination des Tanzes und die damit verbundene Lebensfreude erfahrbar werden.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 18.1. und Sa 19.1., jeweils 22 Uhr