Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 17. Jän 2019 · Film

Maria Stuart, Königin von Schottland

Von den Versuchen, sich als Frau und Katholikin im 16. Jahrhundert in Schottland zu behaupten, erzählt "Mary Queen of Scots". In düsteren Schlössern, weiten Landschaften, und einem endlosen Ränkespiel mit bärtigen Männern, das schwer zu durchschauen ist. Auch für das Publikum.

Die schottischen Lowlands scheinen kein besonders lebenswerter Ort, zumal im 16. Jahrhundert. Die Sonne schafft es kaum, Licht auf die Erde zu werfen, fast so, als hätten die allgegenwärtigen Machtkämpfe den Himmel verdunkelt. Auch in den mächtigen Schlössern wartet kein Trost, Bollwerke von außen, gleichen ihre Mauern innen roh behauenen Höhlenwänden. Für die Königin wird ein riesiges Segel aufgespannt, um sie davor abzuschirmen. In „Mary Queen of Scots“ wird man recht theatralisch eingestimmt auf das, was einen hier erwartet. Ein endloser Machtkampf, hitzig ausgefochten von der Königin und den Edelmännern, bei dem nicht nur die Queen selbst zeitweise den Überblick verliert. Die schicksalshafte Düsternis frisst sich dabei beharrlich in die Bilder, dass man den Beteiligten auch mal einen Entspannungstee zwischendurch wünschen würde.

Film findet kein Zentrum 

„Mary Queen of Scots“ erinnert mit seinen Ränkespielen manchmal an „Game of Thrones“, nur komprimiert auf zwei Stunden. Die zwei wichtigsten Charaktere sind allerdings historisch verbriefte Figuren: Queen Mary aus dem Haus Stuart, die mit dem französischen König Franz II. verheiratet wurde und mit 18 Jahren als Witwe und Katholikin zurückgekehrte, um im presbyterianischen Schottland den Thron zu besteigen. Und Queen Elizabeth I, Königin von England, ihre Cousine, deren Thron sie als eigentlich den ihren ansieht. Zwar hat es diese Rivalität historisch nie gegeben, Regisseurin Josie Rourke erfüllt dessen ungeachtet aber die Räume mit Konflikten: mit Marys zwielichtigem Halbbruder, der seine Macht plötzlich aufgeben soll; mit John Knox (David Tennant) als Feuer-predigendem, protestantischen Kleriker gegen die „Hure“ am Thron; mit ihrem späteren Ehemann, der selbst nur ein Spiel der Macht (seines Vaters) zu sein scheint; und mit Queen Elizabeth, die ihre Netze auswirft, in denen sich Mary verfangen soll. Dass Marys Ehemann eine schwule Beziehung mit einem anderen Mann vom Hof führt und Religionskriege sich als Miniaturen zwischen den Burgmauern selbst abspielen, bleiben als interessante Elemente zu unausgegoren. Regisseurin Josie Rourke setzt vor allem auf ein Dauerfeuer an Tumult und Aufruhr, bei dem sich nach einiger Zeit Ermüdungserscheinungen einstellen. Trotz der permanenten äußeren Dramatik erwächst daraus nur wenig innere Spannung. Die Macht der Bilder, die immer wieder beeindruckend düster und dunkel von schlimmen Ahnungen künden, vermag nicht mäßigend auf ihre Figuren einzuwirken, der Untergang ist nur eine Frage der Zeit. Dabei setzt Rourke interessante Kontraste: Mary, verkörpert von Saoirse Ronan („Atonement“), mit weißer Haut, roter aufgesteckter Haarpracht und als Frau inmitten eines Haufens von Männern, hält sich tapfer in dieser Schlacht. Aber auch Ronans dauerernster Miene gehen, mangels kleiner Lichtblicke zwischendurch, irgendwann die Nuancen ab, die der letzte Ausweg aus der Dauererregung wären. Mit Margot Robbie („I, Tonya“) findet sich eine interessante Widersacherin, deren körperlicher (Pocken) und machttechnischer Niedergang einiges Interesse generiert. Zu kurz sind ihre Einsätze aber zwischendurch. Letztlich findet der Film kein Zentrum, das teilt er immerhin mit seiner glücklosen Protagonistin.