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Silvia Thurner · 29. Dez 2021 · Musik

Der Landesjugendchor „Voices“ und Oskar Egle verströmten unter dem Motto „Voices4ever“ einen mitreißenden Spirit

Wenn der Landesjugendchor „Voices“ zum Konzert einlädt, wissen alle, dass ein besonderes Ereignis auf sie wartet. Viele Jugendliche und junge Erwachsene kamen zum diesjährigen Auftritt des Chores, der unter dem Motto „Voices4ever“ über die Kulturbühne AmBach ging. In bester Stimmung und mit einem ausgeklügelten Programm, zusammen mit dem Trio „Random|Control“ verabschiedete sich an diesem Abend auch der Gründer und Leiter Oskar Egle von „seinen“ singbegeisterten Jugendlichen und übergab die Leitung an Paul Burtscher. Das Konzert war in musikalischer Hinsicht ein herausragendes Erlebnis des gesamten Jahres 2021. Dass die Chormitglieder und ihr „Chef“ Oskar Egle in freundschaftlicher Beziehung miteinander verbunden sind und sie ihre gemeinsame Leidenschaft für das Singen mit jeder Faser ihres erfolgreichen Zusammenwirkens gelebt haben und leben, schilderte der langjährige „Voicler“ Ralf Giesinger in humorvollen Erinnerungen.

Unter dem Motto „Voices4ever“ erarbeiteten der musikalische Leiter und die über 80 Chormitglieder ein anspruchsvolles Programm. Der Clou der Konzeption lag auch darin, dass das Trio „Random|Control“ mit David Helbock am Klavier, Andreas Broger an den Holzblasinstrumenten sowie Johannes Bär am tiefen Blech, Beatboxing und Electronics den Chor einesteils feinsinnig unterstützten und andernteils mit eigenen Kompositionen den Energiefluss in der Kulturbühne AmBach gehörig anheizten. Stets dem Neuen gegenüber offen, vergab Oskar Egle an den Vorarlberger Komponisten David Soyza, Vibraphonist und seit vielen Jahren Mitglied des Landesjugendchores, einen Kompositionsauftrag. Sein Werk „The Search of Truth“ verlieh dem bewundernswert vielfältigen Konzertabend einen besonderen Glanz.

Durchkomponierte Aussagekraft

Im ersten Set agierten der Chor und das Trio in einem schönen Wechselspiel miteinander und verbanden traditionelle Kantaten von Monteverdi mit Chorsätzen von Andrej Makor und Jake Runestad. Sogleich mit dem Eröffnungsstück „O bone Jesu“ von Marc´ Antonio Ingegneri illustrierten der Chor und Oskar Egle ihre Qualitäten höchst eindrucksvoll. Mit einem voluminösen Gesamtklang entfalteten die Sänger:innen den homophonen Satz, drifteten sodann in den Linienführungen immer weiter auseinander und führten den musikalischen Fluss in ein diffuses Stimmengeflecht, aus dem sich in weiterer Folge wieder der harmonisch transparente Chorsatz herauskristallisierte. Mit guten Phrasierungen wurde in Monteverdis „Zefiro torna“ der tänzerische Duktus des Werkes betont. Alle miteinander entfalteten den Chorklang aus dem Piano heraus und unterstrichen, durch die in sich ruhende Klanggestaltung, den Aussagegehalt der Werke besonders in Runestadts „Let My Love Be Heard“ und im hymnisch vorgetragenen „Even When He Is Silent“ von Kim André Arnesen. Ebenso lebte „O lux beata Trinitas“ von der Unmittelbarkeit des als organisches Ganzes klingenden Chores. Verbindende musikalische Passagen gestaltete „Random|Control“ mit fantasiereichen und atmosphärischen musikalischen Ideen, die einmal Naturklänge implizierten, mit dunklen Klängen auf das Kommende einstimmten, mittels Beatboxing das rhythmische Moment in den Vordergrund stellten oder mit übermäßigen Intervallen kristalline Klänge entfalteten.

Uraufführung als Highlight

Den Schlusspunkt des ersten Sets machte die Uraufführung des vielsagenden Werkes „The Search for Truth“ von David Soyza, der bei seiner Komposition auch am Pult des Chores stand. Vokalistinnen der Frauenstimmen bildeten zu Beginn die Grundlage für die textvortragenden Männerstimmen. Rasch begehrte der Gesamtklang im Tutti auf und ebbte wieder ab. Klavier, Helikon und Saxofon mischten sich eindrucksvoll in die vokalen Linien ein und entfalteten rhythmische Patterns, die den dynamisch schwellenden, weitgehend instrumental geführten Vokalpart vorantrieben.

Oskar und „Voices" – eine Erfolgsgeschichte

Alle Chorsänger:innen interpretieren das gesamte Programm auswendig. Dieses herausragende Niveau und das Können sind es, die die Qualität von „Voices“ ausmachen und es verwundert nicht, dass der Chor bei internationalen Wettbewerben mit ersten Preisen überhäuft wurde. Durch den Vortrag ohne Notenmappen in der Hand kommt die Emotion durch die natürliche Körperhaltung unmittelbar bei den Zuhörenden an, nicht nur der Kontakt zum Dirigenten ist dadurch viel intensiver, sondern auch der zum Publikum.
Den Landesjugendchor „Voices“ gründete Oskar Egle im Jahr 2003 und führte ihn seither zu wahren Höhenflügen. Fast 300 Jugendliche wurden seit der Chorgründung und im Mitwirken bei „Voices“ musikalisch geprägt. Konzentrierte Proben und fröhliche Feste danach, also eine gute Mischung aus Vergnügen und Disziplin, sind die Grundlage für das Erfolgsrezept von „Voices“. Das war beim Abschiedskonzert unter der Leitung von Oskar Egle beeindruckend mitzuerleben.

Höhepunkte und Lieblingsstücke

Im zweiten Konzertteil präsentierte „Voices“ Höhepunkte, die sie auf ihrem achtzehnjährigen Weg in die „Volljährigkeit“ begleitet haben. In all diesen Balladen, rhythmischen Songs und Traditionals begeisterten die Sänger:innen durch ihre energiegeladenen und exakten Phrasierungen. Die textdeutliche Artikulation verlieh den Werkdeutungen zusätzlichen Drive. Im Traditionial „Witness“ zeigte sich, dass die Chormitglieder auch dynamisch aufdrehen können. Aufhorchen ließ in diesem Stück zudem die Modulation am Schluss. Die Flexibilität jeder einzelnen Stimmgruppe kam in „Butterfly“ von Mia Makaroff gut zur Geltung. Die warme Solostimme von David Höfel verlieh dem Traditional „Loch Lomond“ einen besonderen Schmelz. Ein voluminöser Chorklang zeichnete Vienna Tengs „Hymn of Axciom“ aus. Teilweise unterstrich „Random|Controll“ den Chor mit ausdrucksstarken, aber nie in den Vordergrund drängenden Begleitungen.

Auf zu neuen Ufern

Programmatisch endete der Konzertabend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird, mit dem Lied „So soll es bleiben“ von Annette Humpe. Genau mit diesem Lied verabschiedete sich Oskar Egle am Pult der „Voices“. „Engel“ von Rammstein interpretierte der Chor mit seinem neuen künstlerischen Leiter Paul Burtscher. Mit seiner Expertise und seinem prägnanten Dirigat darf man die weitere Entwicklung des Landesjugendchores „Voices“ mit Freude erwarten.

www.voices4you.com