Der kurze Weg vom Tanzboden zur Totengräberstimmung – Franui hinterließ beim Abonnementkonzert in Lustenau einen zwiespältigen Eindruck
Die Musikbanda Franui begeistert seit Jahren das Vorarlberger Publikum, insbesondere die Konzerte im Rahmen der Bregenzer Festspiele mit Nikolaus Habjan und dessen temperamentvoller Puppe Lady Bug und der Liederabend unter dem Motto „Alles wieder gut“ mit dem Bassbariton Florian Boesch haben wohl viele noch in guter Erinnerung. 'Solo' war die Musikbanda beim zweiten Abonnementkonzert im Lustenauer Reichshofsaal zu Gast. Unter dem Leitgedanken „Ständchen der Dinge“ präsentierte das Osttiroler Ensemble bearbeitete und 'weiter komponierte' Tänze sowie Lieder von Schubert und Mahler. Viele präsentierte Werke und die vielseitige Spielart der Musiker:innen beeindruckten, allerdings schienen die Bühnenpräsenz, der Energiefluss und die Emotion der Band an diesem Abend ziemlich reduziert.
„Ständchen der Dinge“ nannte Franui das Programm, das Andreas Schett als musikalischer Leiter mit eigenwilligen, aber informativen Moderationen vorstellte. Er erzählte, dass die Band seit nunmehr 29 Jahren in derselben Besetzung auftritt, dass sich die Musiker:innen früher Gedanken gemacht hätten, heute jedoch nicht mehr. Die musikalischen Ausgangspunkte der Musikbanda würden im Genre des Trauermarsches liegen. Trauermärsche seien die beste Volksmusik, weil sie für touristische Zwecke nicht zu gebrauchen seien. Mit ihren Darbietungen würden sie gerne die letzte Viertelstunde vor dem Tod in den Mittelpunkt stellen, weil knapp vor dem Sterben der Tanzboden liege, so Andreas Schett.
Lieder kreativ weiter gedacht
Bearbeitungen berühmter Lieder von Franz Schubert bildeten den musikalischen Hauptteil. Dabei kehrten Johannes Eder (Klarinette), Andreas Fuetsch (Tuba), Romed Hopfgartner (Saxofon), Markus Kraler (Kontrabass), Angelika Rainer (Harfe), Bettina Rainer (Hackbrett), Markus Rainer (Trompete), Andreas Schett (Trompete), Martin Senfter (Posaune) und Nikolai Tunkowitsch (Violine) die atmosphärische Dichte der musikalischen Hauptthemen in vielgestaltigen Instrumentalfarben heraus. Vorder- und Nachsätze sowie Motive erklangen kreativ verflochten mit mannigfaltigen überraschenden Wendungen. Hilfreich beim Miterleben der Lieder war es, die zugrunde liegenden Texte zu kennen. Zahlreiche Passagen ließen aufhorchen, beispielsweise in „Trockene Blumen“ der hoffnungsfrohe Aufschwung in der Schlusspassage. In „Ständchen“ wurden insbesondere die Übergänge spannend variiert. „Litanei auf das Fest Aller Seelen“ spielte Franui in einem eindringlichen Pianissimo und intensivierte mittels gedämpfter Blechblasinstrumente den Ausdrucksgehalt. „Um Mitternacht“, nach einem Lied von Gustav Mahler, spielten die Musiker:innen, indem sie die Melodie mit Pizzicati filigran und brüchig begleiteten, um dadurch den Bläsersatz in der Conclusio zu unterstreichen. Brahms‘ „Da unten im Tale“ sangen die Musiker:innen berührend.
Das gesamte Konzert war geprägt von einem leicht morbiden Humor und einer „wankelmütigen Totengräberstimmung“. Zwar boten die Tanzsätze einige Auflockerungen, doch wirkte der musikalische Duktus mitunter etwas „eintönig“. Mit „Canederli (fatti in casa)“ präsentierte Franui eine originelle Eigenkomposition. Geistreich und amüsant wurden darin typische Floskeln der volkstümlichen Musik aufs Korn genommen.
In musikalischer Hinsicht bot Franui also einiges. Allerdings verströmten die Musiker:innen wenig positiv gestimmte Spiellaune und somit fehlte die Quintessenz eines eindrücklichen Musikerlebnisses weitgehend.
www.franui.at