Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 24. Mai 2021 · Musik

Den Frühling musikalisch in schönen Farben herbeigespielt

Unter dem Motto „Tausendgrün. So sagt die Zeit“, fand der erste pforte-Spaziergang nach St. Arbogast statt. In der dortigen Pfarrkirche musizierten Claudia Christa (Flöte), Klaus Christa (Viola) und Alexander Swete Werke von Piazzolla sowie Diabelli und präsentierten als Höhepunkt das neueste Werk „Frühlingskreis“ von Michael Floredo. Die Interpreten stellten sich den hohen Ansprüchen und boten den Zuhörenden Klangerlebnisse, die unter anderem die Zerstörungswut gegenüber der Natur in eindrückliche musikalische Bilder fasste.

Michael Floredo ist als zeitkritischer Komponist bekannt. Die Inspiration für sein erstes Gitarrentrio erhielt er bei einer Wanderung durch die Örflaschlucht und sein Entsetzen über radikale Abholzungen und die Naturzerstörung. Doch nicht diese Wahrnehmungen allein sind in Floredos Komposition „Frühlingskreis“ eingeflossen, sondern auch allgemeine Gedanken über Kreisläufe, die zunehmend aus den Fugen geraten.

Der musikalische Fluss in „Frühlingskreis“ war gut nachvollziehbar, denn Michael Floredo schuf harmonische Klangfelder, die auf unterschiedliche Arten ins Wanken gebracht wurden. Impulsive Gesten, unisono geführte Passagen, markante Tongruppen, Doppelgriffe und virtuose technische Tonkaskaden verschoben oder durchbrachen die ruhigen Passagen. So trübten sich naturhafte Wohlklänge oftmals ein und verströmten eine unterschwellig brodelnde Kraft. Symbolartig erklingende Motive schlossen sich zu motorisch vorwärtstreibenden Verläufen zusammen, die von abrupten Schnitten unterbrochen wurden, bis der Klangfluss schließlich in einem abgeklärten Pianissimo verebbte. Dazwischen kristallisierte Klaus Christa an der Bratsche immer wieder ein Lamento heraus, das dem kraftvollen melodischen Fluss der Gitarre entgegenwirkte. Claudia Christa, Klaus Christa und Alexander Swete musizierten das bilderreiche Werk mit einer bewundernswerten Kraft, so dass im dichten musikalischen Geschehen auch die Klangfarben gut zur Geltung kamen. Überdies unterstrich die hallige Akustik im Kirchenraum die Wirkung der Musik.

Leidenschaftliche Geschichte des Tangos und vergnügliche Klassik

Astor Piazzolla wurde vor 100 Jahren, im Frühjahr 1921, geboren. Ihm zu Ehren spielten Claudia Christa und Alexander Swete das berühmte Werk „Histoire du Tango“, in dem der argentinische Komponist die Geschichte des Tangos wirkungsvoll Revue passieren lässt. Nicht von Beginn an entfaltete die Flöte im unterkühlten Klima der Pfarrkirche ihr eigentliches Klangvolumen. Doch allmählich stellte sich der für Piazzolla so typische Sound ein und das Temperament, die spezifischen harmonischen Farben sowie die originelle Perkussion auf der Gitarre führten mitten hinein in die Geschichte des Tangos. Lyrisch und gut stützend im Gitarrenpart erklang der zweite Abschnitt. Leidenschaftlich wie die Eröffnung „Bordel 1900“ stellten die Musikerin und der Musiker den dritten Teil „Nightclub 1960“ in den Raum, um im „Concert d’aujourd’hui“ einen energetischen Drive zu entwickeln.

Unterhaltsam wirkte zum Abschluss Antonio Diabellis „Serenata concertante“, op. 105. Die Freude des Trios beim kammermusikalischen Musizieren war mit dem gegenseitigen Geben und Nehmen sowie im dynamischen Rollentausch der Stimmen spürbar und verbreitete gute Laune. Vor allem im „Marcia“ kam auch der musikalische Humor nicht zu kurz. Aufhorchen ließ sodann der Kontrapunkt im Finalsatz, den Claudia Christa, Klaus Christa und Alexander Swete transparent ausspielten.