Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Fritz Jurmann · 04. Nov 2015 · Musik

Das Symphonieorchester Vorarlberg ist seit 30 Jahren erfolgreich unterwegs – Gefeiert wird mit musikalischen Spezialitäten

Kaum glaublich, dass seit dem ersten Konzert des Symphonieorchesters 1985 genau 30 Jahre vergangen sind – so sehr ist dieser Klangkörper inzwischen ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Kulturlebens in Vorarlberg geworden. Grund genug für Management und künstlerische Leitung des SOV, dieses Jubiläum im zweiten Abo-Konzert am 4. Dezember in Feldkirch und am 6. Dezember in Bregenz entsprechend zu feiern. In einer Pressekonferenz wurde am Mittwoch im Gasthof „Kornmesser“ in Bregenz auf diesen Anlass hingewiesen.

Spannende Orchestergeschichte


Die in einer Pressemappe enthaltene Geschichte des Orchesters in kurzen Fakten und Zahlen liest sich imponierend. Treibende Kraft und Gründungsdirigent war Christoph Eberle, der 1989 zum Chefdirigenten ernannt wurde und das Orchester in dieser Funktion über 15 Jahre lang zu bedeutenden Erfolgen führte. Ein Jahr später begann mit Mozarts „Cosi fan tutte“ die Reihe der bis heute jährlich gepflegten Opernproduktionen zusammen mit dem Landestheater. Ab 1994 startete die Abo-Reihe im Bregenzer Festspielhaus, ein Jahr später jene in Feldkirch. Heute verfügt das Orchester bereits über 1815 Abonnenten, die das finanzielle und ideelle Rückgrat bilden. 2005 übernahm der Südafrikaner Gérard Korsten von Eberle die Funktion des Chefdirigenten und setzte in den folgenden Jahren wichtige neue künstlerische Akzente. Korsten feiert damit beim kommenden Jubiläumskonzert auch sein zehnjähriges Wirken an der Spitze des SOV.

Ein besonders spektakuläres Kapitel in der Geschichte des Orchesters ist der Zyklus „Mahler 9X9“, in dem der heute weltberühmte, in Vorarlberg ausgebildete Dirigent Kirill Petrenko mit seinen ehemaligen Freunden vom Konservatorium alle Symphonien Gustav Mahlers erarbeitet. Nach den Werken eins bis vier und sechs folgt in der Saison 2016/17 die Fünfte. Der mittlerweile beim Bayreuther „Ring“ und als GMD an der Münchner Staatsoper tätige Dirigent, ab 2018 als Nachfolger von Simon Rattle auch Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, wird sein Versprechen gegenüber dem SOV trotz seiner internationalen Verpflichtungen auf jeden Fall bis zum Ende des Zyklus einhalten.

Musikvermittlung als wichtiger Faktor


Nach Michael Löbl, der das Orchester als Geschäftsführer von der Saison 1992 an leitete, hat diese Funktion seit September 2013 Mag. Thomas Heißbauer übernommen und neue Akzente bezüglich Programmgestaltung, Musikvermittlung und Außenwahrnehmung des Orchesters gesetzt. Er leitete auch die Pressekonferenz an der Seite des derzeitigen Vizepräsidenten Dr. Magnus Brunner, der den Präsidenten Dr. Manfred Schnetzer vertrat.

„Wir möchten die beiden Jubiläen unseres Orchesters und unseres Dirigenten bei den Abo-Konzerten ganz bewusst gemeinsam mit unserem Publikum feiern“, stellt Heißbauer gleich am Beginn klar. „Wir werden nach den Konzerten das Publikum einladen, mit unseren Musikern als ‚Come together‘ noch einen Umtrunk zu genießen und ins persönliche Gespräch zu kommen. Außerdem ist dort auch eine musikalische Überraschung geplant.“ Ansprachen wird es beim Konzert jedenfalls keine geben, nicht zuletzt deshalb, weil das Programm mit der berühmten Symphonie „Aus der neuen Welt“ von Dvorák und dessen weit seltener gespielten „Symphonischen Variationen“ live für eine spätere CD mitgeschnitten wird.

CD „Sternstunden“ Vol. 2


Eine weitere „Sternstunden“-CD mit besonders gelungenen Aufführungen in Mitschnitten des ORF in den Jahren 2010 bis 2015 soll es bereits zum Jubiläum geben. Die erste Ausgabe erschien vor fünf Jahren. Heißbauer: „Wir sind dem ORF sehr dankbar für diese Mitschnitte, die uns auch die Präsenz im Klassiksender Österreich 1 sichern und als Visitenkarte manche Verhandlungen für Konzerte außerhalb Vorarlbergs erleichtern.“

Die neue CD wird 13 Titel umfassen, vor allem mit Gérard Korsten, der damit erstmals zusammen mit dem SOV auf CD dokumentiert wird. Heißbauer: „Was uns ganz besonders freut, ist, dass auch Kirill Petrenko sein Einverständnis gegeben hat, dass wir einen Satz aus der Dritten Mahler für diese CD verwenden dürfen. Kirill ist generell sehr zurückhaltend mit Veröffentlichungen, aber das zeigt auch seine Verbundenheit dem Orchester gegenüber. Inzwischen ist auf diese Weise auch das internationale Interesse an unseren Aufnahmen entsprechend groß.“ Vertreten sein werden auf der CD auch namhafte heimische Solisten wie der Pianist Aaron Pilsan, der Trompeter Jürgen Ellensohn und das Duo Alex Ladstätter, Klarinette, und Heidrun Wirth-Metzler, Fagott.

Neues Büro als Organisationszentrum


Weitere Diskussionsthemen: Das Orchester besitzt dank der Unterstützung durch die Stadt Bregenz in der Rathausstraße 11 auch endlich entsprechende Büro-Räumlichkeiten. Immerhin gilt es derzeit 17 Produktionen pro Jahr von dort aus zu organisieren, dabei auch den Kontakt mit den Abonnenten für ihre Wünsche und den Musikern für entsprechende Terminabsprachen zu halten. Das Thema Musikvermittlung wird nach dem erfolgreichen Start mit dem Projekt „Kommissarin Flunke“ auf zwei Schienen weitergeführt, als Schulpartnerschaft mit Workshops von Musikern in den Klassen für 9 bis 13-Jährige und als Konzert für Zuhörer von 14 bis 18 Jahren.

Unzumutbare Akustik im neuen Montforthaus


Ein Thema unter den anwesenden Journalisten im SOV-Gespräch war auch die anfänglich absolut unzumutbare Akustik im neuen Montforthaus. Dort dürften laut Heißbauer jetzt die ärgsten Kinderkrankheiten behoben und die durch großspurige Ankündigungen im Vorfeld allzu hoch gespannten Erwartungen auf ein Normalmaß reduziert worden sein. Bezüglich der Einbindung zeitgenössischer Musik muss Heißbauer den Spagat halten zwischen den Hörgewohnheiten seiner Abonnenten und einem vorsichtigen Vortasten in neue Bereiche, ohne seine Kunden damit zu vergraulen. Vorarlberger Komponisten werden mit ihren Werken nach wie vor im Festival „Texte und Töne“ des ORF – das nächste Mal am 7. und 8. November – als Nischenprogramm gespielt. International gefragte Moderne mit Werken etwa von Britten oder Lutoslawski findet in vorsichtiger Dosierung im Abo-Programm Berücksichtigung. Angedacht ist dort auch die Aufführung eines Werkes des international erfolgreichen, im Montafon aufgewachsenen Komponisten Georg Friedrich Haas.

Nach wie vor nicht im Geld schwimmen kann das SOV, deshalb sind die Gagen der Musiker auch nach mehreren Subventionserhöhungen durch das Land noch relativ bescheiden. Ungeachtet dessen will man weiter expandieren. Nach dem sehr erfolgreichen Konzert unter Hans Graf vor kurzem bei der EXPO in Mailand soll es laut Heißbauer in Zukunft zwar keine großen Tourneen, aber Einzelgastspiele geben, in denen die Programme der Abo-Konzerte weiter verkauft werden können.

 

2. Abo-Konzert des SOV (30-Jahr-Jubiläumskonzert)

Fr, 4. Dezember, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
So, 6. Dezember, 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Dirigent: Gérard Korsten
Solisten: Apollon Musagète Quartett

Antonin Dvorák: Symphonische Variationen op. 78
John Adams: „Absolute Jest“ für Streichquartett und Orchester
Antonin Dvorák: Symphonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ e-Moll op. 95

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