Bravouröser Hornist und eleganter Dirigent – Jubel für den Solisten Stefan Dohr, das SOV und Leo McFall am Pult
Zum dritten Abonnementkonzert lud das Symphonieorchester Vorarlberg mit einer rund um England und Schottland kreisenden Werkauswahl sowie dem britischen Dirigenten Leo McFall. Im Mittelpunkt stand der international gefeierte Hornist Stefan Dohr, der zuerst mit dem Hornkonzert von Gordon Jacob begeisterte und dann mit Messiaens Solostück „Appel Interstellaire“ die Zuhörenden in seinen Bann zog. Gerahmt wurde das Konzert von Haydns „Londoner“ Symphonie Nr. 98 sowie der „Schottischen“ Symphonie von Felix Mendelssohn Bartholdy. Leo McFall leitete die Musikerinnen und Musiker elegant und mit präziser Gestik.
Der Hornist Stefan Dohr ist einer der herausragendsten Musiker seines Faches und genießt international einen ausgezeichneten Ruf. Deshalb waren die Erwartungen an seine Interpretation des Hornkonzerts von Gordon Jacob sehr hoch gesteckt. In kompositorischer Hinsicht stellt Gordons Musik einen Stilmix dar. Vor allem der Kopfsatz lebte von rhythmischen Schüben, die an Strawinsky erinnerten und auch jazzartige Anklänge in sich bargen. Das mitteilsame Werk wirkte eingängig und bot dem Solisten eine Bühne, um zugleich sein spieltechnisches und musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Und diese nutzte Stefan Dohr unprätentiös und musikalisch höchst abwechslungsreich. Abwechslungsreich formte er das unterhaltsame Werk, bot virtuos treibende Passagen und stellte diesen wunderbar weiche und klangsinnliche Kantilenen zur Seite. So zeigten sich die verschiedenen Gesichter des Horns hervorragend. Auf der einen Seite kraftstrotzend und unmittelbar im Zugriff, auf der anderen Seite lyrisch und melancholisch mit warmem Timbre. Einen besonderen Klang zelebrierten der Solist und die Streicher im Adagio, in dem sich der elegische Charakter in bewundernswert leisen Tönen entfaltete.
Die Werkdeutung begeisterte, doch dann setzte Stefan Dohr noch eines drauf. Messiaens „Appel Interstellaire“ stellte er mit einer atemberaubenden Spieltechnik in den Raum. Beginnend mit einer „Anrufung“ entfaltete sich die ganze Emotion und eröffnete selten gehörte Klangwelten, die zum Ende hin in ein sinnliches Pianissimo geführt wurden.
Zuerst dezent, dann temperamentvoll
Bereits die langsame Einleitung in Haydns Sinfonie Nr. 98 ließ aufhorchen, denn transparent und zurückhaltend führten die Musikerinnen und Musiker zum Hauptthema hin. Schöne solistische Einlagen sowie gut austarierte Klangfarbenspiele zeichneten den langsamen Satz und das Menuett aus.
So richtig in Fahrt kam das Orchester im Finalsatz. Der tiefsinnige Elan entfaltete sich sogleich nachdem Heidrun Pflüger mit ihrem Oboensolo den Esprit des Hauptthemas entfachte. Weiters lenkten unter anderem zwei kompositorische Details die Aufmerksamkeit auf sich. Die Konzertmeisterin Michaela Girardi formulierte ihr Solo mit einer fragenden Geste geistreich aus. Humorvoll wirkte am Ende das umtriebige, in hohen Lagen gesetzte Cembalosolo von Edeltraud Burtscher.
Plastisch ausgeformt
Mit Mendelssohn Bartholdys dritter Symphonie – der sogenannten „Schottischen“ – stellten das SOV und Leo McFall ein beeindruckendes Klanggemälde dar. Die Werkdeutung lebte vor allem durch den hervorragend ausbalancierten Gesamtklang, so dass die Themengestalten sehr plastisch zur Geltung kamen. Mit Elan erklang das Vivace, belebt durch das Klarinettensolo von Francesco Negrini. Gleichzeitig zeigte sich in diesem Abschnitt, dass Leo McFall auch den leisen Tönen einen großen Stellenwert verlieh. Einen Drive entwickelte das Allegro vivacissimo. Besonders hier kam die spezifische „europäische“ Orchesteraufstellung – in der die ersten und zweiten Geigen einander gegenüber platziert sind, die Celli und Bratschen in der Mitte und die Kontrabässe hinter den ersten Geigen erklingen – hervorragend zur Geltung.
Zum Schluss konnten sich die Orchestermusikerinnen und -musiker und besonders die herausragenden Solistinnen und Solisten aus den Reihen des Orchesters sowie Leo McFall über den begeisterten Applaus des Publikums freuen.