Die Company Wayne McGregor eröffnete mit „Deepstaria“ den 38. Bregenzer Frühling. (Foto: Ravi Deepres)
Silvia Thurner · 22. Jän 2012 · Musik

Brahms und Bruckner – ein beeindruckendes Meisterkonzert mit den Wiener Symphonikern und dem herausragenden Pianisten Lars Vogt

Die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Marc Albrecht widmeten sich im Rahmen der Bregenzer Meisterkonzerte einem berühmten Gegensatzpaar. Werke der beiden Komponisten Johannes Brahms und Anton Bruckner wurden mit viel Liebe zum Detail und mit Bedacht auf die großen Bögen geformt. Im Mittelpunkt stand der Solist Lars Vogt, der Brahms’ erstes Klavierkonzert packend und vielgestaltig musizierte. Seine Anschlagskultur in den leisen Passagen versetzte die ZuhörerInnen in Staunen und sorgte für Begeisterung.

Kraftvoll und leidenschaftlich stellten die Wiener Symphoniker die wuchtige Einleitungspassage des Brahms-Klavierkonzertes in den Raum. Gut konturiert wurden die Spitzentöne, während die tiefen Register Halt für die aufgewühlten Trillermotive boten. Lars Vogt stimmte seinen Part energisch an und entfaltete sogleich den für Brahms so typischen Grundton. Von seinem Spiel ging ein großer Aufforderungscharakter aus, auf den sich das Orchester energiegeladen einließ. So entwickelte sich eine spannende Interpretation mit zahlreichen dialogischen Wechselspielen. Lediglich ein paar Nahtstellen erklangen nicht optimal aufeinander abgestimmt.

Die Quintessenz der Klanggebung

Kernstück war der langsame Satz des Klavierkonzertes. Höchst bemerkenswert entführte Lars Vogt die ZuhörerInnen in seine musikalische Welt. Der sprechende Duktus seines Spiels und die mit feinsten Nuancen modellierten leisen Passagen bewirkten eine sphärische Klangwirkung. Die Töne kamen aus dem Nichts und verflüchtigten sich auch wieder dorthin. Tonmotive sanken ab ins Leere, ein aufgewühlter Klanggrund und tremolierende Linien unterstrichen die innere Unruhe der Musik. Leichtfüßig wirkte der Finalsatz, in dem sich der Klavier- und Orchesterpart gut ausbalanciert gegenseitig ergänzten.

Sportlich und körperbetont

Die unterschiedlichen Schreibstile und kompositorischen Überzeugungen, die die Musik von Johannes Brahms und Anton Bruckner unterscheiden, kamen mit der anschließenden Deutung der dritten Symphonie von Anton Bruckner zum Ausdruck. Marc Albrecht konturierte die großen Bögen, die in sich abgeschlossenen Klangblöcke sowie die leidenschaftlichen Stimmungsbilder in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Das Orchester folgte den präzisen und körperbetonten Gesten des Dirigenten gut.

Gut strukturiertes Ganzes

In einer klar nachvollziehbaren Aufeinanderfolge entwickelten die Musiker die einzelnen Hauptthemen im Eröffnungssatz, denn Generalpausen wurden als Orientierung gebende Schlusspunkte gesetzt. Etwas langatmig wirkte das nachfolgende Adagio. Im Gegensatz dazu beeindruckte die kraftvolle und gleichzeitig elegante rhythmische Gestaltung des Scherzos. Die spitzigen Artikulationen ergaben einen federnden Duktus. Diese Charakterzüge wurden auch ins Finale weitergetragen. Besonders die spannungsgeladen eingesetzten Wechselwirkungen zwischen den Streichern und den Bläsern hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.