Bombastische Klangtürme – der Organist Rudolf Berchtel und das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma nahmen sich zum Jubiläum (fast zu) viel vor
Vor fünfundzwanzig Jahren wurde die Behmann-Orgel in der Stadtpfarrkirche Dornbirn restauriert. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Erhalt des originalen Klangcharakters gelegt. Die zweitgrößte Orgel des Landes eignet sich besonders für groß angelegte symphonische Orgelliteratur. Zum Jubiläum gestalteten Rudolf Berchtel und das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma ein monumentales Orgel- und Orchesterkonzert mit Werken von Franz Liszt, Camille Saint-Saens und Alexandre Guilmant. Rudolf Berchtel spielte den Orgelpart hervorragend. Die Werkdeutungen von Liszt und Saint-Saens hinterließen jedoch lediglich einen mäßigen Eindruck.
Es war eine große Herausforderung, der sich alle beteiligten MusikerInnen stellten, denn die akustischen Bedingungen in der Stadtpfarrkirche Dornbirn sind alles andere als ideal für ein derart groß besetztes Konzert. Leider gibt es in Vorarlberg keinen Konzertsaal mit Orgel, denn für einen derartigen Raum sind die Symphonien für Orgel und Orchester von Guilmant und Saint-Saens konzipiert.
Ungünstige Bedingungen
Ein großes Problem für das "Collegium Instrumente" stellte die Intonation innerhalb des Orchesters sowie im Verhältnis zwischen Orchester und Orgel dar. Die Orgel ist niedriger als die Orchesterinstrumente und in sich nicht optimal ausbalanciert gestimmt, sodass sich im Zusammenwirken mitunter ziemlich große Diskrepanzen in der Ausgewogenheit des Gesamtklanges ergaben.
Erst nachdem ich mich an die hallige Akustik gewöhnt und mich damit abgefunden hatte, nur die äußeren Konturen der Werkdeutungen hören zu können, konnte ich mich auf die musikalischen Darbietungen einlassen.
Leidenschaftliches Klangmonument
Alexandre Guilmant schrieb in seine 1. Symphonie für Orgel und Orchester, op. 42 viele empfindsame Melodien ein, die durch leittönige Stimmführungen einen sehnsuchtsvollen Charakter verströmten. Im Wechselspiel mit monumentalen Akkordballungen ergab sich ein wirkungsvolles musikalisches Ganzes. Die Idylle im langsamen Satz verbreitete eine in sich stimmige, innere Ruhe, und die virtuosen Passagen im Finalsatz wurden hervorragend in Szene gesetzt. Vor allem Rudolf Berchtel an der Orgel verlieh der Werkdeutung Profil, spielte die Musik mit einer gut angepassten Registrierung und fasste die nach klassischen Vorbildern konzipierte Musik in klare Konturen. Das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma war ein ebenbürtiger Partner.
Plastische Steigerung
Weniger homophon angelegt und mit differenzierten Linienführungen versehen waren die anschließenden Kompositionen. In Franz Liszts Legende Nr. 2 für Orchester „Der heilige Franziskus über die Wogen schreitend“ gelang vor allem die Darstellung der immer größer werdenden, wogenden Klangflächen eindrucksvoll.
Diffuse Klangkaskaden
Camille Saint-Saens schuf mit seiner „Orgelsymphonie“, op. 78 ein monumentales Werk mit vielen reizvollen Themengestalten und spannenden Wechselbeziehungen zwischen den Klangcharakteren von Orgel und Orchester. In Dornbirn wurden das Poco Adagio und der Finalsatz interpretiert. Allerdings wirkte die Werkdeutung aufgrund der akustischen Raumverhältnisse und letztlich auch wegen der spieltechnischen Grenzen des „Collegium Instrumentale“ wenig befriedigend.