Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 14. Mär 2012 · Musik

Berühmte Werke, wenig beeindruckende Deutungen – Die Staatskapelle Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin enttäuschte bei „DornbirnKlassik“

Der fünfte Abend im Rahmen der Reihe „DornbirnKlassik“ beinhaltete alles, was ein ansprechendes Abonnementkonzert ausmacht, Beethovens 5. Symphonie, den berühmten Geiger Benjamin Schmid mit Korngolds Violinkonzert und die bombastische Ouvertüre Solennelle „1812“ von Tschaikowsky. Doch die steifen Mienen der OrchestermusikerInnen und die spärliche Kommunikation zwischen ihnen und dem Dirigenten Daniel Raiskin wirkten wenig energetisch. Lediglich in Tschaikowskys Ouvertüre stellte sich ein gemeinsamer Atem ein. Benjamin Schmid ist ein Meister seines Faches, er glänzte mit seiner intensiven Darbietung.

Beethovens Symphonie Nr. 5 in c-Moll ist eines der berühmtesten Werke der Musikgeschichte und es gibt wohl kaum jemanden, der die Hauptthemen dieses Werkes nicht im Ohr hat. Wenn ein Orchester dieses Werk auf das Programm setzt, gelten deshalb höchste Maßstäbe im Interpretationsansatz und -vergleich. Doch diesen hielt das Staatsorchester Rheinische Philharmonie nicht stand. Aufgewühlt im Duktus, jedoch wenig in sich abgerundet, teilweise sogar mit nicht exakt ausgeführten harmonischen Akkordsetzungen erklang der Eröffnungssatz. Das gehende Grundmetrum im Andante con moto war während der ersten Hälfte eher unklar ausformuliert. Erst allmählich fanden die MusikerInnen zueinander, so dass sich ein überzeugender musikalischer Fluss entwickelte. Auch den Übergang zum strahlenden Finale der Symphonie gestaltete das Orchester plastisch.

Mitteilsam und energiegeladen

Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert rückte den renommierten Geiger Benjamin Schmid ins Zentrum. Während das Orchester eher eine „dienende“ Rolle einnahm, beinhaltete der vielschichtige Solopart viel Raffinesse. Auf Händen wurde Benjamin Schmid getragen und er füllte seine Stellung innerhalb des Werkganzen mit Nachdruck aus. Gefühlsbetont, intensiv und mit dem für diese Musik notwendigen Schmelz formte er die Themen aus und gab dem musikalischen Verlauf vor allem im zweiten Satz auch Zeit zum Verweilen. Mit virtuosen Phrasierungen stellte Benjamin Schmid die Kadenz in den Raum. Die anschließende Zuspitzung und die grell wirkenden Orchesterfarben vermittelten Spannung. Mitreißend erklang das Allegro assai vivace im Finalsatz, in dem der Solist die OrchestermusikerInnen herausforderte und mit sichtlichem Vergnügen die schwierigen Passagen modellierte.

Pompöse Klangschilderungen

Der riesige Orchesterapparat und die emotionalen musikalischen Schilderungen in Tschaikowskys Ouvertüre Solonnelle „1812“ kamen dem Orchester entgegen. Schon in den vorherigen Werken waren die Holzbläser positiv aufgefallen, nun fanden die OrchestermusikerInnen in den großräumig angelegten musikalischen Bildern zueinander und füllten das Dornbirner Kulturhaus mit fulminanten und pompösen Klangtürmen aus.
Viele KonzertbesucherInnen hatten Freude mit den bekannten Werken berühmter Komponisten. Wer andere Werkdeutungen kennt, ging enttäuscht aus dem Konzertsaal.