Neu in den Kinos: „Teaches of Peaches" Musikdoku des gebürtigen Vorarlbergers Philipp Fussenegger (Foto: Avanti Media Fiction)
Peter Bader · 11. Mär 2012 · Musik

Feminine physische und stimmliche Bühnenpräsenz - Térez Montcalm begeisterte am Spielboden

Die franko-kanadische Jazz-Sängerin Térez Montcalm wurde am Samstagabend im sehr gut besuchten Spielboden stürmisch gefeiert.

Es war mit ca. 85 Minuten ein eher kurzes Set, das die franko-kanadische Jazz-Sängerin Térez Montcalm an diesem Samstagabend im Spielboden zusammen mit ihrer gut aufgestellten Band bestritt. Aber besser hätte Montcalm ihren Auftritt in Hinblick auf die Dramaturgie nicht inszenieren können: der Spannungsbogen war perfekt. Am Ende tobte das zahlreiche Publikum. Aber der Reihe nach.

Die 48-jährige Sängerin mit der etwas rauchigen Stimme und dem jazzigen Kehlkopf-Vibrato eröffnete den der 2005 verstorbenen legendären Pianistin und Vokalistin Shirley Horn gewidmeten Abend als Gitarrensolistin mit Leon Russells Ballade „A song for you“ still und zurückhaltend. Ein persönliches Statement, das intimer nicht hätte sein können und das die Qualitäten der Jazz-Vokalistin sofort herausstrich: eine gut klingende, intonationssicher und rhythmisch präzise geführte Stimme, die zwar nicht als groß oder gar spektakulär bezeichnet werden kann, die aber einer gewissen Erotik nicht entbehrte. Dies war nicht zuletzt durch die aparte Erscheinung der Sängerin selbst begründet; man wurde einer Vokalistin gewahr, die sich zwar scheu gab, die aber durch ihre feminine physische Bühnenpräsenz durchaus als raumgreifend bezeichnet werden kann.

Als Sängerin überzeugend, begleitete sie sich auch auf ihrer semiakustischen Gitarre souverän. Dies fiel ihr leicht, wurde sie doch von einer aus Top-Musikern bestehenden Formation getragen: Jean-Sébastien Williams an der semiakustischen Gitarre, Pierre De Bethmann am Piano, Christophe Wallemme am Kontrabass und Steve Williams am Schlagzeug waren verlässliche Sidemen, die nicht nur als Begleitmusiker beim Comping sondern auch als Solisten ganze Arbeit leisteten. Bethmann fiel etwa durch seine ästhetische Spielweise und seinen kultivierten Anschlag am Seiler-Flügel auf und brillierte durch geschmeidige perlende Läufe.

Shirley Horn sei bekannt für ihre Balladen, informierte Montcalm zu Beginn scheu; und so werde der Abend „slow and laidback“. Das war allerdings ein Understatement, denn neben den gefühlvollen Balladen wie „Here´s to life“, „If you love me“ oder „You won´t forget me“ des Programms waren auch swingende und groovige Nummern zu hören. Etwa der druckvolle Titel „Nice and easy“, die schnellere Nummer „Just in time“ oder Nina Simones  bekannter Erfolgssong „My baby just cares for me“.

Der Schlussgruß kam gefühlsmäßig früh und wurde mit frenetischen Zugabeforderungen beantwortet. Die Band ließ sich nicht lange bitten und gewährte zwei weitere Stücke. Darunter Jimi Hendrix´ „Voodoo Child“, mit dem Montcalm ihren rockigen Zugang zum Jazz unterstreichen konnte und in dem auch der berühmte Basslauf aus dem Hendrix-Song „Hey Joe“ kurz zitiert wurde.

Nach dem endgültigen Abgang wollte der Applaus nicht enden.