Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Ionian · 15. Mär 2012 · Musik

Lambchop waren im Dornbirner Spielboden wie ein Flüstern im Dunkeln

Mit Lambchop ist das erste große internationale Highlight dieses aufkeimenden Frühjahrs im Dornbirner Spielboden über die Bühne gegangen. Der Laden war mit über 550 Gästen gerammelt voll und wahrscheinlich so still wie noch nie. Kurt Wagner verfolgte mit seiner vielköpfigen und variablen Formation etwas, das Fans gerne als „sanfte Eleganz“ bezeichnen. Das Konzert war leise, fast wie ein Flüstern im Dunkeln, und ruhig wie die spiegelglatte Oberfläche eines tiefen Sumpfes.

Dass die Band gerade massiv durch Europa tourt, hat ein neues Album zum Grund. Mit dem Titel „Mr. M“ ist es am 21. Februar erschienen und verarbeitet den Freitod von Wagners Freund Vic Chesnutt. Und irgendwie steckt in den Songs auch diese Schwere und eine gewisse Traurigkeit. Dabei besingt der inzwischen 55-Jährige vielmehr das, was im Leben wichtig ist, die Liebe und das gemeinsame Zeitverbringen.

Verhältnismäßig unlaut

Lambchop haben im Spielboden vorgeführt, dass man ein Live-Konzert auch in Zimmerlautstärke abhalten kann. Erst in dieser unlauten Situation fiel auf, wie viel Lärm man als Publikum macht. Schuhabsätze klappern, Becher und Flaschen fallen um, Durchgangstüren fallen ins Schloss und es wird gekichert. Manchen war es irgendwann zu eintönig und sie flüchteten an die Bar oder noch vor der Zugabe nach Hause. Aber die Meisten bewiesen sich als gute Zuhörer und aufmerksame Stillsitzer und -steher.

Subtiler Minimalismus

Kurt Wagners vibrierende rauchige Stimme wurde nur selten erhoben, blieb meistens eher ein sanftes Hauchen. Auch instrumental zeichnete sich die Musik durch einen bewussten Minimalismus aus. Die Sounds wurden in homöopathischen Dosen verabreicht. Neben Wagners Akustikgitarren fielen vor allem klavierbetonte Parts auf. Es gab auch Songs, in denen gar nicht gesungen wurde oder nur eine sphärische Frauenkopfstimme über allem schwebte. Das Schlagzeug wurde nur mit Besen oder Schlägeln gestreichelt. Die Slide-Gitarre gab den unverwechselbaren Country Touch und mit Streichersounds und Keyboards wurden feine Klangfarben eingewoben. Alles passierte subtil und doch wirksam. Alles wollte entdeckt und erhört werden. Genau das hat die Aufmerksamkeit gefesselt und jedem Ton und jedem Klang zusätzlich Bedeutung verliehen.

Le grand finale

Die alten Hasen aus Nashville gaben sich routiniert und humorvoll. Als sie dann zur Zugabe erneut auf die Bühne gebeten wurden, kam Wagner selbst nach vorne und machte den Frontman. Er lag sogar einmal kurz auf dem Rücken auf der Bühne. In den letzten beiden Liedern kam, verstärkt durch den Kontrast zur beinahe unerträglichen Ruhe des restlichen Programms, fast etwas auf, das man als schwungvoll bezeichnen könnte. Man konnte auch tatsächlich ein paar Leute tanzen sehen. Aber das war die Ausnahme am Schluss, denn der Abend war eindeutig was fürs Ohr und nicht für die Beine.