Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 03. Jul 2021 · Musik

Aus dem Schatten Mozarts ans Licht geholt – das Concerto Stella Matutina brachte erhellende Hörerlebnisse auf die Kulturbühne AmBach

Die Abonnementkonzerte des Concerto Stella Matutina sind für ihre ideenreichen Programme weithin bekannt. Nach den erst kürzlich präsentierten „Vier Tageszeiten“ mit Musik von Vivaldi wurden nun Zeitgenossen von W.A. Mozart ins musikalische Blickfeld gerückt. Was es mit den Beinamen „Der englische Mozart“, „Der schwarze Mozart“ oder „Der Französische Mozart“ von Thomas Linley, Joseph Boulonge, Ignaz Pleyer auf sich hat, wurde musikalisch abwechslungsreich abgebildet. Viel bisher unbekannte Werke gab es dabei zu entdecken und auch zu bestaunen, insbesondere das Pleyel Klarinettenkonzert und den virtuos agierenden Vlad Weverbergh.

Die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart überstrahlt alle seine Zeitgenossen. Dies liegt auch im Missstand begründet, dass mutlos programmierende Konzertveranstalter immer wieder den ewig gleichen Werkekanon durchkauen. Das CSM und der musikalische Leiter Thomas Platzgummer schauten über den Tellerrand hinaus und präsentierten den begeistert Zuhörenden einige staunenswerte Kompositionen.

Am meisten imponierte die Ouvertüre „L’amant anonyme“ von Joseph Boulogne, Chavelier de Saint George, der oft der „schwarze Mozart“ genannt wird. Der in Frankreich zu seiner Zeit sehr erfolgreiche Komponist, Sohn eines französischen Plantagenbesitzers und einer schwarzen Sklavin, schrieb seine Musik im Stil der Mannheimer Schule. Voller Esprit steigerten die Musikerinnen und Musiker mit immer kürzer werdenden Tondauern den Bewegungsfluss. Die aufstrebenden Gesten erklangen zum Zielpunkt hin betont, fragende und antwortende Gesten wurden kontrastreich artikuliert und weiterleitende Durchgänge in den begleitenden Stimmen sowie Fern- und Naheverhältnisse transparent ausgeformt. Alle diese Wesenszüge ließen einesteils an Haydn denken und wiesen auf Mozart hin.

Eindrucksvoll gelang die Interpretation des Klarinettenkonzertes von Ignaz Pleyel, der das Konzert ursprünglich für Flöte oder Violoncello oder Klarinette komponiert hat. Vor allem die gespaltenen melodischen Linienführungen forderten höchste spieltechnische Virtuosität ein. Diese brachte der belgische Klarinettist Vlad Weverbergh mit. Er spielte auf einem Nachbau einer Klarinette in C, noch weitgehend ohne Klappen. Dass das Rohrblatt aufgrund des feuchten Wetters am Konzertabend in den hohen Lagen etwas launisch reagierte, schmälerte den guten Eindruck der Werkdeutung nicht. Im Adagio ließ der feine Instrumentalklang aufhorchen, der im Vergleich mit modernen Instrumenten weicher, weniger grundtönig und ein bisschen einer Schalmei ähnlich klang. Die rufartigen Motive im humorvollen Rondo und die wirkungsvollen Stimmungsumschwünge verbreiteten im Finalsatz gute Laune.

Musikalisches Theater

Viel Unterhaltung bot die „Ouverture zu „Les Comédiens amulans“ des französischen Komponisten Francois Devienne, wo sich ein Fagott (Barbara Meditz), ein Horn (Andreas Schuchter), eine Oboe (Ingo Müller), eine Klarinette (Vlad Weverbergh) und eine Flöte (Angelika Gallez) zusammen mit dem CSM ein unterhaltsames Stelldichein gaben. Viel theatralische Kraft verströmte die Musik aus dem Pantomime-Ballet „Fiskarena“ von Joseph Martin Kraus. Das Werk modellierte das Orchester mit straffen Phrasierungen und wirbelnden Gesten, die auf der einen Seite das fröhliche und auch derbe Treiben und auf der anderen Seite romantische Stimmungen darstellten.

Kompositionen von Thomas Linley the younger und Vincente Martin y Soler ergänzten das Programm. Mit viel Engagement musizierte das Concerto Stella Matutina. Doch das gewohnt souveräne, hohe musikalische Niveau ließ an diesem Konzertabend ziemlich lange auf sich warten. Erst nach und nach stellte sich bei den Streichern eine exakte Intonation und ein ausgewogener Gesamtklang ein.