Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 14. Aug 2012 · Musik

Aus dem Meer der Stille auftauchende Tongestalten – das Ensemble LUX ermöglichte ein nicht alltägliches Konzerterlebnis

Zum Abschluss der Reihe „Kunst aus der Zeit“ gastierte das Wiener Ensemble LUX bei den Bregenzer Festspielen. Viele Zuhörende interessierten sich für die angekündigten Streichquartette von Luigi Nono und Georg Friedrich Haas. In vollkommener Dunkelheit wurde Haas’ drittes Streichquartett gespielt. Auf diese Weise wurden die Sinne geschärft und die Musik in das Zentrum der Wahrnehmung gestellt. Die Atmosphäre im Seestudio war einzigartig und das Publikum reagierte begeistert.

Mit dem Streichquartett „Fragmente – Stille, an Diotima“ des italienischen Komponisten Luigi Nono wurden die zahlreichen ZuhörerInnen in eine fein ziselierte Klangwelt geführt. Die Stille als Kontinuum, aus dem zarte Tonfragmente in vielgestaltigen Varianten auftauchten, spielten Bojidara Kouzmanova, Thomas Wally, Julia Purgina und Mara Kronick auf das Wesentliche konzentriert. Dabei strahlten sie eine bewundernswerte Ruhe aus und hielten von Anfang bis zum Ende die Spannung. Wer sich vom musikalischen Fluss leiten lassen und die Wahrnehmung auf die fein abgestimmten Nuancen der Tonqualitäten fokussieren konnte, erlebte eine sinnliche Werkdeutung.

Georg Friedrich Haas’ Werke sind eine Klasse für sich

Einesteils offen und doch ganz in sich gekehrt wirkte das „In iij Noct.“, das dritte Streichquartett, von Georg Friedrich Haas. Es war eine Freude, diese Aufführung miterleben zu können und endlich kehrte Georg Friedrich Haas – zumindest mit einem Streichquartett – zu den Bregenzer Festspielen zurück. Hier hat er bekanntlich mit den Opern „Nacht“ und „Die schöne Wunde“ unter dem Intendanten Alfred Wopmann seine internationale Karriere gestartet. Herausragende Erfolge feierte der Komponist in den vergangenen Jahren mit seiner individuellen Kompositionsart. Mittlerweile zählt der in Vorarlberg aufgewachsene und vielfach ausgezeichnete Komponist zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart.

Neben der Innenschau auf die Tonspektren erweiterte Georg Friedrich Haas in einigen Werken das Musikerleben für die Spieler und das Publikum um die optische Komponente des Lichts. In diesem Zusammenhang trat die Frage in den Mittelpunkt, was passiert, wenn ein Musikstück in vollkommener Dunkelheit musiziert wird.

Musikwahrnehmung in völliger Dunkelheit

Die StreichquartettmusikerInnen waren zur Aufführung von „In iij Noct.“ in den vier Raumecken des Seestudios postiert. Die Zuhörenden rückten damit ins Zentrum des Geschehens. Spannend war die Erfahrung, dass in vollkommener Dunkelheit die Raumorientierung der einzelnen Schallereignisse in meiner Wahrnehmung sehr dominant wurde. Die Musiker sprachen mit kurzen Fragmenten sogenannte „Einladungen“ an die Streichquartettpartner aus. Diese verklangen entweder im Nichts oder sie wurden von einer oder mehreren Stimmen erwidert. Die Wechselspiele und die Kommunikationsmuster zwischen den Instrumenten entwickelten sich kurzweilig und in anregenden Mustern. Das Publikum reagierte begeistert auf dieses nicht alltägliche Konzerterlebnis und spendete dem hervorragenden „Ensemble LUX“ euphorischen Applaus.

Qualitätvolle KAZ-Konzerte

Das diesjährige KAZ-Programm ist im Hinblick auf die Konzertanzahl äußerst mager ausgefallen. Jedoch überzeugten die beiden Kammerkonzerte mit dem Klarinettenduo Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm sowie dieses mit dem Ensemble LUX durch ihre spezifischen Eigenarten und die Qualität der Darbietungen.