Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 24. Apr 2018 · Musik

Ansteckende Freude beim gemeinsamen musikalischen Gestalten – das „Collegium Instrumentale Dornbirn“, Guntram Simma, Yunus Kaya und Martin Lindenthal hinterließen großen Eindruck

Beim zweiten Abonnementkonzert gastierte das „Collegium Instrumentale“ Dornbirn unter der Leitung von Guntram Simma im Lustenauer Reichshofsaal. Gleich zwei Solisten bereicherten den abwechslungsreichen und auf hohem Niveau musizierten Abend. Der Pianist Yunus Kaya interpretierte das berühmte erste Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven und begeisterte mit seiner Werkdeutung. Mit dem zeitgenössischen Werk „Selbstbetrachtungen“ von Wolfgang Lindner und dem Tenor Martin Lindenthal war eine sehr eindrücklich wirkende Rarität zu erleben. Freude bereitete überdies die Suite aus Tschaikowskys „Schwanensee“. Hier ließ das Orchester die Kantilenen fließen und spielte seine Qualitäten voll aus.

Der Dirigent und künstlerische Leiter des „Collegium Instrumentale Dornbirn“, Guntram Simma, verdiente an diesem vielseitig konzipierten Konzertabend höchste Anerkennung. Er stellte eine gewagte Werkauswahl zusammen und scheute Interpretationsvergleiche mit sehr berühmten Kompositionen von Beethoven und Tschaikowsky nicht. Dazu lud er den hierzulande hoch geschätzten, jungen Pianisten Yunus Kaya zum gemeinsamen Musizieren ein. Dem setzte Guntram Simma noch eins drauf, indem er eine neue Komposition von Wolfgang Lindner noch einmal zur Aufführung brachte. Andere Programmgestalter könnten sich daran ein Beispiel nehmen.

Inspiriert und lyrisch zugleich

Yunus Kaya stammt aus Vorarlberg, er unterrichtet am Feldkircher Landeskonservatorium und musizierte zum ersten Mal als Solist mit dem „Collegium Instrumentale“. Beethovens wirkungsvolles und allseits bekanntes erstes Klavierkonzert kam den Interpreten entgegen, regte jedoch auch zu Interpretationsvergleichen an.

Vorsichtig verhalten setzte das Orchester an und bereitete in einem schönen Steigerungsbogen den Einsatz des Klavierparts vor. Yunus Kaya spielte zuerst mit eher viel Pedaleinsatz, doch sogleich entfaltete er die Hauptthemen mit einem fließenden Duktus. Markant setzte er die harmonischen Vorhaltwirkungen in Szene und zeichnete die melodischen Linien mit weicher Artikulation, aber stets prägnant nach. Vor allem in der Kadenz des ersten Satzes kam die Persönlichkeit von Yunus Kaya zur Geltung, er gab alles, riskierte einiges und lotete die musikalischen Inhalte hervorragend aus. Ruhe entfaltete sich im Largo, wo der Pianist seine besondere Fähigkeit auf dem Instrument zu singen, zelebrierte und in einen schönen Dialog mit der ausdrucksstarken Klarinette trat. Mit Esprit trieb Yunus Kaya den musikalischen Fluss im Finale voran, phrasierte dynamisch gut, stellte detailreiche motivische Fragen an das Orchester und wirkte in einem guten Kontakt mit den Musikerinnen und Musikern zusammen. So müssen die hervorragende Werkdeutung und die mitreißende Musizierhaltung keinen Vergleich scheuen. Die mitunter gemäßigten Tempi unterstrichen den melodisch inspirierten Zugang zu diesem Klavierkonzert. Das Collegium Instrumentale unterstützte den Solisten hervorragend und gestaltete die Frage- und Antwortspiele mit dem Klavierpart beziehungsreich aus.

Große inhaltliche und musikalische Aussage

Wolfgang Lindner komponierte das Werk „Selbstbetrachtungen“ für Tenor und Orchester im Auftrag von Guntram Simma. Vor einem Jahr wurde die eindrückliche Komposition nach einem Text von Norbert Mayer mit dem Solisten Martin Lindenthal in Dornbirn erfolgreich uraufgeführt. Dass es nun noch einmal zum Klingen gebracht wurde, ist dem Orchesterleiter hoch anzurechnen. Doch der Erfolg gab ihm Recht, denn das zeitkritische Werk hinterließ auch im Rahmen dieses Konzertes eine eindrückliche Wirkung.

Martin Lindenthal füllte seinen Solopart hervorragend aus. Die Art, wie er die unterschiedlichen Singtechniken vom Rap über Beatboxing bis hin zum Falsett einsetzte sowie mit Bodyperkussion ergänzte, zog die Zuhörenden in seinen Bann. Ein besonderes Augenmerk legten die Interpreten auf die Wort-Tonverhältnisse, so dass der Text stets gut verständlich blieb. Die Musik zu Lindners „Selbstbetrachtungen“ erklang gut modelliert und unterstrich mit viel Perkussion sowie plastisch ausgeformten Klangtürmen die zeitlosen Textinhalte.

Zum Zurücklehnen

Zum Abschluss wendeten sich das „Collegium Instrumentale Dornbirn“ und Guntram Simma der Ballettsuite „Schwanensee“ von Peter I. Tschaikowsky zu. Die allseits bekannten Tänze spielte das Orchester mit weit ausholenden, beziehungsreich gesetzten Kantilenen. Dabei ließ der warme Gesamtklang des Orchesters aufhorchen. Die Streicher musizierten homogen und zeigten in schönen Phrasierungsbögen Profil. Unter anderem mit harmonisch überraschenden Wendungen traten die Blechbläser hervor und darüber hinaus lenkte die Holzbläsergruppe mit ausgezeichneten Soli die Aufmerksamkeit auf sich.