Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 01. Mai 2022 · Musik

Anschauliche neue Werke sympathisch präsentiert – das Ensemble Plus spielte mit viel Einsatzbereitschaft

Ein Solowerk, ein Duett sowie Triokompositionen von Komponist:innen aus Australien, Südafrika, Amerika und Europa stellte das Ensemble Plus im Magazin 4 vor. Sympathisch erzählte Guy Speyers von seinen Intentionen bei der Programmplanung und plauderte, unterstützt von der Cellistin Jessica Kuhn, über Werkentstehungen und Assoziationen beim Spielen und Hören der neuen Kompositionen. Verbunden mit der Spiellaune der Ensemblemitglieder wurden dem kleinen, aber konzentrierten Publikumskreis Einblicke in ganz unterschiedliche Klangwelten geboten. Alle Werkdeutungen lebten von einer differenzierten Klanggestaltung und teilweise von einer ausgeklügelten Rhythmik.

„Wie von der Tarantel gestochen“ lautet ein Ausdruck, wenn sich jemand in Rage spielt oder redet, und genauso geschah es mit dem Bratschisten und Ensembleleiter Guy Speyers bei seiner Deutung des Solostückes „Tarantella“ von Kate Moore. Ausgehend von kreisenden Bewegungen des Bogens am Steg, die schimmernde Obertonstrukturen freisetzten, entfaltete sich ein musikalischer Fluss, der allmählich rhythmisiert und in unterschiedlichen Bewegungsgeschwindigkeiten bald alle vier Saiten umfasste. Guy Speyers setzte dabei die in seiner klangvollen Bratsche sitzenden Klangqualitäten bis zum raumgreifenden Fortissimo frei.
Wie aufgefädelte Tonperlen entwickelte sich das fein strukturierte Streichtrio von Martin Skamletz, das im Magazin 4 in Bregenz von Michaela Girardi (Violine), Guy Speyers (Bratsche) und Jessica Kuhn (Violoncello) uraufgeführt wurde. Aus Tonlinien heraus spreizten sich die Klänge in jeweils unterschiedlichen Tonkonstellationen auf. Kleine Tonhöhenänderung im Inneren der Akkorde bewirkten jeweils unterschiedlich changierende harmonische Farben. Durchsetzt mit melodischen Einfällen, die zwar an Bekanntes erinnerten, aber keinen zitathaften Charakter annahmen, lenkte die immer dominanter in den Vordergrund tretende C-Saite des Cellos die Aufmerksamkeit auf sich und verlieh dem musikalischen Duktus ein kraftvolles Fundament.
Mit „The scene of the crime“ des australischen Komponisten Brett Dean präsentierten Roché Jenny an der Trompete und Thomas Büchel am Schlagwerk eine spannungsgeladene Musik, die mit Erwartungshaltungen der Zuhörenden spielte. Die Kommunikation des gedämpften Blechblasinstruments mit der Trommel, unterbrochen von dumpfen Schlägen am Tam-Tam, nahm alsbald einen rituellen Charakter an. Doch unvermittelt änderte sich der Duktus und die Trompete sowie das Drumset führten in eine poppig-jazzige musikalische Umgebung. So entwickelte sich die Musik zu einem unterhaltsamen Konglomerat mit erzählerischen Qualitäten.
Auch der aus Südafrika stammende Komponist Robert Fokkens spielte mit unterschwelligen Erwartungen. Der Titel „Inyoka Etshanini“ (Snake in the Grass) deutete dies bereits an. Während die Violine und das Violoncello mit Flageoletttönen einen schwirrende Klanggrund fabrizierten, verkörperte die Altflöte (Anja Baldauf-Nowotny) die Schlange. Die Musik lebte von den unterschiedlichen Klangqualitäten der Streicherinnen und der Flötistin, entfaltete sich aber relativ harmlos. Eliot Carters polyrhythmisch konzipiertes Streichtrio hätte das in guter Atmosphäre stattfindende Konzert hervorragend abgerundet. Doch die Bratsche von Guy Speyers versagte den Dienst, deshalb erklang lediglich ein Teil des Werkes. Anschließend lud die Bar im Magazin 4 zum Verweilen ein, sodass das Konzert einen willkommenen Clubcharakter annahm.
In Bregenz fühlen sich anscheinend nur wenige Interessierte von außergewöhnlichen musikalischen Ereignissen angesprochen.

www.ensembleplus.at