Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 08. Jul 2020 · Musik

Abwechslungsreiche Klangfindung und Tongebung – Mathias Johansen am Violoncello und die Pianistin Yukie Takai ließen keine Wünsche offen

Der in Vorarlberg bestens bekannte Cellist Mathias Johansen eröffnete, am Klavier begleitet von Yukie Takai, die traditionellen „Feldkircher Schattenburg Konzerte“. Die Veranstalter gaben sich alle Mühe, um im Rittersaal eine schöne und unbekümmerte Konzertatmosphäre zu gewährleisteten. Die gute Werkauswahl setzte gleich zu Beginn mit Maria Bachs Cellosonate aus dem Jahr 1924 einen gewichtigen Markstein und wurde mit der feinsinnig interpretierten Sonate op. 69 von Ludwig van Beethoven hervorragend abgerundet.

Der Funke zwischen Mathias Johansen, Yukie Takai und dem Publikum sprang sofort über, denn im besten Sinne eines Kammermusikabends führte der Cellist mit anregenden Details sowie humorvollen Anekdoten durch das Programm. An den Beginn setzten die Musikerin und der Musiker eine Rarität, die spitze Ohren machte. Maria Bach war am Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien eine anerkannte Persönlichkeit und sowohl als bildende Künstlerin als auch als Komponistin aktiv. Der Bratschist Klaus Christa hob bereits einige ihrer Kompositionen aus der Versenkung und machte seinen Kollegen Mathias Johansen auf diese außergewöhnliche Künstlerin aufmerksam.

Aufsehenerregendes Werk von Maria Bach

Beim Kammermusikabend in der Schattenburg boten nun Mathias Johansen und Yukie Takai mit der Cellosonate aus dem Jahr 1924 eine kompositorisch überaus expressive Musik und eine Werkdeutung, die in mehrerlei Hinsicht Bewunderung verdient. Die ausdrucksstarken und engmaschig verwobenen musikalischen Linien modellierten die Interpreten in einem transparenten gegenseitigen Wechselspiel, so dass die Themengestalten und die aufreizende Harmonik voll zur Geltung kamen. Aufmerksamkeit lenkten die in alle drei Sätze hinein gelagerten Klangfelder auf sich, in denen modal gefärbte Tonreihen eine ganz eigene Atmosphäre erzeugten.
Mit großer Spannkraft spielte Mathias Johansen die groß angelegten Phrasierungsbögen, stets bedacht auf einen guten Austausch der Lautstärkenverhältnisse mit der hervorragenden Pianistin. Durch die Zurückhaltung der musikalischen Gestik verstärkte der Cellist die Wirkung der Musik insbesondere im lyrischen Mittelteil. Im Finale unterstrich der vorwärtsdrängende Duktus den humorvoll spielerischen Zugang zur Musik.
Kein Wunder, dass der Südwestdeutsche Rundfunk auf die Entdeckungsfreude der Musiker rund um Klaus Christa aufmerksam geworden ist und die Musik von Maria Bach einer breiteren Öffentlichkeit zukommen lassen möchte. So gesehen war die Aufführung bei den Schattenburger Konzerten für Mathias Johansen und Yukie Takai die Generalprobe vor den Studioaufnahmen.

Federnd leichter Duktus

Auch die Werkdeutung der Beethoven-Sonate in A-Dur, op. 69 lebte von der gut aufeinander abgestimmten musikalischen Kommunikation. Allerdings gestaltete sich die Klangbalance zwischen dem Violoncello und dem Klavier nicht immer ideal. Mathias Johansen beeindruckte vor allem mit seiner nuancierten Tongebung, die einen federnd leichten Duktus verströmte und das Werk seinem Charakter entsprechend feingliedrig beleuchtete.
Auch die kleineren Werken wie die Nocturnes von Marcel Tourniers und Franz Strauss oder Gabriel Faurés berühmte Sicilienne, die Pavane von Maurice Ravel oder Fritz Kreislers Alt-Wiener Tanzweise „Schön Rosmarin“ ließen mit zahlreichen überraschenden Wendungen aufhorchen und boten beste Unterhaltung. Die spitzbübische Freude der Interpreten an der Klangfindung und -gebung war dabei unmittelbar erlebbar.