Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 14. Nov 2010 · Musik

„Komm, sanfter Tod, du Schlafes Bruder“ - Das Barockensemble conSequenza gestaltete im Rahmen des pforte-Abonnements ein Konzert mit starkem musikalischem Aussagegehalt

Passend zur Jahreszeit widmete das Barockensemble conSequenza rund um den Blockflötisten Thomas Engel dem Abschied und dem Tod sowie der Zuversicht einen musikalischen Abend. Das Publikum im vollbesetzten Festsaal des Landeskonservatoriums ließ sich auf die Thematik ein, so dass eine dichte Konzertatmosphäre entstand. Ergänzt wurde das Ensemble von der Sopranistin Andrea Lauren Brown, dem Altus Markus Forster, dem Tenor Daniel Johannsen und dem Bass Ralf Ernst. Alle zusammen kristallisierten die emotionale Tiefe in Werken von Telemann und Bach eindrücklich heraus. Außergewöhnliche kompositorische Entdeckungen ermöglichten die Werke von Nikolaus Bruhns und Johann Christoph Bach.

„Die Zeit meines Abschieds ist vorhanden“ lautete der Titel der Kantate von Nikolaus Bruhns, dessen musikalische Linien nach einem transparent verhaltenen Beginn dicht verwoben wurden. Die Melodieführungen mit absinkenden Linien und zahlreichen Liegetönen gestaltete das Gesangsquartett mit einer ausgeglichenen Balance, so dass die schwebende, in sich ruhende Grundstimmung hervorragend zur Geltung kam. Anfangs wirkten die SängerInnen und MusikerInnen etwas angestrengt, die Spannung, die wohl auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass das Konzert vom ORF aufgezeichnet wurde, legte sich aber rasch.

Musikalische Hingabe

Die Kantate „Du aber, Daniel, gehe hin" (TWV 4:17) von Georg Philipp Telemann wurde vom Ensemble conSequenza  mit einer gut aufeinander abgestimmten Klangfarbenmischung dargeboten. Die Flötenstimme in der einleitenden Sonata implizierte den Sprachcharakter der Melodie und gestaltete die musikalischen Affekte aus. Das Herzstück der Kantate bildete der sechste Abschnitt, in dem das Ensemble mit den tragenden Linien in den Gamben und Begleitfloskeln des Basso Continuos den Aussagegehalt des Textes überhöhte. Ein Wiegenlied, verstärkt durch den pastoralen Charakter der Oboe und eine schreitende Linie im Basso Continuo, schloss das mitteilsame und beeindruckende Werk ab.

Altes in modernem Gewand

Aufhorchen ließ die Komposition „Ach, dass ich Wassers gnug hätte“ von Johann Christoph Bach, einem Großonkel von Johann Sebastian Bach. Die kühnen musikalischen Wendungen, die der Vorfahre des berühmten Musikers kompositorisch ausgestaltet hatte, erweckten Aufsehen. Chromatische Wechseltonmelodien und Steigerungsformen sowie Tonschritte und harmonische Fortschreitungen bewirkten ein beinahe romantisches Klangbild. Markus Forster sang das Werk mit beeindruckender Zurückhaltung und bewirkte genau damit eine größtmögliche Spannung. Darüber hinaus war die Stimme optimal in den Gesamtklang des Ensembles eingegliedert.

Viele Details

Durchdachte Dialogstrukturen, eindringliche Motivwiederholungen und vieldeutige Überlagerungen der Gesangslinien zeichneten die Werkdeutung der berühmten Bachkantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" (Actus tragicus, BWV 106) aus. Dass sich das Ensemble conSequenza - mit Thomas Engel, Blockflöte und Leitung; Claudia Gerauer, Blockflöte; Andreas Helm, Barockoboe; Chiharu Abe, Barockvioline; Susanne Mattle, Barockvioline; Sara Ruiz Martínez, Viola da gamba; Francois Joubert-Caillet, Viola da gamba; Kaspar Singer, Barockcello; Jan Krigovsky, Violone und Johannes Hämmerle, Orgel - voll auf die Tiefe dieses Werkes einließ, zeigte sich an vielen musikalischen Einzelheiten, die den Text deuteten und die dargestellten Affekte unterstrichen. - Das Publikum dankte mit herzlichem Applaus.