Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Ingrid Bertel · 13. Mär 2019 · Literatur

In die Hohenemser Villa Iwan und Franziska Rosenthal zieht endlich neues Leben ein, unter anderem mit dem Literaturhaus - Dornröschen wacht auf!

Die 1890 von Iwan und Franziska Rosenthal errichtete Villa ist das bauliche Pendant zum Renaissance-Palast und, von der Autobahn her gesehen, am Eingang zur Stadt gelegen. Jahrzehnte lang bröckelte sie vor sich hin; nun arbeitet der Projektentwickler Markus Schadenbauer zusammen mit den Investoren und der Stadt Hohenems an einem Sanierungs- und Nutzungskonzept für das 8.000 m² große Areal. Eine großzügige öffentliche Nutzung ist Teil dieses Konzepts. Das geplante Literaturhaus nimmt seinen Betrieb mit Beginn der Emsiana auf.

Giro della letteratura

Über 30 Partner-Initiativen, nämlich AutorInnen, Bibliotheken, Verlage, Literaturveranstalter und der Buchhandel haben sich 2018 zum literatur:vorarlberg netzwerk zusammengeschlossen. Ihnen soll das neu entstehende Literaturhaus ein Zentrum bieten. Gestartet wird im Rahmen der Emsiana im Mai, und zwar mit einer szenischen Erschließung der Wege zur Villa Rosenthal. Thematisch dreht sich der „giro“ um die Schönheit des Anwesens, seine Rätsel und seine Geschichte, aber auch die Fragen und Erinnerungen von Menschen.
Auch eine Schreibwerkstatt steht schon fest, geleitet vom syrischen Autor Hamed Abboud, der 2012 aus Aleppo geflohen ist und mittlerweile in Wien lebt. „Er möchte das Bewusstsein dafür schärfen, dass das Schreiben ein Mittel sein kann, Erinnerungen zu bewahren, Gefühle und Träume zum Ausdruck zu bringen“, so Frauke Kühn vom literatur:vorarlberg netzwerk. TeilnehmerInnen der Schreibwerkstatt können auf Arabisch oder Deutsch erzählen. Zum Hohenemser Literaturpreis werden auch ihre Texte präsentiert.

Ein Literaturhaus modernen Zuschnitts

Frauke Kühn erzählt von zahlreichen weiteren Projekten, viele in der Phase der Finalisierung, einige – etwa ein Writer-in-residence-Vorhaben oder eines zur Graphic Novel oder zu spezifischen Angeboten für Jugendliche werden derzeit ausgearbeitet. Das Literaturhaus soll Raum sein für neue Formate, Technologien, Methoden, es soll ein breites Publikum erreichen. Sein Ziel sei es „im Rahmen einer Dreijahresvereinbarung ein Literaturhaus modernen Zuschnitts entstehen zu lassen“, betont Kulturlandesrat Christian Bernhard. Für 2019 steht dafür ein Förderbetrag von 120.000 Euro zur Verfügung, je zur Hälfte vom Land und der Stadt Hohenems getragen. In den kommenden zwei Jahren soll dieses Budget jeweils um 20.000 Euro erhöht werden.
Dass eine zumindest teilweise öffentliche Nutzung des städtebaulich zentralen Orts damit gesichert ist, betont Bürgermeister Dieter Egger. Auch der Park mit seinem wertvollen alten Baumbestand soll künftig für alle zugänglich sein. „Drei der mutwillig durch Motorsägen zerstörten Bäume mussten wir fällen“, so Projektentwickler Markus Schadenbauer. „Das tut weh! Aber die beiden prachtvollsten Bäume konnten wir erhalten. Die werden das überstehen.“
Die Villa selbst wird derzeit vom Bauforscher Raimund Rhomberg und (seitens des Denkmalamts) von Georg Mack genauestens untersucht. Man habe das Dach gesichert, die Regenrinnen gereinigt, ölhaltiges Wasser aus dem Keller abgepumpt und die bestehende Heizungsanlage entsorgt, sagt Projektentwickler Markus Schadenbauer. Wie der dreigliedrige Bau später im Einzelnen genutzt werde, hänge von den Untersuchungsergebnissen ab. Bürgermeister Egger stellt Überlegungen in Richtung Gastronomie und Hotel an – aber die müssten mit dem Thema Literatur zusammenpassen.

Gassenkonzept

Tatsächlich ist die Lage als Ausgangspunkt zum so wunderbar aufblühenden „Gassenkonzept“ ideal. Feine, kleine, eigentümergeführte Ladenlokale haben die einst so trostlosen Straßen rund um Palast und Jüdisches Viertel belebt. Die Höfe öffnen sich, eine beinah mediterrane Heiterkeit und Lebensfreude bestimmt die Innenstadt. Ein Literaturveranstalter mit Strahlkraft – vielleicht ergänzt um eine Buchhandlung oder Verlagsaktivitäten – könnte sich als Magnet für diese Gassen erweisen.
Und die Besucher könnten sich vorwiegend zu Fuß bewegen, dann nämlich, wenn, wie von den Investoren gewünscht, eine Tiefgarage zur Stadtspange hin das Parkproblem zwischen Autobahnanschluss und Stadt löst.