Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Manuela Schwaerzler · 15. Dez 2020 · Literatur

Ehren- und Förderpreise für Kunst – dieses Jahr ganz im Zeichen der Literatur

Am Montag, den 14. Dezember wurden die bisher als „Ehren- und Fördergaben für Kunst“ bekannte, heuer in „-preise“ umbenannte Auszeichnungen des Landes Vorarlberg verliehen. Die mit je 5.000 Euro dotierten Ehrenpreise für Kunst gingen an Arno Geiger und Norbert Mayer, über die Förderpreise zu je 2.500 Euro freuten sich Linda Achberger und Muhammet Ali Baş. Da Veranstaltungen derzeit nicht stattfinden dürfen, konnte das interessierte Publikum die Überreichung der Ehren- und Förderpreise nur per Livestream verfolgen.

Die Ehrenpreise für Kunst 2020

„Mit Arno Geiger und Norbert Mayer werden zwei Literaten ausgezeichnet, deren singuläres Werk sowohl weit über die Landesgrenzen hinaus leuchtet, als es auch das Herz unserer Sprache, die Mundart, berührt. Und mit Linda Achberger und Muhammet Ali Baş gehen die Förderpreise an zwei vielversprechende Literaturschaffende, die sich in ihrem Metier ständig weiterentwickeln“, erklärte Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink bei der Preisverleihung.
Der 1968 in Bregenz geborene, in Wolfurt aufgewachsene und zur Preisverleihung aus Wien angereiste Arno Geiger ist seit 1993 als freier Schriftsteller tätig und gilt als einer der angesehensten Gegenwartsautoren, was die lange Liste an Auszeichnungen verdeutlicht. Sein letzter Roman „Unter der Drachenwand“ erschien 2018, dieses Jahr wären wohl Lesungen aus seiner neuesten Redensammlung „Der Hahnenschrei“ (2019) geplant gewesen. Kritiker*innen wie Leser*innen schätzen an seinen Werken die klare Sprache, aber auch die empathische Figurenzeichnung.
Norbert Mayer, der 1958 in Egg geboren wurde und in Großdorf lebt, arbeitet als Schriftsteller, Dichter und Maler immer wieder auch genreübergreifend – in Zusammenarbeit mit Musiker*innen und bildenden Künstler*innen, aber auch sprachvarietätenübergreifend – nämlich sowohl in Hochsprache als auch in Mundart. Zu seinen Schwerpunkten zählen Lyrik, Kurzprosa und Kurzgeschichten, aber auch Theaterstücke für Kinder und Jugendliche. Bis vor kurzem war er als Lehrer in Schwarzenberg tätig und realisierte mit seinen Schüler*innen immer wieder kleine Projekte. Sein literarisches Werk zeichnet sich durch Rhythmus, Lautmalerei und pointierte Kürze aus.

Die Förderpreise für Kunst 2020

Die Förderpreisträgerin Linda Achberger wurde 1992 in Hörbranz geboren und lebt derzeit in Leipzig, wo sie am Literaturinstitut Literarisches Schreiben studiert. Aufgrund der Reisebeschränkungen war es ihr nicht möglich, für die Preisverleihung nach Bregenz zu kommen. Sie schreibt Prosa und Gedichte, die in unterschiedlichen Anthologien und Zeitschriften erscheinen, aber auch Theaterstücke. Zwei ihrer Kurzdramen wurden bereits im Theater Kosmos uraufgeführt, zuletzt 2016 „Wir brauchen doch keine Bienen, um uns zu bestäuben“. Achberger war außerdem für den Vorarlberger Kulturpreis 2020 (Kategorie Hörspiel), der im November (an Amos Postner) verliehen wurde, nominiert.
Ebenso auf dieser Nominerten-Liste stand Muhammet Ali Baş, der 1990 in Dornbirn geboren wurde und als Autor, Kultur- und Literaturvermittler in Wien lebt und arbeitet. Er machte seine ersten Erfahrungen als Autor bei Auftritten auf Poetry-Slam-Bühnen, wo er seine Wurzeln als Migrant der zweiten Generation thematisierte. Seine Texte, die unterschiedliche Genres umfassen, weisen nach wie vor oft einen performativen Charakter auf, ebenso wie die Thematisierung von Sprache und Identität.