Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Manuela Cibulka · 08. Apr 2022 · Literatur

Drei kleine große Schätze - Bücher von Künstler:innen aus Vorarlberg

Man sagt, Literatur könne Balsam sein. Bücher im Allgemeinen können Balsam sein, vor allem dann, wenn man sie schon beim Befühlen und Durchblättern nicht mehr weglegen möchte. Zu den uns vorliegenden Kleinoden zählen drei Kunstbücher aus der Region.

Lass Worte und Bilder sprechen

Abgebildet auf dem Buchrücken von Grid Marrisonies „blätter“ sind an ein kleines Schatzkistchen erinnernde Gegenstände, und genau das erwartet einen auch: „kleine Lichtblicke aus Schrift und Bild“, wie die in Hohenems geborene Künstlerin selber schreibt: „Lange habe ich dafür ausgewählt, kombiniert, abgewogen.“ Das erfährt man, wenn man ihre – in Anlehnung an in Bücher zum Pressen gelegte Blätter – eingelegten Fotografien mit den unterschiedlichsten Motiven, regellos und doch zum Teil sehr passend zu den Gedichten, betrachtet. So fällt einem, verborgen hinter mitgebundenem Pergaminpapier, auf Seite 41 ein in Venedig entstandenes kleines Bild mit nicht klar zuordenbarem Motiv – ist es Stoff, ist es Schnee? – entgegen, um neben den Gedichtzeilen „gefaltet / gezeichnet / das leben / plissee der zeit“ neue Bedeutung zu erlangen und zum Weiterdenken anzuregen. Gedichte und Fotopräzisionen über Erlebtes, Gesehenes und Fantasiertes liebevoll gestaltet von Cornelia Flatz.

Grid Marrisonie: blätter – komm in meinen unmöglichen garten. Josef Fink Verlag, Lindenberg 2021, gebunden, 60 Seiten, ISBN 978-3-95976-357-8, € 14,80
www.marrisonie.at

Zwischen Hell und Dunkel

Der aus Götzis stammende Grafiker/Künstler Hugo Ender schreibt im Vorwort seines mit etwas Verspätung in einer größeren Auflage erschienen Buches, das seine seit 1974 alljährlich entstandenen Holzschnitte zu Weihnachten bzw. Neujahr vereint, wie sehr ihn die Gegensätze „Schwarz und Weiß“ immer schon fasziniert hätten. „Das Schwere, Düstere braucht die Fröhlichkeit des Leichten“. Wie wahr. Und das Leben braucht auch Rituale und Wiederkehrendes. Welche Freude das in seinem Umfeld schafft, belegen die zu jedem Holzschnitt beigefügten Texte – Rückmeldungen, die zum Teil in direktem Bezug zu der Abbildung stehen oder auch ausgewählt wurden, um die Gesamtstimmung des Buches zu beleben. So finden wir zum Beispiel 2021 den von N. L. M. geschriebenen den Satz: „Die Schönheit des Geborgenseins ist zeitlos berührend.“ Sind die Holzschnitte anfangs detaillierter, tritt mit den Jahren immer mehr die klare Form in den Vordergrund, „wird die Hinwendung zum Wesentlichen immer stärker, [...] das ihnen innewohnende Licht immer intensiver“ (Norbert Leo Müller). Für den Druck wurde ein spezielles Büttenpapier verwendet, das dem Original sehr nahe kommt und mit seinem im Prägedruck gestalteten, dick kartonierten, schneeweißen Umschlag liegt das Buch wertvoll in der Hand (wunderbar konzipiert und gestaltet von Kurt Dornig).
Die bereits vor Weihnachten erschienene Editionsausgabe mit beigefügtem Original von 1975 ist natürlich bereits vergriffen. Wer sich eine der 400 im Eigenverlag erschienen Kostbarkeiten sichern möchte, kann sie direkt über Hugo Ender beziehen.

Hugo Ender: Der Stille Raum geben – Winter-Holzschnitte 1974-2021. Eigenverlag, Götzis 2022, gebunden, € 32
Buchpräsentation: 10.4., 18 Uhr
Jonas-Schlössle, Götzis

Aufgespürtes Licht

Als Abschluss oder besser „zur Krönung“ der Ausstellung „Dunkle Liebe“ mit Werken von Margit Krismer wird der Kunstband „Immer das Gleiche“ präsentiert. Verflochten sind darin ihre Bilder oder auch Bildbahnen, im Original zum Teil meterlang, mit einem Text von Willibald Feinig, dezent als „Fließband“ unten angefügt, um den Betrachtungsfluss zu leiten und zu begleiten. Im Ausstellungstext heißt es: „Das Schwarz der Bilder hat nichts Trauriges. Es ist ans Licht gekommene, Fläche gewordene Bewegung. [...] Jede einzelne Form ist meditiert und neu gefunden, Teil der Choreographie, Tanz-Grafik.“ Tanzen lässt sie ihre Pinsel mit Tusche, Tempera, Wachs, Deckweiß und Buntstiften auf Bütten- und Japanpapier. Aufgetragenes Öl verleiht dem Papier Durchsichtiges und vereinzelt findet man auch Farbe – sanftes Gelb, sattes Orange – in ihren Bildern. Willibald Feinig dazu: „Farbe ist bei Krismer etwas äußerst Seltenes, kommt meist nur in Buntstiftstrichen vor. Als wollte sie sich erinnern, dass sie mit der bunten, veräußerlichten Welt abgeschlossen hat, dass sie wie in einem anderen Raum ist, wenn sie malt.“
Die Räume ihrer Welt „Nächtliche Gärten“, „Felsenester und -steige“, „Verbotener Zauber“ und „Vertraute Klänge“, um nur einige Werktitel zu nennen, zu betreten, lädt dieser von Laurenz Feinig grafisch gestaltete Bildband ein.

Margit Krismer: Immer das Gleiche, hg. und mit einem Text v. Willibald Feinig. Bibliothek der Provinz, Weitra 2022, gebunden, 110 Seiten, ISBN 978 3 99126 112 4
Buchpräsentation im Rahmen der Finissage zur Ausstellung „Dunkle Liebe“
7.4., 18 Uhr
Bildungshaus, Batschuns
www.margitkrismer.at