Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Mirjam Steinbock · 31. Okt 2016 · Literatur

Menschen im Dorf: Annabell Stübe porträtiert in „Altiger“ bekannte Persönlichkeiten aus Altach

44 Menschen porträtierte Annabell Stübe für ihren zweiten Bildband „Altiger“. Es sind Menschen, denen man in Altach täglich begegnen kann. An der Bushaltestelle, im vorbeifahrenden Cabriolet, in der Apotheke, im Gasthaus oder auf dem Fußballplatz. „Altiger“ heißen sie im Altacher Dialekt, den Annabell Stübe noch im Original von ihren Großeltern lernte. Und es liegt ihr sehr am Herzen, ihn auch heute noch in seiner Urform zu sprechen.

Sie sagt, sie habe nur Positives durch den alten Dialekt erlebt. Die Menschen, die sie in ihrem aktuellen Buch vorstellt, erfahren ebenso Positives durch die Fotografin. Sie erhalten mit dem Bildband Beachtung und damit einen relevanten Platz in der Gesellschaft. Mit jeweils einem Foto als Portrait und einem in der individuellen Umgebung beleuchtet Annabell Stübe Persönlichkeiten, die schon immer oder zumindest schon seit langer Zeit in Altach wohnen. 

„Die Initialzündung zum Buch war eine Frau, die ich seit meiner Kindheit täglich sehe. Sie grüßt mich, ich grüße sie, aber ich wusste eigentlich nie, wer sie ist oder woher sie kommt“, erklärt Stübe das Phänomen, vielen Menschen im Dorf regelmäßig zu begegnen, mit ihren Gesichtern vertraut zu sein und doch so wenig über deren Geschichten zu wissen. Sie selbst lebte schon immer in Altach. Jetzt wohnt sie mit ihrer Familie in einem Mehrgenerationenhaus und ist dem Dorf liebevoll zugetan. Bereits als Kind träumte sie von der Fotografie, aber das sei viel zu teuer gewesen, sagt sie. Inzwischen ist sie damit vertraut und durch vielfältige Projekte entwickelte sie ihre eigene Bildsprache. Dementsprechend folgte sie vor einiger Zeit einem Impuls und rückte Menschen, die sonst eher am Rand der gesellschaftlichen Beachtung stehen, in ihren fotografischen Fokus. Über mehrere Jahre sprach sie im Ort Frauen und Männer in den Geschäften oder auf der Straße direkt an, erzählte ihnen von ihrem Projekt und fragte, ob sie Portraits von ihnen machen dürfe. Viele sagten sofort zu, andere zierten sich etwas. „Natürlich kommst Du den Leuten näher, wenn Du vorher mit ihnen sprichst.“, sagt die Fotografin und lacht.

Für die Fotos in Schwarzweiß setzte sie ihre Hasselblad ein, eine schwedische Mittelformatkamera, die seit fünfzig Jahren gleich gebaut wird und schon die Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin beim ersten bemannten Flug zum Mond begleitete. „Ich verwende ganz empfindliche Filme und arbeite ohne Blitz. Es ist immer spannend, was dann daraus entsteht.“, erklärt die Stübe, die sich bisher auf Makroaufnahmen von Pflanzen und Landschaftsfotografie konzentrierte. Im Rahmen der Buchpräsentation im Altacher Gemeindesaal KOM werden auch alle 44 auf hochwertigem Barytpapier entwickelten Portraits gezeigt. Rund einen Monat laden sie in der öffentlichen Ausstellung zur Betrachtung ein. Anschließend werden sie den Abgebildeten von der Fotografin überreicht. Als Geschenk. Und auch als Danke für deren tägliches Mitwirken, ein Dorfbild lebendig zu halten.

 

„Altiger“
Fotografien von Annabell Stübe, Text von Wolfgang Wörth, 112 Seiten, 87 sw-Fotografien, Gestaltung: René Dalpra, Eigenverlag, ISBN 978-3-200-04809-6

Buchpräsentation: Fr, 4.11., 19 Uhr
Ausstellung: 5. und 6.11., 11-16 Uhr und nach Vereinbarung
Gemeindesaal KOM, Altach