Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Raffaela Rudigier · 03. Mai 2014 · Literatur

„Superman im Vogelkäfig – die politisch-unkorrekte Weltreise“ - Der Vorarlberger Verlag „unartproduktion“ begibt sich auf neue Wege

Per Autostopp durch die Türkei, im Drittklassewaggon über die Seidenstraße, auf einem dreistöckigen Amazonasklipper über den Purus – Adrian Vonwiller und Ligia Fonseca haben zwei Jahre lang auf abenteuerliche Art abseits der touristischen Trampelpfade die Welt bereist. Von dieser Weltreise durch drei Meere, vier Kontinente und 44 Länder erzählt der soeben erschienene Bild-Text-Band „Superman im Vogelkäfig“ und zwar auf garantiert politisch-unkorrekte Art und Weise.

Politisch unkorrekt


Die Russen lachen nicht, die Indonesier hören ausschließlich katastrophale lokale Popschnulzen (und zwar immer und überall und das laut) und die Samoaner, wie auch die Brasilianer, sind einfach nur fett. Die hässlichste Stadt der Welt ist übrigens Lima. Die Welt ist laut und sie nervt oft. Doch gleichzeitig ist die Welt auch wunderschön: „Es dauerte mehr als ein Jahr, aber jetzt sind wir angekommen! Das Paradies! Grüne Inseln mit tropischer Vegetation in einem Meer, das alle Farbtöne spielt von hell-türkis bis dunkelblau. Korallenriffe und Sandstrände und die liebenswürdigste und gesundeste Bevölkerung, die man sich vorstellen kann.“ Die Rede ist von Vanuatu, einem Inselstaat im Südpazifik.

Auf den Spuren Marco Polos


Adrian Vonwiller und Ligia Fonseca haben eines Tages ihre Wohnung in Wien aufgelöst, ihre Sachen in einem Lager verstaut, um für zwei Jahre auf den Spuren Marco Polos die Welt zu erkunden. So führte sie ihr Weg von Wien aus über Venedig, Sarajevo und Griechenland Richtung Osten. Wichtig war ihnen dabei, möglichst wenig zu fliegen und so die Welt zu umrunden. „Natürlich wäre es viel billiger gewesen zu fliegen, als mit Zug und Schiff und Bus um die Welt zu fahren, nur: Fliegen tue ich immer und über Land sieht man mehr, aber billiger ist es nicht!“ Und dabei lernt man die Menschen auch richtig kennen: beim Autostopp in der Türkei, auf den Schiffen Indonesiens, in den Bussen Lateinamerikas oder in den Zügen Kasachstans.

Weiße Flecken auf der Landkarte


Das grafisch ansprechend gestaltete Buch zeigt vorne und hinten im Einband eine aufklappbare Weltkarte; darauf eingezeichnet die Reise-Route. Die Stopps sind dabei namentlich eingezeichnet, die Länder jedoch nicht beschriftet. Dabei kommt man vielleicht ins Grübeln: Wo liegt nochmal der Iran? Wo beginnt Russland und wo endet die Mongolei? Ziemlich viele weiße Flecken tun sich auf.
Umso spannender ist es, von all diesen fernen Ländern, Sitten, Menschen und Tieren zu lesen. „Wissen macht die Welt noch schöner“, schreibt Adrian Vonwiller. Seine Texte sind ein Konglomerat aus Hunderten von E-Mails, die er von seiner Reise aus an Freunde geschrieben hat: „Auf altersschwachen Computern in Internetcafés in irgendwelchen Dschungelkäffern. 256 kbit/s bei 38°, in dauernder Angst vor dem Stromausfall oder den Malariamücken.“

Text und Bild


Der gebürtige Schweizer Vonwiller studierte Philosophie, Geschichte und Politikwissenschaften. Er war in Graz und Wien als Popsänger, Komponist und Musikproduzent tätig, lebt mittlerweile wieder in der Schweiz und arbeitet gelegentlich als Reiseleiter. Und genau das alles macht ihn zum perfekten Erzähler dieser faszinierenden Weltreise: Ob politische Zustände, die einzigartige Natur und ihre Geschöpfe, der Charme der heruntergekommenen Sowjet-Architektur oder die himmlische kubanische Musik – Adrian Vonwiller weiß darüber Bescheid. Er ist ein kompetenter und dabei witziger Reiseführer.
Sein Blick auf die Welt wird ergänzt durch das scharfe Auge seiner Freundin Ligia Fonseca. Die studierte Grafikdesignerin aus Sao Paolo hat 16.000 Fotos auf der Reise gemacht. Eine Auswahl davon ist im Text-Bild-Band zu sehen. „Geschossen mit ein und derselben Sony-Pocketkamera, die gestohlen und von den Dieben zurückgekauft, die ganze Reise überlebte.“

„unartproduktion“ blickt über den Tellerrand


Das Buch erscheint im Vorarlberger Verlag „unartproduktion“. Bisher beschränkte sich der Verlag rund um Ulrich Gabriel auf Vorarlberger Produktionen. Mit dieser „politisch-unkorrekten Weltreise“ streckt man die Fühler erstmals über den Vorarlberger Tellerrand hinaus.

 

Buchpräsentation
Mo, 5. Mai 2014, Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr
La Suite Lounge im 1. Stock des Hotel du Theatre
Seilergraben 69, Centralplatz, CH-8001 Zürich