Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Gunnar Landsgesell · 27. Jun 2013 · Film

World War Z

Endzeit-Drama mit Zombie-Chick: Eine Pandemie droht die Menschheit auszurotten, Brad Pitt hält als rasender UN-Experte dagegen. Keine gory story, eher kreuzbrave Unterhaltung, die allerdings mit seltsamen Metaphern von Menschenfluten irritiert.

„Mother nature is a serial killer, no one is more creative“, heißt es einmal in „World War Z“. Mutter Natur macht Schluss mit der Menschheit, das „Z“ im Filmtitel darf zugleich als das letzte Kapitel des Menschen betrachtet werden. Eine Pandemie greift um sich und verwandelt auf der ganzen Welt Menschen zu Zombies. Diesmal ist es ein Biss, mit dem das Zombie-Virus weitergegeben wird. Hoffnung naht in der Person eines UN-Inspektors, den Brad Pitt mit jugendlichem Mittelfscheitel spielt. Dass Mutter Natur besonders kreativ in ihren Mordplänen ist, bewahrheitet sich allerdings nicht. Die Zombies, die trotz ihrer Verrenkungen rasend schnell unterwegs sind, erweisen sich unter der Regie von Marc Forster ("James Bond - ein Quantum Trost") als recht schlichte Wesen. So, wie sie einem auch bislang in diesem Sub-Genre begegnet sind. Neu ist, dass einem diese Untoten in einer Bewegungsform begegnen, die an Flüssigkeit erinnert: Wie eine Flut oder eine Menschenwelle schwappen sie solange gegen den Mauerbau in Israel, der dort zur Abwehr der Palästinenser hochgezogen wurde, bis sie diese schließlich überwinden und auf der anderen Seite nach Jerusalem hineingespült werden.
Die Szenen in Israel gehören zu den irritierendsten in „World War Z“, denn Metaphern wie jene der Menschenflut werden in politischen Auseinandersetzungen zumeist von antihumanistischen Kräften bemüht. Lange Zeit sieht es so aus, als würde Forster und sein Drehbuchteam derartige Sichtweisen legitimieren. Schon von Beginn des Films, wo Bilder von Ameisen und von Menschen bestimmte Assoziationen herstellen sollen, und ein Konnex zwischen Überbevölkerung und Virus bemüht wird, wird eine bestimmte Sichtweise vorgegeben: Menschenmassen, Gefahr, Entindividualisierung, und der Kampf gegen drohende Invasionen. Erst am Ende dreht der Film diese Perspektive überraschend um 180 Grad und richtet sich gewissermaßen gegen seine eigene Erzählhaltung. Man wird dann mit einem Plädoyer aus dem Kino entlassen.

Nature is a bitch

Ob das ganze ein drehbuchtechnischer Unfall war oder wie die Zombie-Flut zu verstehen ist, lässt sich nach dem Film diskutieren. Mit besonderen dramaturgischen Finessen beansprucht „World War Z“ die Aufmerksamkeit des Publikums jedenfalls nicht. Die Story hat sichtlich Mühe, in Fahrt zu kommen. Gerade weil Brad Pitt über den Globus rast und die Drehbuchautoren ihn alle paar Minuten auf einen anderen Erdteil schicken, scheint dieser Film nie auf den Punkt zu kommen. Da ist von Nordkorea als Ursprung der Epidemie die Rede und ein ehemaliger CIA-Agent, der dem Wahnsinn verfallen ist, hat – man kennt das aus Paranoia-Filmen – mehr wahres zu sagen als viele Regierungsexperten. In einem nachtdunklen und völlig verregneten und ebenfalls zombieverseuchten Südkorea wird Pitt von der Armee in eine verstaubte Kammer geführt, in der das Virus vielleicht seinen Ursprung haben könnte. Auch das erinnert an Verschwörungstheorien wie jene rund um die Entstehung der Immunschwäche AIDS. Zwischen diese spekulativen Eckpunkte fügen sich Szenen von mäßiger Kreativität: ein flackernder Gang in einem Hochhaus in New Jersey, in das Brad Pitt sich zu Beginn noch mit seiner Familie zurückzieht, erinnert an Altmeister Carpenter. Pitts späterer Versuch, aus einem von Zombies bevölkerten Labor ein Gegenserum zu holen, gleich an eine Reihe ähnlich gearteter Filme. Dass Pitt einer israelischen Soldatin nach einem Zombiebiss die Hand abhackt, um ihr das Leben zu retten, und diese sich danach als wertvolle Mitstreiterin zur Rettung der Welt erweist, gehört nicht minder zu den kruden Ideen dieses Films. „Nature is a bitch“, heißt es in diesem Film auch. Einmal mehr ist sie besiegt worden.