Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 27. Jun 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.6. - 4.7. 2013)

Mit Quentin Tarantinos "Django Unchained" wird das heurige Open-Air-Kino am Spielboden Dornbirn eröffnet. Der politischen Sozialisierung des jungen Che Guevara kann man dagegen in "Motorcycle Diaries - Die Reisen des jungen Che" folgen, der im Filmprogramm der Poolbar Feldkirch läuft.

Django Unchained: Wie in „Kill Bill“ und „Inglourious Basterds“ erzählt Quentin Tarantin auch in seinem neuesten Film eine Rachegeschichte: In den amerikanischen Südstaaten des Jahres 1858 befreit ein deutschstämmiger Zahnarzt und Kopfgeldjäger den afroamerkanischen Sklaven Django. Nachdem Django dem von Christoph Waltz lustvoll gespielten Zahnarzt bei der Erledigung eines Jobs geholfen hat, brechen sie gemeinsam auf um Djangos in die Sklaverei verkaufte Frau zu suchen und sich an ihrem Besitzer zu rächen.
„Django Unchained“ ist gleichermaßen Hommage an den Italo-Western, dessen Stil mit extremen Zooms, Zeitlupe und Detailaufnahmen der Augenpartien kopiert wird, wie Abrechnung mit der Sklaverei. Eindringlich zeigt Tarantino, wie die Sklaven geschunden und gequält werden, bricht aber auch mit dem Bild des gutmütigen alten Afroamerikaners à la "Onkel Toms Hütte", denn gerade so ein hinkender Helfer (Samuel L. Jackson) erweist sich als noch grausamer als sein weißer Besitzer.
Nie geht die Gesellschaftskritik freilich auf Kosten der Unterhaltung. Nicht nur in den Hauptrollen (neben Waltz Jamie Foxx und Leonardo diCaprio) sondern auch in den Nebenrollen mit Samuel L. Jackson, „Miami-Vice“-Star Don Johnson und Tarantino selbst vorzüglich besetzt, souverän das Tempo wechselnd, Standards variierend und immer wieder ins Komische kippend, bereitet „Django Unchained“ trotz eines allzu gedehnten Finales mit mehreren Enden großes Vergnügen.
Spielboden Dornbirn (Open-Air): 29.6. 22 Uhr


Motorcycle Diaries – Die Reisen des jungen Che: 1952 brechen der Medizinstudent Ernesto Guevara und sein Freund, der Biochemiker Alberto Granado, mit einem alten Motorrad von Buenos Aires zu einer Reise durch Südamerika auf. Die äußere Reise durch Argentinien, Chile und Peru korrespondiert mit einer inneren Bewegung. Vom heiteren Beginn im großbürgerlichen Milieu führt die Fahrt die Freunde in immer ärmere Regionen. An die Stelle der Flirts mit Frauen und kleinen Tricks, um sich Nahrung und Unterkunft zu beschaffen, tritt mit Fortdauer des Films zunehmend die Not der Landbevölkerung: Bauern werden von Großgrundbesitzern vertrieben, in Minen werden die Arbeiter ausgebeutet, die medizinische Versorgung ist katastrophal.
In kleinen Dosen, fein portioniert schildert Walter Salles die Wandlung der Freunde. Statt in die Tiefe zu gehen und zu verdichten setzt er auf eine episodische Struktur, die durch ständig wechselnde Szenen und unterschiedliche Tonlagen unterhalten will: Grandiose Landschaftsaufnahmen und kleine Pannen und Unfälle auf der Fahrt wechseln mit kurzen Begegnungen, mal steht die Beziehung Ernestos zu seinem Freund im Mittelpunkt, mal der Kontakt mit den Einheimischen.
Auf humorvolle Momente folgen - leider nur ansatzweise - bedrückende, auf spannende gelöste. „The Motorcycle Diaries“ ist ein in warme Bilder getauchter und mit viel Musik unterlegter bunter Bilderbogen voller Postkartenansichten, aber an einer realistischen Darstellung des Elends und der Aufdeckung der Ursachen besteht kein Interesse.
Poolbar, Feldkirch: Do 4.7., 20.30 Uhr