Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 04. Mai 2019 · Film

Vorarlberger Kurzfilmnacht: Im Bann von Hollywood

Am Freitag, den 3. Mai, konkurrierten im vorarlberg museum 14 Filme um die vier Startplätze in der Kategorie v-Shorts beim Alpinale Kurzfilmfestival im August. Das Programm war vielfältig, auffallend war aber eine starke Orientierung am US-Kino.

Zwischen drei und dreizehn Minuten waren die vierzehn Filme, die bei der Vorarlberger Kurzfilmnacht präsentiert wurden, Spielfilme dominierten, aber auch ein Dokumentarfilm, ein Musikvideo, ein Animationsfilm und Experimentelles fehlten nicht. Ein buntes Programm wurde so geboten, aus dem die Jury, die sich aus der RTV-Redakteurin Heidemarie Salmhofer, dem Schauspieler Stefan Pohl und dem Kulturfachmann Manfred Welte zusammensetzte, drei Produktionen für die Kategorie v-Shorts des 34. ALPINALE Kurzfilmfestivals (6. – 10. August 2019) auswählen musste. Der vierte Vorarlberger ALPINALE-Beitrag wurde mittels des Votums des Publikums bestimmt.

Wenig regionalen Geschichten

So vielfältig das Programm war, auffallend war doch die starke Orientierung am US-Kino. Inhaltlichen Bezug zu Vorarlberg fand sich nur bei Werner Scheffknechts Video zum Song „Voradlberg“ der Band Söffabuaba und dem Stop-Motion-Film „Berta and the Colorful Points in Life“, in dem Katharina Schöch freilich weitgehend über die Sprache und wenig visuell anhand einer – ihrer? – Familiengeschichte von Diskriminierung erzählt.

Englischer Abspann, amerikanische Vorbilder

Das Faible der jungen Filmemacher für Hollywood zeigt sich schon, wenn bei einem Film mit deutschem Dialog nicht nur der Abspann konsequent mit englischen Termini wie „Editor“ oder „Director“ arbeitet, sondern Stefan Sauer seinem als Bachelorarbeit des Studiengangs Inter Media an der FH Dornbirn entstandenen Film mit „A Glimpse of Happiness“ auch noch einen englischen Titel gibt.
Nicht nur bei diesem Film, bei dem recht bald klar wird, dass es um Verlust und Trauma geht, zeigte sich auch eine Nähe zu bekannten Filmmotiven und Genres. So scheint Rupert Höller ein Fan von David Lynch zu sein. In visuell und akustisch beeindruckender Manier lässt er in „1 + 1 = 1“ nämlich auf einen in einem Bett liegenden Mann alptraumhafte Erinnerungen hereinbrechen.
Ein starkes Sounddesign zeichnete nicht nur diesen Film, sondern auch Maximilian Feursteins und Ted Dontchevs mit einem englischen Team gedrehten „Dead-End“ aus. In Schwarzweiß und mit einigen farbigen Flashbacks erzählen Feurstein/Dontchev von einem an einen Stuhl gefesselten Mann, von dem Gangster einen Code erfahren wollen. Neu ist das nicht, erinnert beispielsweise an Tarantino, doch der Film baut mächtig Spannung auf und terrorisiert den Zuschauer förmlich. – Dass die Jury sich unter anderem für diesen Film entschied, führte dann auch zu lautstarken Unmutsäußerungen wie „Schon hundertmal in Hollywood-Filmen gesehen“.

Von klassischer Erzählung bis zu trashiger Persiflage

Wie eine große Hollywood-Kiste mit Pre-Title-Sequenz und großem Vorspann setzt Felix Gorbachs „Grenzgänger“ ein. Wie dann aber fast in Echtzeit von einer Taxifahrerin und ihrem seltsamen Fahrgast erzählt wird, das überzeugt durch die Konzentration auf das Taxi, durch Schnitt und Schauspiel aber doch und punktet vor allem mit einer herrlichen doppelten Schlusspointe.
Malte Dünser persifliert dagegen in seinem trashigen „COPS – Joe´s revenge!“ amerikanische Polizistenserie, die Geschmäcker werden sich daran freilich scheiden und Fremdschämen auf der einen Seite wird lautes Lachen auf der anderen Seite gegenüberstehen.

Die Originalität der Frauen

Filmisch eigene Wege gingen vor allem die Frauen. Katharina Schöch beschränkt sich in „Ars Erotica“ ganz auf das Spiel zweier Hände und der Finger, um von Sexualität zu erzählen. Das ist originell, hat durchaus Witz und Poesie.
Dem Widerspruch von Kontakten über soziale Medien und realer Vereinsamung widmet sich dagegen Selina Nenning, die in „I am social“ in starker Bildsprache von einer jungen Frau erzählt, die sich in ihrer kalten virtuellen Welt zu verlieren droht. Interessant auch der Ansatz von Fine Gumpert und Tobias Gayer, die in „The Differents“, der von der Publikumsjury ausgewählt wurde, mit Voice-over und assoziativer Abfolge von Gesichtern, Detailaufnahmen aber auch Archivmaterial an die Bedeutung der Unterschiedlichkeit von Menschen für Vielfalt und Fortschritt erinnern.


Nominierte Vorarlberger Kurzfilme für die 34. ALPINALE
"I am Social" von Selina Nenning
"Dead End" von Maimilian Feurstein und Ted Dontchev
"1 + 1 = 1" von Rupert Höller
"The Differents" von Fine Gumpert und Tobias Gayer