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Gunnar Landsgesell · 17. Dez 2019 · Film

The Peanut Butter Falcon

Eine Ode an die Freiheit, die zwei Männer trägt: Ein Fischer und ein Bursche mit Down-Syndrom lassen sich von herrlichen Flusslandschaften und Mark Twain inspirieren, wenn sie auf einem Floß Richtung Florida treiben. Irgendwann schließt sich dem ungleichen Buddy-Duo auch Dakota Fanning an.

Ganz ehrlich, als logische Besetzung würde einem Shia LaBeouf für ein Feel-Good-Movie wie „The Peanut Butter Falcon“ nicht als erstes einfallen. Vielleicht ist dem Mann, der in der Rolle hartgesottener Burschen bislang nie unglaubwürdig wirkte, aber auch nach einem Tapetenwechsel. Für seinen Film davor, „Honey Boy“ (Regie: Alma Ha’rel), verfasste LaBeouf das Drehbuch, das von seiner eigenen Kindheit und dem Verhältnis zu seinem Vater handelt. In „The Peanut Butter Falcon“ taucht er nun an der Seite eines 22-jährigen Burschen mit Down-Syndrom (Zack Gottsagen) auf, den man lange in einem Altersheim eingesperrt hatte und der nun auf Freiheitstrip Richtung Süden ist. Auf die Suche macht sich allerdings auch die Sozialarbeiterin Eleanor (Dakota Fanning), die den Patienten wieder einfangen will, aus Sorge, versteht sich. Das klingt nach jenen Filmen, in denen die Welt gerade soviel an Ungemach erlaubt, dass es den Spaß am Leben nicht verdirbt. Das verhält sich in „Peanut Butter Falcon“ nicht anders, auch wenn ein paar raue Gesellen zwischendurch die Daumenschrauben anziehen. Darunter in feinen Nebenrollen John Hawkes (unvergesslich diabolisch in „Winter’s Bone“) oder New-Hollywood-Veteran Bruce Dern als Zimmergenosse von Zak.

Shia LaBeouf - der richtige Buddy

Eigentlich ist „The Peanut Butter Falcon“ eine Ode an eine unerwartete Freiheit, eine unwahrscheinliche Freundschaft und die Schönheit der Natur. Zak, der eines Tages aus dem Fenster seines Zimmers steigt und verschwindet, wird per Zufall Zeuge eines grimmigen Streits. Ein paar üble Burschen, darunter John Hawkes, haben mit dem Fischer Tyler (LaBeouf) noch eine Rechnung offen, der sie um Geld betrogen hat. Zak schlüpft unbemerkt in dessen Boot und schon geht es mit Tyler die Flusslandschaften North Dakotas hinunter.
Das Regie-Duo Tyler Nilson und Michael Schwartz finden in Mark Twains Reisebeschreibungen eine Inspiration, noch einmal die sanften, flachen Landschaften des Südens der USA zu bereisen. Die weißen Sandbänke am Fluss mit Bäumen, deren Wurzeln freigelegt sind; die weiten Wasserflächen, die Maisfelder und Wälder breiten sich hier als Naturkulisse aus, die geradezu darauf wartet, erkundet zu werden. So findet der Film viel Raum für die episodischen Abenteuer seiner zwei Tramps, die das Boot schon bald gegen ein selbstgebautes Floß eintauschen. Ein Prediger taucht Zak noch rasch im Fluss unter und schon hat er den Segen Gottes. Später wird auch Eleanor auf die beiden Flussreisenden treffen.
„The Peanut Butter Falcon“ wirkt frei und großzügig erzählt, und weist dabei jene Kontingenz auf, die wahre Abenteuer auszeichnet und von dem unzählige Geschichten des „Americana“-Genres leben. Als richtige Wahl erweist sich zudem LaBeouf, dessen Ungeschliffenheit der Filmfreundschaft mit dem dicklichen Jungen die nötige Ambivalenz verschafft, um nicht bieder zu wirken. Ein kleiner Film mit starker Besetzung.