Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Gunnar Landsgesell · 28. Nov 2013 · Film

The Counselor

Ein Anwalt (Michael Fassbender) klinkt sich in ein Drogengeschäft ein, um seiner Zukünftigen (Penelope Cruz) ein Leben in Luxus zu verschaffen. Der Deal geht schief. Regisseur Ridley Scott findet in diesem Drogenthriller keine Haltung zu seinem Stoff und verwirrt sein Publikum mit ernst gemeintem Symbolismus und unfreiwilliger Ironie.

Würde man nur die Bilder ohne Ton sehen, man hielte „The Counselor“ zweifellos für eine Komödie. Ein bisschen überdreht zwar und ein bisschen surreal, jedenfalls den Eindruck unheimlichen Wortwitzes erweckend, weil etliche Szenen doch lange dauern. Da sich in die Geschichte aber einige grausame Details wie Enthauptungen und recht üble Drogenbosse einschleichen, der Handlungsort zudem Mexiko ist, ist eine Komödie ausgeschlossen. Irritierend ist aber, dass „The Counselor“ auch mit Ton nicht viel mehr Klarheit bringt. Die Frage stellt sich, ob das hier wirklich ernst gemeint sein kann. Schon der Beginn wirkt wie eine Parodie: Michael Fassbender, ein gelackter Anwalt, wie man später erfährt, vergnügt sich mit seiner Freundin Penelope Cruz unter einer Bettdecke, unter die die zögerliche Kamera schließlich auch dazu kriecht. Geht es hier um ungelenk inszenierte Erotik oder eher um eine Parodie darauf? So wie Peter Sellers im Rosaroten Panther ja auch kein richtiger Kommissar ist. Die Frage beschäftigt einen in fast jeder weiteren Szene dieses Films, immerhin. Sonst würde sich bald Langeweile einstellen. In der ersten Stunde treffen nicht wenige der Stars des Films wie Fassbender, Cruz, Javier Bardem, Cameron Diaz und Brad Pitt aufeinander. Jede der Figuren wirkt schrill aber völlig leblos, Regisseur Ridley Scott und „Kultautor“ Cormac MacCarthy sind bei ihrer Suche nach dem Besonderen in einer Freakshow gelandet: Bardem ist Slacker-mäßig und schulbübisch, Diaz eine manierierte Luxustante, Cruz ist unglaublich naiv und bieder, Pitt ein Checker wie er im Buch steht und Fassbender sicherlich ein ganz schlechter Anwalt, so unabsichtlich, wie er in dieses Drogengeschäft hineintappt. Nach zwei Stunden stellt sich die Anfangs komplizierte Story als recht simpel dar. Die Frage aber, wie es zu diesem Film kommen konnte, ist da noch immer ungeklärt.

Tragische Wendung

Vielleicht hat Ridley Scott seinen Autor ja gründlich missverstanden. MacCarthy, dessen existenzieller Grundton im USA-Endzeitstück „The Road“ auf beeindruckende Weise auf die Leinwand übertragen wurde, ist niemand, dem man als schreiberische Qualität Manierismus andichten könnte. Wenn im Film aber Cameron Diaz von der Eleganz ihrer zwei Geparden schwärmt, die gerade ein Kaninchen töten, und später die Kamera ihren Rücken entblößt, auf dem sich ein Gepardenmuster-Tattoo bis auf das Gesäß verlängert, oder wenn die zwei Geparden aus einem Auto steigen und – wie schräg! – einen eben Ermordeten stumm beschnüffeln, dann weiß man nicht, ob Scott hier die selbstreflexive Schalkhaftigkeit eines Kusturica aufgreift oder ob diese Bilder eins zu eins dafür stehen, was sie zeigen. Dass Scott diesen Film also ernst meint. Das wäre, jetzt nicht nur genretechnisch gesprochen, jedenfalls die tragischste Wendung, die dieser Film mit sich bringt.