Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 24. Dez 2010 · Film

Meine Frau, unsere Kinder und ich

Ist ein amerikanischer Film heutzutage erfolgreich, zieht er fast zwangsläufig ein Sequel nach sich. Vielfach führt das nur zu billigem Abklatsch, dank spannungsreicher Konstellation von schrägen Typen, die von einer lustvoll aufspielenden Starriege verkörpert werden, und schnellen Dialogen ist Paul Weitz mit dem dritten Film der „Fockers“-Serie aber immerhin eine ganz unterhaltsame Komödie gelungen.

Regisseur Paul Weitz nimmt mit den Faden, den Jay Roach in den ersten beiden „Focker“-Filmen gesponnen hat, auf und entwickelt ihn weiter. Besuchte der jüdisch-stämmige Gaylord Focker mit seiner Verlobten in „Meine Braut, ihr Vater und ich“ (2000) seine zukünftigen Schwiegereltern, worauf vier Jahre später in „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ (2004) Gaylords Eltern ins Spiel kamen, so weitet sich in „Meine Frau, unsere Kinder und ich“ der Kreis nochmals: Zum Gaylord Focker (Ben Stiller) und seiner Frau Pam (Teri Polo) kommen neben ihre Eltern auch ihre inzwischen fünfjährigen Zwillinge hinzu, deren Geburtstag Ausgangspunkt für ein Familientreffen und zahlreiche Turbulenzen ist.

Der Krankenpfleger und der pensionierte CIA-Agent

Auf welcher Seite Gaylords Schwiegervater Jack Byrnes (Robert De Niro) weltanschaulich steht, macht gleich eine Kamerafahrt über eine Fotowand klar. Stolz steht da im Zentrum ein Bild von Byrnes mit George W. Bush. Nicht müde wird der Pensionist auch immer wieder auf seine Vergangenheit als CIA-Agent hinzuweisen. Ein Schwiegersohn, der Gaylord heißt und zudem noch Krankenpfleger ist, passt überhaupt nicht in sein Bild von Männlichkeit.
Immerhin ist Gaylord, der sich inzwischen Greg nennt, inzwischen leitender Pfleger im Chicago Hospital. Als solcher wird er von der jungen Pharmavertreterin Andi Garcia (Jessica Alba), die sich unübersehbar nicht nur beruflich für Greg interessiert, eingeladen bei einem Kongress ein neues Potenzmittel zu präsentieren. Gregs Schwiegervater vermutet hinter dieser Beziehung selbstverständlich sogleich eine Affäre. Und auch bei der Kindererziehung mischt sich der argwöhnische Pensionist sofort ein und wünscht, dass seine Enkel auf eine private Elite-Grundschule geschickt werden.

Familientradition kontra Selbstbehauptung

Weil Greg Focker einerseits versucht die Ansprüche des Schwiegervaters zu erfüllen, andererseits sich aber auch selbst behaupten will, sind komödiantische Konflikte vorherzusehen. Dazu kommt Pams ausgeflippter und immens reicher Ex-Lover Kevin (Owen Wilson), der ihr immer noch Avancen macht und für Jack Byrnes der wesentlich bessere Schwiegersohn als Greg wäre, und schließlich auch noch Gregs Eltern. Die sind freilich mit ihrem hedonistischen Lebensstil – Papa (Dustin Hoffman) widmet sich in Sevilla dem Flamenco, Mama (Barbara Streisand) moderiert eine TV-Show zum Thema Sex – das genaue Gegenteil zum steifen und konservativen Jack Byrnes.
Viel Neues hat diese Komödie im Grunde nicht zu bieten, bezieht aber aus seinen Oppositionen einigen Witz. Abgerechnet wird da auch mit dem konservativen Amerika, und dem Pochen auf Familientradition und Stammbaum ein lustvoll-befreites Leben gegenüber gestellt. Locker spielt Weitz auch mit dem Genre und baut ironisch gebrochen über die Musik Thrillerspannung auf, wenn Jack Byrnes Greg Focker beschattet, oder zitiert „Der weiße Hai“, wenn es im Bällepool zum Zweikampf der Kontrahenten kommt.

Lustvoll aufspielende Starriege

Während Ben Stiller routiniert spielt, Jessica Alba als Pharmavertreterin vor allem auf ihr Aussehen baut, fühlt sich Robert De Niro in der Rolle des stets argwöhnischen Schwiegervaters sichtlich wohl. Auch Dustin Hoffman und Barbra Streisand merkt man das Vergnügen an, mit dem sie Gregs Eltern spielen, und Owen Wilson als bunter Vogel Kevin erweitert mit seinen noch schrägeren Helfern nicht nur das schräge Figurenarsenal, sondern auch den Handlungsrau. Sogar Harvey Keitel hat hier als ziemlich ruppiger Bauarbeiter einen Kleinstauftritt.
So kann man mit dieser solide inszenierten Komödie zwei unterhaltsame Stunden verbringen, darf sich aber auch fragen, wieso bei einer so genannten Familienunterhaltung ein Großteil der Witze um das Thema Sex kreisen muss. Endgültig ausgeschlachtet scheint mit diesem Film das Duell Greg Focker – Jack Byrnes sowie das Spiel mit den Familienverhältnissen, sodass man gespannt darauf sein darf, ob den Drehbuchautoren in der Fortsetzung, die mit dem Filmende schon angedeutet und vorbereitet wird, noch etwas Neues einfallen wird. - Vielleicht werden dann ja die Haustiere wie Katze "Mr. Jinx" und eine Eidechse von Gregs Sohn stärker ins Spiel gebracht.