Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 26. Dez 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.12. 2010 - 2.1. 2011)

Einen liebenswerten Zeichentrickfilm schon für Kinder ab vier Jahren gibt es mit "Morgen, Findus wird´s was geben" am Spielboden Dornbirn. Entschieden für Erwachsene ist dagegen die ebenso am Spielboden zu sehende Kurzfilmrolle "Sexy Things". Nicht Heiter-Frivoles, sondern eher harte Kost bieten dabei neun formal und inhaltlich höchst unterschiedliche Kurzfilme.

Morgen, Findus wird´s was geben: Der freche Kater Findus wünscht sich zu Weihnachten, dass der Weihnachtsmann ihm die Geschenke persönlich übergibt. Dies stürzt seinen Freund, den alten Tüftler Petterson, in innere Unruhe und fieberhafte Aktivität, möchte er doch Findus nicht enttäuschen.
In seiner Liebe zum Detail und dem warmherzigen Erzählton steht der dritte Zeichentrickfilm über die Abenteuer von Petterson und Findus, die in der Abgeschiedenheit der schwedischen Provinz leben, seinen Vorgängern um nichts nach. Nebenfiguren wie ein mürrischer Nachbar, winzige Hausgeister oder ein seltsamer Briefträger sorgen für Abwechslung im Handlungsverlauf, ohne dass dabei das Warten und die Vorbereitungen für Weihnachten als die zentralen Themen aus den Augen verloren würden. Geschickt wird die Frage nach der Existenz des Weihnachtsmannes schließlich auch so gelöst, dass den Kindern ihre Träume nicht genommen werden. Weit besser in die Vorweihnachtszeit als unmittelbar nach Weihnachten passt dieser Kinderfilm, da er einerseits die Wartezeit verkürzt, andererseits die Vorfreude steigert und zudem ohne erhobenen Zeigefinger ganz beiläufig dem Konsumdenken und den hölzernen Weihnachtsmännern mit blecherner Stimme Freundschaft und Hilfsbereitschaft als die wahren Werte gegenüber stellt. - Sich daran freuen kann man sich aber auch nach der großen Bescherung
Spielboden Dornbirn: Mo, 27.12., 14.30 Uhr

Sexy Things: Drei Kurzfilmrollen werden am Spielboden Dornbirn dieser Tage gezeigt. Während die Programme „Einerseits Ungestüm“ und „Andererseits Betörend“ jeweils fünf unterschiedlichste Filme, die entweder für den deutschen Kurzfilmpreis nominiert oder sogar damit ausgezeichnet wurden, präsentieren, sind in „Sexy Things“ neun Kurzfilme zusammengefasst, die im weitesten Sinn um Sex kreisen. Das geht von kurzen pornographischen Momenten in Maike Mia Höhnes „Von der Hingabe“ bis zur Berliner Single-Frau, die in Jannicke Låkers „Sunday Morning“ stockbesoffen in ihre Wohnung zurückkehrt. Die Kamera bleibt hier statisch und blickt aus der Distanz auf die tragikomischen Versuche der Frau sich auszuziehen, bis sie zusammenbricht und im eigenen Erbrochenen liegen bleibt. Dieser Außenperspektive steht die radikale Innensicht von Tonia Budelmanns „Die Geschichte vom roten Keramikpferd“ gegenüber. Mit viel innerem Monolog folgt Budelmann in quasidokumentarischem Gestus einer bekifften Frau durch einen tristen Samstag. Einen scharfen Kontrast zu dieser Tristesse und Verzweiflung bietet Petra Schröder, die in Form eines knallbunten poppigen Musicals in „Knospen wollen explodieren“ voll Ironie von Liebesträumen erzählt.
Von dieser bunten Mischung, vom Aufeinanderprallen von Gegensätzlichem lebt diese Kurzfilmrolle, die freilich Erwartungshaltungen enttäuschen dürfte. Denn statt Heiter-Frivolem und Lustvollem, das man mit dem Titel verbinden könnte, wird hier schwerere Kost geboten. Am ehesten witzig-lustvoll ist neben „Knospen wollen explodieren" Sam Taylor-Woods Beitrag. Die Britin erzählt in „Love You More“ von einem schrillen Girl und einem „braven“ Schuljungen, die im England der späten 70er Jahre die gemeinsame Begeisterung für die Punkband „Buzzcocks“ zusammen bringt. Da bleibt es im Zimmer des Mädchens nicht lange beim Musikhören. Mag der Junge auch noch so schüchtern sein und versuchen sich ganz auf die Musik zu konzentrieren, den Avancen des Girls kann er nicht lange widerstehen und bald geht es heftig zur Sache. Zupackenden britischen Sozialrealismus bietet dagegen Daniel Elliott, der in „Jade“ eine Jugendliche in einer schwierigen Situation porträtiert. Wortkarg und knapp inszeniert, mit einer eindrucksvollen Aisling Loftus in der Hauptrolle gelang Elliott hier ein eindringlicher Film, der allerdings in dieser Kurzfilmrolle ziemlich deplatziert wirkt. – Nicht Jedermanns Sache mag diese Mischung sein, bietet aber andererseits sicher gerade in der Vielfalt für jeden etwas. Und die Kurzfilme, die einem weniger zusagen, kann man ja gleich wieder aus dem Gedächtnis streichen, um die anderen dafür umso stärker wirken zu lassen.
Spielboden Dornbirn: Mo, 27.12., 20.30 Uhr