Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 03. Jul 2011 · Film

Larry Crowne

Weil Larry Crowne keinen College-Abschluss hat, wird er von einer Supermarktkette entlassen. Crowne will das Studium nachholen, eignet sich dabei aber nicht nur Wissen an, sondern trifft auch Studenten und eine Lehrerin, durch die sich sein Leben grundlegend ändert. - Tom Hanks inszenierte mit sich selbst und Julia Roberts in den Hauptrollen ein Feelgood-Movie, das zwar aktuelle Probleme wie Arbeitslosigkeit antippt, aber im Grunde vor allem nett und gefällig sein will.

Tom Hanks hat schon bei einigen TV-Serien wie „Band of Brothers“ Regie geführt, Kinofilm hat er bislang aber nur einen gedreht: „That Thing You Do“ im Jahre 1996. 15 Jahre später lässt er nun mit „Larry Crowne“ einen weiteren folgen.

Realitätsferne Darstellung eines ernsten Themas

Dass er das Handwerk beherrscht, zeigt schon der Beginn. Da verbreitet gleich einmal Electric Light Orchestra mit dem Klassiker „Hold on Tight“ gute Laune, während  auf der Bildebene ein Eindruck von Larrys Job als Manager in einem Supermarkt vermittelt wird. Die Stimmung könnte in den Keller fallen, als der Ruf in die Personalabteilung nicht die Ernennung zum „Mitarbeiter des Monats“, sondern die Kündigung bringt. Süffisant, aber ohne wirklichen Biss stellt Hanks die Firmenleitung bloß, die als Gründe „Umschichtungen“ sowie den fehlenden Studienabschluss anführt. Letzteres führe in der Argumentation des Unternehmens nämlich zu dem untragbaren Zustand, dass Larry beruflich nicht mehr weiter aufsteigen könne. Da man eine solche Diskriminierung ablehne, müsse man ihn entlassen.
Tief müsste der Schock sitzen, muss der Mittfünfziger doch nach der Scheidung auch noch den Kredit für das Haus abzahlen. Doch solche existentiellen Probleme und Sorgen handelt Hanks locker ab. Er zeigt zwar, wie Larry vom Sprit schluckenden Mittelklassewagen auf einen gebrauchten Motorroller umsteigt, später auch das Haus aufgibt und in eine kleine Wohnung zieht, doch dieser soziale Abstieg erschüttert ihn in der Darstellung des Films nicht im mindesten. Als realitätsfern muss diese Schilderung bezeichnet werden, einzig dem Zweck dienend den Zuschauer ja nicht zu belasten und ihm seine Laune nicht zu verderben.

Befreiendes Studentenleben

In gleichem Maße Hanks die Tiefschläge – und damit auch Gesellschaftskritik - weitgehend ausklammert, rückt er positive Entwicklungen in den Mittelpunkt. So lässt er Larry am College Kurse für freies Reden sowie Wirtschaft belegen. Der Schwerpunkt wird dabei auf die komisch-harmlosen Momente der Vorlesungen gelegt, mehr als das Studium verändern den Titelhelden aber die deutlich jüngeren Studentinnen, denen er auf dem Campus begegnet.
Vor allem die Hispanic Talia (Gugu Mbatha-Raw), in deren Roller-Bande – keine Angst: die sind ganz harmlos - er bald aufgenommen wird, beeinflusst Larry entscheidend: Neue Kleidung und Frisur wird ihm verpasst, seine Wohnung wird nach Feng Shui umgestellt. Zunehmend lockerer wird so der steife Kleinbürger. Nicht schaden kann diese Veränderung freilich auch für seinen Rhetorikkurs. Dort findet dann auch bald – aus für den Zuschauer nicht nachvollziehbaren Gründen - eine Lehrerin (Julia Roberts) an Larry Gefallen und scheint dadurch auch der Depression und dem Alkohol zu entkommen, in die sie durch Eheprobleme gestürzt ist.

Leidlich unterhaltsames Sommerfilmchen

Routiniert ist das durchaus inszeniert, überträgt die innere Befreiung der Titelfigur im lockeren Mäandern zwischen einzelnen Szenen auch geschickt auf die filmische Erzählweise, pendelt aber auch unentschieden zwischen Komödie und Romanze. Hanks und Roberts vertrauen auf ihr Star-Image, um die herum schräge Typen wie Crownes afroamerikanischen Nachbarn, ein japanischer Wirtschaftsprofessor oder mehrere StudentInnen das Interesse des Publikums wach halten sollen. Mögen die Figuren aber auch durch die Vielzahl der Ethnien im wahrsten Sinne des Wortes ausgesprochen bunt sein – der Film wird es dadurch nicht, denn keine Figur wird plastischer gezeichnet, kein Handlungsmotiv vertieft, doch zahlreiche Songs täuschen zumindest oberflächlich immer wieder über die dünne Handlung hinweg.
So plätschert dieses harmlose und peinlichst auf Familientauglichkeit ausgerichtete Filmchen leidlich unterhaltsam dahin, auf Überraschungen und pfiffige Regieeinfälle wartet man aber vergeblich.