Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 03. Jul 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.7. - 10.7. 2011)

Sommerzeit ist Festivalzeit: Am Spielboden Dornbirn wird im Rahmen des „Sommerfrische“-Festivals Open-Air das Ehedrama „Revolutionary Road – Zeiten des Aufruhrs“ gezeigt und beim Feldkircher Poolbar-Festival läuft im Alten Hallenbad der schmissige amerikanische Familienfilm „The Kids Are All Right“.

Revolutionary Road – Zeiten des Aufruhrs: Von einer Schauspielkarriere träumt die junge April, als sie Frank kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs kennen lernt. Doch nach dem ersten Auftritt sind diese Träume auch schon zerplatzt und zehn Jahre später lebt man mit zwei Kindern zwar materiell gut gestellt, aber illusionslos in einem properen Einfamilienhaus in einer uniformen amerikanischen Vorstadt. April hat aber noch nicht alle Hoffnungen aufgegeben, plant nochmals einen Neustart und will mit der Familie nach Paris übersiedeln, doch dann wird sie erneut schwanger.
Nachdem der Brite Sam Mendes in „American Beauty“ satirisch auf die amerikanische Gesellschaft blickte, evoziert er in seiner Verfilmung des 1961 erschienenen Romans von Richard Yates unterstützt von der brillanten Kameraarbeit von Roger Deakins beklemmend die innere Leere und Uniformität des amerikanischen Kleinbürgertums der 1950er Jahre. Zurückhaltend, aber konsequent inszeniert und getragen von zwei herausragenden Hauptdarstellern (Kate Winslet, Leonardo DiCaprio) weitet sich das packende Ehedrama zu einer universellen Auseinandersetzung mit der Frage nach der Lebensgestaltung, einer Absage an ein diffuses Dahindämmern in materieller Saturiertheit und entschiedenen Aufforderung zu aktiver Lebensführung und Realisieren seiner individuellen Träume – auch auf die Gefahr des Scheiterns hin.
Spielboden Dornbirn – Open-Air: Sa 9.7., 22 Uhr


The Kids Are All Right: Von einem konventionellen Familienfilm unterscheidet  „The Kids Are All Right“ nur ein kleiner, aber entscheidender Punkt: Die 18-jährige Joni (Mia Wasikowska) und der 15-jährige Laser (Josh Hutcherson) haben nicht Vater und Mutter, sondern zwei „Moms“: Die selbstsichere Nic (Annette Bening) bringt als Ärztin das Geld in den Vorstadt-Bungalow, beansprucht dafür aber auch das Recht für sich die Familie zu kontrollieren. Jules (Julianne Moore) hat dagegen bislang den Haushalt geführt und die Kinder erzogen, versucht aber jetzt als Landschaftsarchitektin Fuß zu fassen. Lange führen sie schon eine harmonische Ehe, die Kinder wurden über einen Samenspender gezeugt. Als Laser diesen biologischen Vater ausfindig macht, kommt die Geschichte ins Rollen. Denn Paul (Mark Ruffalo) trifft sich nicht nur mit den Halbgeschwistern, sondern wird bald auch nolens volens von Nic und Jules eingeladen. Ihr Plan ihn so mit Freundlichkeit zu überschütten, dass damit das Thema ein für alle Mal erledigt ist, geht aber nicht auf. Der Small-Talk bringt Jules nämlich den Auftrag zur Gestaltung von Pauls Garten, wobei es dann bald nicht beim Gärtnern bleibt...
Vollkommen unbefangen und locker erzählt Lisa Cholodenko von der lesbischen Beziehung, wenn sich das Paar von Schwulenfilmen anregen lässt. Auch das Coming-of-Age und die emotionalen Probleme von Joni, die die Familie in Richtung College verlassen wird, wird gestreift, nur Laser kommt, vom Anfang abgesehen, etwas zu kurz.
Annette Bening und Julianne Moore brillieren als lesbisches Paar, zu dem Mark Ruffalo mit dunkler Sonnenbrille, Dreitagebart und schwerem Motorrad einen markanten Kontrapunkt bildet. Das Thema Samenspender bietet Anlass für einige Witze und wird genüsslich ausgespielt, aber nicht überstrapaziert. Die Dialoge sind vorzüglich und souverän dreht Cholodenko an der Handlungsschraube. Wenn Nic dann im wahrsten Sinne des Wortes das Hören vergeht, gelingt auch bruchlos der - vorübergehende - Übergang ins Melodramatische. – Perfekte lesbische Familien haben eben genau die gleichen Probleme wie heterosexuelle und sind auch von den gleichen Gefahren und emotionalen Turbulenzen bedroht.
Poolbar-Festival im Alten Hallenbad, Feldkirch: So, 10.7., 22 Uhr