Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Gunnar Landsgesell · 11. Mär 2022 · Film

Küss mich, Mistkerl!

Nein, das ist keine "romantische" Komödie, der Originaltitel "The Hating Game" verspricht das aber auch nicht. Lucy Hale als forsche junge Frau und Austin Stowell als arroganter junger Mann verbindet so etwas wie eine Hass-Liebe. Das macht es nicht nur den beiden schwer, sondern irgendwie auch dem Publikum.

"The Hating Game" ist einer jener Filme, die keinerlei Orientierung erfordern, sondern von Anfang an Tatsachen schaffen wollen. In einem Büro sitzen sich zwei leitende Angestellte einer jüngst fusionierten Firma bereits in Frontstellung gegenüber: Lucy (Lucy Hale), die kollegiale junge Frau, die durch einen von gockelhafter Souveränität  gekennzeichneten Kollegen namens Josh (Austin Stowell) ständig aus der Reserve gelockt wird. Er bezeichnet sie als Shortcake, während sie dessen Routinen, wie etwa seine zwanghafte Ordnung, beobachtet. Die Farbe seiner Hemden ist auf die fünf Arbeitstage abgestimmt. Jahrein, jahraus. So richtig in Fahrt kommt das streitbare Duo allerdings nicht. Es bleibt bei kleinen Sticheleien, irgendwie fühlen sich die Figuren so an, als wäre man ihnen als Zuseher schon öfters irgendwo begegnet, und fast hat man den Verdacht, dass sie selbst hier auch schon die hundertste Vorstellung hinter sich haben. Denkt man an Screwball Comedies im Stil von Spencer Tracy und Katharine Hepburne, fehlt es "The Hating Game" deutlich an Tempo und Explosivität, und eigentlich auch an Originalität. Die Routine, mit der Regisseur Peter Hutching "The Hating Game" inszeniert, findet sich schon in den Dialogen von Drehbuchautorin Christina Mengert wieder. So machen Lucy und Josh das, was man von ihnen erwartet. Wie Katz und Hund, die sich doch irgendwie mögen, um sich wieder zu überwerfen, um dann vielleicht doch noch ein Paar zu werden. Als Romcom, also Genreverfilmung einer romantischen Komödie, geht "The Hating Game" eher nicht durch. Dafür fehlt es an Intimität in den entscheidenden Momenten. Nicht zuletzt deshalb, weil die von Stowell verkörperte Figur des Josh seine Arroganz seltsamerweise nie ablegt. Dadurch öffnet sich allerdings eine Schere in dieser vorgeblichen Liebesgeschichte. Dass eine Frau wie Lucy, deren Behandlung durch männliche Arbeitskollegen mehrfach kritisch dargestellt wird, dennoch ihr Interesse an Josh nicht verliert, wirkt befremdlich. Man weiß nicht, wie man es deuten soll: Ist hier die Balance zwischen Liebe und "Hass" etwas in Schieflage geraten, oder sollte man das als Kritik an gesellschaftlicher Realität verstehen? So bleibt man dann trotz der routinierten Unterhaltung am Ende ein bisschen ratlos zurück.