Neu in den Kinos: „The Substance“ (Foto: Mubi)
Walter Gasperi · 10. Mär 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.3. - 17.3. 2022)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche Jane Campions für 12 Oscars nominierten bildmächtigen Post-Western „The Power of the Dog". Am Spielboden Dornbirn startet die pro mente Filmreihe, in deren Rahmen wieder vier Filme zum Thema psychische Krankheiten gezeigt werden.

The Power of the Dog: Mit einem Insert verankert Jane Campion ihre für 12 Oscars nominierte Verfilmung von Thomas Savages 1967 erschienenem Roman im ländlichen Montana des Jahres 1925. Einsam steht die große Ranch der Burbank-Brüder Phil (Benedict Cumberbatch) und George (Jesse Plemons) in weiter, von sandigen Bergen umgebener Prärie. Während sich George als moderner Geschäftsmann gibt, sich mit Anzug kleidet, ein Bad genießt und mit dem Auto fährt, zeigt sich Phil als klassischer Cowboy alten Schrots: Körperpflege interessiert ihn wenig, sein Auftreten ist rau und am liebsten scheint er im Sattel seines Pferdes zu sitzen. Abweisend und aggressiv reagiert Phil auch, als George aus der Stadt die Witwe Rose (Kirsten Dunst) als Ehefrau und ihren Sohn Peter (Kodi Smit-McPhee) auf die Ranch bringt.
Intensiv spielt Benedict Cumberbatch den rauen Phil, hinter dessen Betonung der Körperlichkeit und der Lust am Nacktbaden im Fluss bald auch eine andere Seite sichtbar wird. Eindrücklich vermittelt Kirsten Dunst auch, wie die Psychospiele Phils und die Einsamkeit auf der Ranch ihre Rose langsam zerbrechen lassen. Hinter Jesse Plemons kultiviertem George wird dagegen zunehmend auch Schwäche sichtbar, wenn er gegen den Terror seines Bruders nicht einschreitet oder ihn vielleicht auch gar nicht bemerkt. Schlechte Karten haben in Campions Film die Männer, üben aber die Macht aus und sind für das Leid der Frauen verantwortlich.
Doch dann gibt es da mit Roses Sohn Peter noch eine Männerfigur, wie man sie in einem Western wohl noch nie gesehen hat. Als Schwuchtel" wird dieser von Kodi Smit-McPhee mit viel Gespür gespielte junge Mann in dieser homophoben Gesellschaft beschimpft und verlacht, doch langsam macht er eine Wandlung durch. Erscheint er zunächst als Schwächling, so erweist er sich im Kern als Phil überlegen, da er zu seiner Identität steht, während Phil sie ständig verdrängt und versteckt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 16.3., 18 Uhr + Do 17.3., 19.30 Uhr

pro mente-Filmreihe: Nach zweijähriger Corona bedingter Pause zeigt pro mente-Vorarlberg heuer wieder am Spielboden vier Filme zum Thema psychische Krankheiten. Den Auftakt macht Nora Fingscheidts fulminantes Debüt Systemsprenger". Mit hochenergetischer Inszenierung und einer großartigen elfjährigen Helena Zengel in der Hauptrolle erzählt Fingscheidt darin von einem Mädchen, bei dem schon ein kleiner Konflikt oder eine Enttäuschung unkontrollierbare Wutausbrüche auslösen können, mit denen sämtliche Betreuer:innen in den Jugendheimen überfordert sind. (15.3. + 30.3.)
Im Mittelpunkt von Marie Kreutzers Der Boden unter den Füßen" steht dagegen eine von Valerie Pachner gespielte Unternehmensberaterin, die die Selbstoptimierung zunehmend in eine psychische Krise stürzen lässt. (17.3. + 5.4.)
Stefan A. Lukacz wiederum fokussiert sich in Cops" auf eine Spezialeinheit der österreichischen Polizei. In kraftvoller und dynamischer Inszenierung bietet Lukacz dabei packend Einblick in Gruppenzwänge, Herrschaftsstrukturen und Traumata, durch die sich ein zunehmend größerer psychischer Druck auf den jungen Protagonisten aufbaut. (22.3. + 14.4.)
Abgerundet wird die Filmreihe durch den Dokumentarfilm Tiefdruckgebiete". Andrea Rothenberg porträtiert darin eine Frau, die durch frühe Trennung von der leiblichen Mutter schwer traumatisiert wurde, früh an einer Angststörung litt, depressiv wurde und dem Alkohol verfiel. Dennoch macht der Film Hoffnung, denn über künstlerische Arbeit und die Therapie auf einer Spezialstation für Menschen mit Borderline-Erkrankung eröffneten sich der Protagonistin neue Horizonte. (24.3. + 12.4.)
Spielboden Dornbirn: 15.3. bis 14.4.

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