Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 04. Feb 2011 · Film

Kokowääh

Nach „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ legt Til Schweiger eine weitere Komödie vor, in der der mäßig erfolgreiche Drehbuchautor Henry plötzlich mit der Tatsache konfrontiert wird, dass er eine achtjährige Tochter hat, um die er sich kümmern soll. - Ein großer Wurf ist dieses Feelgood-Movie sicher nicht, aber doch nettes Familienkino, das sich nicht zuletzt dank Schweigers hinreißender Tochter Emma zum Publikumshit entwickeln könnte.

Der Mittvierziger Henry (Til Schweiger) hat schon bessere Zeiten gesehen: Privat folgt eine Frauenbekanntschaft auf die andere und auch sein Erfolg als Drehbuchautor hält sich in Grenzen, soll doch die TV-Serie „Der Förster vom Spreewald“ abgesetzt werden. Da hat es ihm gerade noch gefehlt, dass man die achtjährige Magdalena (Emma Schweiger) vor seiner Wohnungstür deponiert, um die er sich von nun an kümmern soll. Henry weiß zunächst nicht, wie ihm geschieht, doch bald ist geklärt, dass es sich bei Magdalena um die Folge eines One-Night-Stands handelt. Da die Kindsmutter ab nach New York ist und sich ihr Ehemann (Samuel Finzi) von ihr trennen will, nachdem er die Wahrheit über die Herkunft des Kindes erfahren hat, wurde Magdalena zu Henry abgeschoben.

Die Chemie stimmt!

Henry ist mit der Situation zunächst natürlich völlig überfordert, hat keine Ahnung von Kindererziehung und kann auch nur „Coq au vin“ kochen, das Magdalena als „Kokowääh“ ausspricht und beim Scrabble-Spiel auch so buchstabiert. Nicht einfacher wird Henrys Aufgabe dadurch, dass sich für ihn die Chance ergibt, mit seiner Ex-Freundin, die er im Innersten immer noch so liebt wie sie ihn, am Drehbuch für die Verfilmung ihres Bestsellers zu arbeiten. Möchte er aber zunächst Magdalena möglichst schnell loswerden, so gewinnt er sie doch rasch lieb. Kompliziert wird die ganze Sache aber, als auch der bisherige Erzieher das Mädchen zu vermissen beginnt.
Die Handlung ist zwar vorhersehbar und mit 126 Minuten ist „Kokowääh“ auch zu lang geraten, aber Schweiger gelang dennoch ein sympathischer Familienfilm. Das liegt weniger an dem hölzern agierenden Regisseur und Schauspieler als vielmehr an Samuel Finzi in der Rolle des „zweiten Vaters“ und Schweigers leiblicher Tochter in der Rolle der Magdalena. Kinder kommen zwar beim Publikum immer gut an, in komischen Rollen ebenso wie in tragischen, aber diese Emma Schweiger ist wirklich ganz entzückend, frisch und natürlich und harmoniert vor allem vorzüglich mit ihrem Papa. Man spürt, dass hier die Chemie stimmt und wohl auch die Dreharbeiten beiden Spaß gemacht haben.

Unbeschwerte Unterhaltung

Kaum über das Gewohnte hinaus gehen die kleinen Problemchen mit Frühstück oder Abendessen, mit Mobbing durch stärkere Schüler oder auch mit der immer noch geliebten Ex sowie die Scherzchen in der Zahnarztpraxis des „zweiten Vaters“, doch im ebenso liebevollen wie lockeren Erzählton ist das durchaus charmant und kann mit einem Schmunzeln genossen werden. Daneben bietet freilich auch Henrys Job als Drehbuchautor einige Gelegenheiten, um mit TV-Soaps und affektierten Regisseuren abzurechnen.
Beliebig ist zwar die Bildsprache, doch darüber können ein schneller Schnitt und vor allem ein Soundtrack mit Hits von OneRepublic bis Amy McDonald leicht hinwegtäuschen. Zudem gelingt Schweiger ein schöner Dreh, wenn er den Protagonisten die Handlung des Films, selbst zu einem Drehbuch verarbeiten lässt.  Lange im Gedächtnis wird „Kokowääh“ kaum haften bleiben, bietet aber für zwei Stunden unbeschwerte Unterhaltung, die die in der Story enthaltenen Problem- und Konfliktfelder nicht auslotet, sondern nur für seine Geschichte benützt. Da sich vermutlich sowohl Kinder als auch Erwachsene von so einer Familiengeschichte angesprochen fühlen, könnte Schweiger damit nach „Keinohrhasen“ und Zweiohrküken“ durchaus seinen dritten großen Publikumserfolg in Serie landen.