Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 06. Feb 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.2. - 13.2. 2011)

Jean-Pierre Jeunet brennt in „Micmacs – Uns gehört Paris“ diese Woche im TaSKino Feldkirch ein Feuerwerk der Phantasie ab, im Takino Schaan gibt es dagegen mit „Beyond this Place“ einen sehr persönlichen und berührenden Dokumentarfilm über eine Vater-Sohn-Beziehung zu sehen

Micmacs – Uns gehört Paris: Knapp zehn Jahre nach dem Welterfolg „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ist der französische Kinozauberer Jean-Pierre Jeunet nach Paris zurückgekehrt. Deutlich düsterer ist aber die Welt nun, verliert doch der Protagonist schon gleich zu Beginn seinen Vater in Afrika durch eine Tretmine und er selbst wird nach einer Kindheit im Waisenhaus zufälliges Opfer eines Schusswechsels. Der Zufall – oder ist es Schicksal - regiert – wie üblich bei Jeunet den ganzen Film, denn dieser entscheidet auch über das weitere Leben von Bazil (Dany Boon), führt ihn nach Obdachlosendasein nicht nur auf einem Schrottplatz in eine Höhle mit ausgesprochen skurrilen Figuren, sondern auch zu den beiden Waffenfirmen, die sein Leben so entscheidend beeinflussten. Diese will er nun mit der Schrottplatztruppe bekämpfen oder vielmehr geschickt gegeneinander ausspielen.
Vor Einfallsreichtum sprühend ist dieser Film, phantastisch im Figurenreichtum, in der nostalgischen Schilderung eines längst nicht mehr existierenden Paris, in den Details und Wendungen der Handlung. Die phantastisch-magische Welt Jeunets, die im gegenwärtigen Kino nur bei Terry Gilliam eine Parallele findet, geht da ganz selbstverständlich zusammen mit der brutalen Realität des Waffengeschäftes. Im schier atemlosen Tempo, in der unübersehbaren Lust Jeunets seinen Einfallsreichtum vorzuführen, bleiben freilich die Emotionen etwas auf der Strecke. – Ein Feuerwerk, ein Wunderwerk ist dieser Film, aber auch ein Maschinenkino, bei dem man das Herz vermisst, auch wenn es für Dany Boon ein Happy End gibt.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Mo, 7.2., 19.30 Uhr; Di, 8.2., ca. 21.30 Uhr; Mi, 9.2., 19.30 Uhr; Do, 10.2., ca. 21.30 Uhr


Beyond This Place: Als Kaleo La Belle vier Jahre alt war, hat sein Vater ihn und seine Mutter verlassen, ist von Hawaii nach Oregon übersiedelt, um seine kranke Mutter zu pflegen und ist dann dort geblieben. Drogen, Radfahren und Meditation wurden zu seinem Lebensinhalt, „40 years stoned“ ist sein Motto.
Rund 30 Jahre hatten Vater und Sohn kaum einen Kontakt, doch dann nahm Kaleo die väterliche Einladung zu einer Rennradtour durch den Bundesstaat Oregon an. Mit den Fahrradtouren verknüpft Kaleo La Belle einerseits eine filmische Reise in die Vergangenheit, indem er mit Archivmaterial und Interviews die Geschichte seines Vaters und der Hippiebewegung aufarbeitet, andererseits seinen Versuch dem Vater in Gesprächen näher zu kommen. Ein Schuldeingeständnis, dass er seine Verantwortung nicht wahrgenommen habe, versucht Kaleo seinem Vater abzuringen, doch Cloud Rock La Belle negiert diese Verantwortung konsequent und beharrt auf der Freiheit als einzig wirklich wichtigem und relevantem Wert. Wie auf verschieden Planeten bewegen sich so Vater und Sohn, und dennoch kommen sie sich in diesem sehr persönlichen und deshalb berührenden Dokumentarfilm näher und der Sohn lernt den Vater, der unverbrüchlich an seinen Überzeugungen und an seinem Lebensstil festhält, zu akzeptieren.
Takino Schaan: Sa, 12.2. + So, 13.2. – jeweils 18 Uhr