"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Fritz Jurmann · 07. Feb 2011 · Musik

Der Kirchenmusiker Gebhard Wiederin wird 80: Er führt Ferdinand Andergassens Erbe weiter

Prof. Gebhard Wiederin, als Organist, Chorleiter und Komponist einer der profiliertesten und vielseitigsten Kirchenmusiker des Landes, feiert am 9. Februar bei bester körperlicher und geistiger Gesundheit seinen 80. Geburtstag. Wiederin machte sich vor allem als langjähriger Domorganist und Domkapellmeister von Feldkirch einen geachteten Namen und führte neben seinem Hauptberuf als Musikerzieher auch das Erbe des bekannten Feldkircher Komponisten Ferdinand Andergassen auf vielfältige Weise weiter.

Gebhard Wiederin kam am 9. Februar 1931 in Frastanz zur Welt. Er begann seine musikalische Laufbahn mit Klavier- und Orgelunterricht an der Feldkircher Musikschule bei Otto Schwindl, Arnold Becke und Ferdinand Andergassen, dem Begründer der neueren Musik in Vorarlberg, der ihm mit zehn Jahren die ersten Schritte an der Orgel beibrachte. Bereits ein Jahr später begleitete Wiederin in der Frastanzer Kirche Volksmessen, kurze Zeit danach auch den Kirchenchor. Nach der Matura studierte er in Wien Musikerziehung und Geschichte, unter anderem bei Größen ihres Faches wie Ernst Tittel (Tonsatz), Hans Gillesberger (Sologesang und Dirigieren) und Alois Forer (Orgel). Ein zunächst geplantes Sportstudium musste trotz der beachtlichen Fähigkeiten Wiederins im Bereich Handball aus verschiedenen Gründen unterbleiben. Ab 1956 wirkte er zunächst in Bludenz und zuletzt an der PädAk in Feldkirch bis zu seiner Pensionierung 1991 als beliebter und anerkannter Musikerzieher. Neben diesem Brotberuf widmete Wiederin jede freie Minute seiner eigentlichen Berufung: der Kirchenmusik.

Ferdinand Andergassen vor dem Vergessen bewahrt

Gebhard Wiederins Wirken im Land ist mehrfach künstlerisch verbunden mit seinem Mentor Ferdinand Andergassen. Als Domorganist von 1957 bis 1971 und als Domkapellmeister von 1971 bis 1991 in Feldkirch brachte er regelmäßig Andergassens Messen zur Aufführung und bewahrte diese Werke und deren Komponisten damit vor dem Vergessen. Er brachte in seiner „Edition Feldkirch“ aber auch viele der handgeschriebenen Partituren Andergassens im Druck heraus und machte sie damit für weitere Aufführungen zugänglich. Diese Arbeiten bildeten auch die Grundlage für die von seinem Freund Manfred Getzner zwischen 1997 und 2008 herausgegebene 33-teilige CD-Reihe „Musik aus Feldkirch“, bei der Wiederin als „musikalisches Gewissen“ (Getzner) im Vorfeld die Spreu vom Weizen trennte und unter zahlreichen namhaften Feldkircher Komponisten auch selbst in dieser Sammlung vertreten ist.
Schließlich kann man Gebhard Wiederin heute auch als künstlerischen Erben Andergassens bezeichnen, der die herbe Tonsprache des Altmeisters in seiner eigenen persönlichen Schreibweise weiter entwickelte, bis hin zu einer neoklassischen, gemäßigt modernen Ausdrucksweise, wie sie in seinen 15 Motetten, zehn Klavierliedern und den drei lateinischen Messen zum Ausdruck kommt. Besonders gefragt bei Sängern und Publikum ist seine relativ einfach singbare „Missa in d“ (2005), die erst im Jänner in einem Radiogottesdienst aus Hohenems-St. Konrad zu hören war und die zum Geburtstag des Jubilars im Hochamt am 20. Februar auch vom Domchor unter Benjamin Lack mit Johannes Hämmerle an der Orgel aufgeführt wird. Sein jüngstes Werk, die Motette „Anbetend knie ich vor Dir“, beklemmend in ihrer atmosphärischen Dichte und polyphonen Konsequenz, wurde erst vor wenigen Tagen zusammen mit den Werken von elf weiteren Vorarlberger Komponisten im Rahmen des Gedenkkonzertes für Provikar Carl Lampert in Dornbirn-St. Martin durch die Chorgemeinschaft Riefensberg, zusammen mit den Werken von elf weiteren Vorarlberger Komponisten uraufgeführt

Mit 80 noch fünfmal pro Wochenende an der Orgelbank

70 Jahre lang drückt Gebhard Wiederin als „Langzeitorganist ohne Ablaufdatum“ bereits die Orgelbank, hat auch heute noch sechs Orgelstellen im Umkreis von Feldkirch: in Frastanz, Altenstadt, Bendern/FL, am Feldkircher Dom, in Satteins und Nenzing. Dabei bringt er es oft gut und gerne auf bis zu fünf Messen an einem Wochenende. Als Obmann des Musikkreises Feldkirch und Mitarbeiter beim „Forum Feldkirch“ setzte sich Wiederin stets vehement auch für die Belange der neuen Musik in Vorarlberg ein. Der größte Chor, den er je in seinem Leben dirigiert hat, trat beim Besuch von Papst Johannes Paul II. 1988 in Innsbruck in Erscheinung und setzte sich aus 400 Vorarlberger und eintausend Tiroler SängerInnen zusammen. Im Normalfall aber begnügte sich Wiederin auch mit weltlichen Chören wie der Feldkircher Liedertafel oder dem Sängerbund Buchs. Wiederin wurde für seine Tätigkeit auch vielfach ausgezeichnet: mit dem "Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst" des Bundes, der vatikanischen „Medaille Benemerenti“, dem Verdienstkreuz der Diözese Feldkirch und dem Titel eines Ehrenchormeisters beim Domchor Feldkirch.
Der Jubilar möchte in nächster Zeit noch eine deutsche „Riefensberger Messe“ schreiben, die er der dortigen Chorgemeinschaft widmet. Und er wünscht sich, dass seine Musik von den Kirchenchören in Vorarlberg etwas mehr beachtet und aufgeführt wird.