Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 01. Feb 2011 · Musik

Erinnern mit Tönen und Zwischentönen – Ein stimmungsvolles Konzert mit zwölf neuen Chorwerken

Zu Ehren des Provikar Carl Lampert vergab die Diözese Feldkirch im vergangenen Jahr zwölf Kompositionsaufträge an Vorarlberger Komponisten und Chorleiter. Die neu entstandenen Werke wurden nun in der Stadtpfarrkirche St. Martin von sieben Chorgemeinschaften präsentiert. In der Inszenierung von Brigitte Walk entstand eine intensive Konzertatmosphäre. Wesentlich getragen wurde diese von den hervorragend ausgewählten Texten, die Brigitte Walk und Mario Plaz eindrücklich rezitierten. Verbunden mit farbenreichen Bildprojektionen von Marc Altmann wurde dem Erinnern an die Opfer der Nationalsozialisten ein würdiger Rahmen geboten.

Die Projektionen von Marc Altmann tauchten den großen Kirchenraum in eine besondere Atmosphäre und unterstützten durch die bunten Bilder die Wirkung der musikalischen Darbietungen. Die mitwirkenden Chorgemeinschaften (Kirchenchor Göfis, das Ensemble Lindenthal, Kirchenchor Dornbirn St. Martin, Kirchenchor Weiler, Stimmart sowie die Cantores Brigantini) sangen von verschiedenen Standplätzen aus im Raum verteilt. Auf diese Weise wurde das Publikum in das Geschehen einbezogen und eine abwechslungsreiche Abfolge der Musikdarbietungen erreicht.

Nachhaltig wirkende Texte

Dazwischen trugen Brigitte Walk und Mario Plaz bemerkenswerte Texte und Gedichte sowie Briefpassagen von Carl Lampert und zeitgeschichtliche Dokumente vor. Mit ihrer konzentrierten Rezitation und den passenden Zitaten wurde eine unmittelbare Betroffenheit erreicht. Nicht nur, dass die Briefe, die Carl Lampert aus seiner Todeszelle an seine Familie und Freunde schrieb eine beklemmende Wirkung verströmten. Verstärkt wurde diese vor allem durch jene Passagen aus dem Hirtenbrief der Bischöfe im Jahr 1938, in dem sie ihre Begeisterung gegenüber dem Anschluss an Hitlerdeutschland kund taten. Dazwischen standen unter anderem Zitate des deutschen Dichters Ludwig Uhland mit den Kerngedanken „Nun muß sich alles, alles wenden“.

Facettenreiches kompositorisches Panorama

Gerold Amann, Gerhard Dallinger, Alfred Dünser, Ulrich Gabriel, Verena Gillard, Hildegard Großsteiner-Frei, Alwin Hagen, Martin Lindenthal, Helmut Sonderegger, Thomas Thurnher, Murat Üstün und Gebhard Wiederin hatten im Auftrag der Diözese Motetten komponiert. Alle hatten die Anweisung erhalten, einfache Chorsätze zu komponieren, so sind Gebrauchsmusiken entstanden, denen eine weitere Rezeption zu wünschen ist. Die unterschiedlichen kompositorischen Ausdrucksgehalte verliehen dem Uraufführungskonzert einen besonders facettenreichen Charakter. Dem Inhalt entsprechend, verströmten die Werke eine besinnliche Grundstimmung. Während einige Chorsätze in einem traditionellen Satz gesetzt sind, waren auch Stücke mit einem populären Grundcharakter zu hören. Collageartig verarbeitete Lieder und ein Werk mit Sprechgesang erweiterten das Spektrum. Alle Neukompositionen sind in einem durchaus gemäßigten kompositorischen Grundton gehalten.

Schwierige Aufführungsbedingungen

Die Chorgemeinschaften waren mit Engagement bei der Sache. Allerdings stellten die akustischen Bedingungen im halligen Kirchenraum besondere Anforderungen an die ChorsängerInnen. Vor allem die Intonation stellte für manche Chöre eine besondere Herausforderung dar. Einen besonders positiven Eindruck hinterließ das Ensemble Lindenthal. Die Jugendlichen sangen die einstudierten Stücke mit einem guten Gespür für die Ausdrucksgehalte der einzelnen Werke.

Musik braucht nur wenige Worte

Aufdringlich an diesem gelungenen Gedenkkonzert wirkten die den Musikdarbietungen voran gestellten Reden, denn letztlich verwiesen sie die Musik in die zweite Reihe. Hochrangige Politiker und Kirchenvertreter waren zum Uraufführungskonzert gekommen. Diesen und ihren Worten den Vorrang gegenüber der neu komponierten Musik zu geben, wirkte auf mich befremdend.