Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Gunnar Landsgesell · 19. Nov 2021 · Film

Ghostbusters: Legacy

Die Geister sind wieder frei und fast 40 Jahre nach dem Mega-Hit "Ghostbusters" liegt es nun in diesem Spin-off an den Kindern, eine Kleinstadt in Oklahoma vor dem Schabernack der Geister zu bewahren. Nette Komödie mit sanfter Tonlage.

Kinder und Geister, das ist eigentlich eine bewährte, fast natürliche Kombination. Welche Erwachsenen glauben schon an sowas? Deshalb hat es einen gewissen Charme, dass nun ein paar Kinder und Jugendliche ausrücken, um alte Geister aufzuscheuchen und sie am Ende wieder einzufangen. Denn in „Ghostbusters: Legacy“ (Originaltitel: „Ghostbusters: Afterlife“) gibt es keinen Squad verrückter Parapsychologen wie Bill Murray (bis auf den Gastauftritt), keinen Schlachtruf wie „Who you gonna call?!“, der sich in den Gehörwindungen festzusetzen droht, und auch keine exaltierten Bürger, die irgendwelchen Dämonen huldigen. New York wurde gegen ein recht beschauliches Städtchen irgendwo in Oklahoma getauscht, wo niemand Notiz davon nimmt, dass es hier spukt. Man sieht schon, mangels Ähnlichkeiten zum Filmhit von 1984 kann man kaum von einer Fortsetzung sprechen, „Legacy“ ist einfach ein Spin-off des Originals. Dafür wurden einem der drei Geisterjäger, Dr. Egon Spengler (Harold Ramis, er starb 2014) eine Familie angedichtet, die nach dessen Tod nun in seinem völlig verlotterten Farmerhaus auftaucht, um das Erbe einzustreifen. Jason Reitman, Sohn von „Ghostbusters“-Regisseur Ivan Reitman nimmt sich viel Zeit, um die Familie mit ihrer Umgebung und ihrer späteren Aufgabe vertraut zu machen. Das wirkt so, als wären die Geister von damals – der bläuliche dicke, der so gerne Eisen frisst, und die aufgeweckten kleinen Marshmallow-Männchen, die einen frech in den Finger beißen – fast schon zur Nebensache geworden. Solange man diesen Film nicht als Fortsetzung erwartet, ist das nichts Schlechtes, „Ghostbusters: Legacy“ ist eine sympathische Familien- und Geisterkomödie, in der die Kids eher zufällig die alten Gerätschaften ihres Opas finden, so, als wären sie in den falschen Film geraten.

Opas Rätsel 

Reitman zeichnet das Bild einer Generation, die unmerklich an unserer Zeit zu leiden scheint. Mit der alleinerziehenden Mutter (Carrie Coon) und ihren beiden Kindern Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard) hat sich die bürgerliche Familie bereits aufgelöst. Dass sie nun in Oklahoma „am Arsch der Welt“ aufkreuzen, wie jemand bemerkt, hat auch damit zu tun, dass sich die Frau die Miete in Detroit nicht mehr leisten kann. Auf die Holzwände des Farmhauses hat jemand „Dirt Farmer“ geschmiert, irgendwie ist man ganz unten angekommen. Doch bei Reitman ist das die Initialzündung, um eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Vom Burger Lokal, in dem Sohn Trevor die schwarze Kellnerin Lucky (Celeste O’Connor) kennenlernt; und vom maroden Schulbetrieb, in dem der Lehrer den Kindern statt sie zu unterrichten lieber Horrorfilme wie „Cujo“ vorspielt. Die Boomjahre scheinen hier vorbei, die stillgelegte Mine am Ortsrand erzählt von einer Resignation. Und noch bevor der Geistertanz beginnt, hat Reitman sein kleines Team komplettiert. Phoebe trifft noch auf Podcast, einen randständigen Jungen, der die Welt um ihn gerne in Podcasts packt und sich deshalb auch so nennt. Zusammen ergeben die Kids ein multikulturelles zeitgeistiges Team, zu dessen Vokabular ganz selbstverständlich Begriffe wie „Fracking“, „Echsenmenschen“ und „Illuminaten“ zählen. Die Handlung mäandert zwischen Opas geheimem Labor im Keller des Hauses, dämonenhaften Wesen und einer Erwachsenengeneration, die völlig von der Rolle ist. Bezeichnend, dass der Polizist der Stadt die Kinder ins Gefängnis wirft, anstatt sie zu lobpreisen, weil sie ein frisch entkommenes Gespenst auf der Straße jagten. Das Drehbuch (Reitman, Gil Kenan) verlässt sich ganz auf die Kinder, mit denen sich „Legacy“ zu einer risikoarmen, freundlichen Comedy formiert, der eine zwingende dramaturgische Idee ein wenig fehlt. Doch dafür gibt es ja die „Ghosts“. Sie haben jahrzehntelang geduldig gewartet, bis Reitman der Jüngere sie wieder freiließ.