Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Gunnar Landsgesell · 26. Okt 2018 · Film

Feierabendbier

Film noir und bayrische Comedy als Versuchsanordnung: In "Feierabendbier" wird eine Münchner Bar zum Treffpunkt einer Freundesrunde, in der man eigenen Befindlichkeiten und einem gestohlenen Auto nachspürt. Nicht immer konsistent.

Ein gestohlenes Auto ist der Motor dieser behäbigen deutschen Komödie, in der eine schummrige Bar im US-amerikanischen Look zur Begegnungszone und zum Forum für Alltagsweisheiten aller Art wird. Das „Feierabendbier“, so der Name der Lokalität, wird von einem phlegmatischen Barkeeper namens Magnus (Tilman Strauß) in München betrieben. Er hat vor einiger Zeit seine Frau und seinen kleinen Sohn verlassen und schart nun allabendlich missmutig ein Grüppchen unverdrossener Stammgäste rund um sich. Seinen besten Freund Dimi (Johann Jürgens), dessen unkonventionelle Biographie – KfZ-Mechaniker und Philosphiestudent – im Film jedoch keine entsprechenden Einsichten hervorbringt; Dimis Chef Patrick (Jonathan Berlin) als schwuler Autohausbesitzer; des weiteren ein auch nicht gerade erdig wirkender Dauergast namens Manfred (Comedy-Pro’ Christian Tramitz), der ausschließlich als Orakel esoterischer Erkenntnisse auffällt; sowie die spärlich bekleidete Vivian (Julia Dietze), eine Art verrücktes Huhn und Künstlerin. Ihr kommt in „Feierabendbier“, der sich ganz offenkundig als Referenz an den Film noir präsentiert, der obligate Part der Femme fatale zu. Einerseits hat diese Vivian sogleich Sex mit einem Mann, dessen Namen sie (wenn auch in einem Swinger-Club) eigentlich nur auskundschaften soll, andererseits scheint sie auch für Problem- und Beziehungsgespräche jederzeit bereit. Ein Charakterzug, der sie von der Lethargie des Barbesitzers Magnus deutlich unterscheidet. In „Feierabendbier“ sollen Gegensätze wie diese produktiv gemacht werden, was freilich nur selten gelingt. Die Inszenierung von Ben Brummer wirkt in erster Linie wie ein Zitate-Kino, in dem München in blauschwarz schimmernde Farben getaucht wird und vielleicht „Barfly“ mit „Monaco Franze“ eine Liaison eingehen sollte. Doch anstatt die Räudigkeit des einen und den Charme des anderen aufeinandertreffen zu lassen, leidet der Film an seiner eigenen Künstlichkeit. Viel kulturelles Stückwerk: die amerikanische Bar in der Münchner Vorstadt, der Auto-Fetischismus, die Tricksereien und Verwicklungen, die hinter dem verschwundenen Mercedes stehen, der kriminalistische Plot als Bindemittel für die losen Begegnungen, hinter all dem ist eine Idee erkennbar, die aber auch nach mehr Eigenständigkeit und Konsequenz verlangen würde. Immerhin ließe sich argumentieren, ist der Film der Versuch, dem Klischee von München zwischen Laptop und Lederhose eine neue Seite hinzuzufügen. Die Balance zwischen Noir und bayrischer Comedy scheint aber noch nicht ganz gefunden.