Neu in den Kinos: „Beautiful Wedding“ von Regisseur Roger Kumble (Foto: Leonine)
Walter Gasperi · 01. Nov 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.11. - 8.11. 2018)

Das TaSkino Feldkirch zeigt diese Woche die hinreißende italienische Komödie „Se Dio vuole – Um Gottes Willen“. In der Bludenzer LeinwandLounge steht dagegen mit „Don´t Worry, weglaufen geht nicht“ Gus Van Sants schwarzhumoriges Porträt des querschnittgelähmten Karikaturisten John Callahan auf dem Programm.

Se Dio vuole - Um Gottes Willen: Im Zentrum von Edoardo Falcones Komödie steht der von sich selbst überzeugte, arrogante Herzspezialist Tommaso. In der Klinik kommandiert er seine Mitarbeiter ebenso herum wie zu Hause seine Familie. Wenn er durch die Gänge schreitet, weicht auch die Kamera vor ihm zurück. Gesellschaftlich gibt er sich freilich tolerant. Keine Probleme hätte er damit, wenn sich sein Sohn Andrea, der offensichtlich ein Geheimnis mit sich herumträgt, als schwul outen würde. Doch dass er Priester werden will, ist für den atheistischen Vater zu viel.
Ist schon die Ausgangssituation originell, so dreht Falcone nun in rasantem Tempo und mit perfektem Timing weiter an der Schraube. Er lässt einerseits den Vater alles unternehmen, um den Sohn von seinem Entschluss abzubringen, andererseits aber auch die bislang unterdrückte Gattin und die verheiratete Tochter neue Wege gehen.
Mit stets neuen Wendungen, schnellen Dialogen und bestens aufgelegten Schauspielern sorgt Falcone dafür, dass bei der knappe 85 Minuten langen Komödie kein Leerlauf aufkommt. Auch vor klamaukigen Szenen schreckt der Regiedebütant nicht zurück, lässt den Zuschauer mit seinem Plädoyer für das Überdenken festgefahrener Lebenswege aber auch nachdenklich zurück.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Do 1.11., 20.30 Uhr; Fr 2.11., 22 Uhr; Sa 3.11., 22 Uhr; Mo 5.11., 18 Uhr; Di 6.11., 20.30 Uhr

Don´t Worry, weglaufen geht nicht: Gus Van Sant zeichnet ein starkes Porträt des Karikaturisten John Callahan, der erst nach einem schweren Unfall, nach dem er querschnittgelähmt blieb, von seiner Alkoholsucht loskam. Van Sant erzählt die Geschichte des 2010 verstorbenen Callahan aber weder linear noch wird das ganze Leben nachgezeichnet. Eine klare erzählerische Linie ist nicht wichtig, vielmehr geht es darum, mit einer Fülle von kurzen Szenen ein vielschichtiges Porträt zu zeichnen. Aus dem Geflecht von Szenen, in denen zwar immer Van Sants Mitgefühl spürbar ist, aber auch der bissige schwarze Humor, der auch Callahans Karikaturen auszeichnet, nicht fehlt, kristallisiert sich langsam eine Entwicklung heraus.
Das ist dann zwar im Kern die klassische amerikanische Geschichte von traumatischer Kindheit, tiefem Fall in den Alkoholismus und Kampf zurück ins Leben und Selbstfindung, die Callahan trotz seiner Behinderung über das Zeichnen gelingt, doch der sonst übliche Kitsch fehlt hier dank Van Sants ungewöhnlicher Herangehensweise und seinem unsentimentalen Blick auf den Behinderten.
Dieser Blick entspricht dem Blick Callahans in seinen Karikaturen, in denen er schonungslos und teilweise auch makaber körperliche Einschränkungen verarbeitete. Geschickt baut Van Sant diese vielfach auch umstrittenen Karikaturen in seinen Film ein, animiert sie teilweise auch. Auch der Filmtitel bezieht sich auf eine Karikatur, in der zwei Sherrifs einen leeren Rollstuhl mit dem Satz kommentieren "Don´t worry, He won´t get far on foot".
Wunderbar schnoddrig und roh spielt Joaquin Phoenix Callahan, vermittelt seine Sucht ebenso intensiv wie seine Wut und seinen Schmerz darüber, dass ihn seine Mutter zur Adoption freigegeben hat, aber auch seine langsame Aussöhnung mit sich und der Welt.
Allzu versöhnlich und weichgespült mag "Don´t Worry" im Finale sein, aber die Menschlichkeit und die Ehrlichkeit nehmen doch für dieses bewegende Drama ein, das trotz des ernsten Themas auch mit den flippigen und bunten 1970er Jahre Hemden, Brillen, Frisuren und Farben Optimismus und Lebensfreude verbreitet.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 7.11., 19 Uhr