Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 08. Mai 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.5. - 15.5. 2011)

In der „Festpielreihe“ des Filmforum Bregenz läuft diese Woche neben Ettore Scolas „La nuit de Varennes - Flucht nach Varennes“ und Hans Behrendts „Danton“ auch Sofia Coppolas poppige „Marie Antoinette“. Kontrastprogramm zu diesen historischen Filmen bietet das Kino Madlen in Heerbrugg mit „La petite chambre“, in dem Stéphanie Chuat und Véronique Reymond einfühlsam, aber insgesamt doch viel zu rund von Trauerarbeit und Umgang mit alten Menschen erzählen.

La petite chambre: Stéphanie Chuat und Véronique Reymond erzählen in ihrem mit dem Schweizer Filmpreis 2011 ausgezeichneten Drama einfühlsam von einen alten Mann, den sein Sohn erfolglos in ein Seniorenheim abschieben will, und einer Pflegerin, die über die Totgeburt ihres Kindes nicht hinwegkommt.
Vorhersehen kann man, dass sich die beiden im Laufe des Films näher kommen werden, doch da hier so ernste und wichtige Themen wie der Umgang mit älteren Menschen, Trauerarbeit sowie Karriere kontra Mitgefühl im Zentrum stehen, kann man über dieses Manko noch gerne hinwegsehen.
Schwerer wiegt schon, dass am Drehbuch offenbar so lange geschliffen wurde, bis der Geschichte alle Kanten ausgetrieben waren und am Ende alles rund aufgeht. Wenn der alte Edmond im Kinderzimmer, das Rose nach der Totgeburt zur Tabuzone erklärt hat, sich einquartiert und sie durch Edmond als Kindersatz erstmals sich ihrem Schmerz richtig zu stellen lernt, wenn Edmond sich mit seinem Sohn versöhnt und Frieden im Tod findet und sich zudem für Rose in einer neuen Schwangerschaft ein Neubeginn ankündigt, dann ist das eben in jeder Beziehung zumindest einen Tick zu viel.
Lange bewegend in seiner sehr sorgfältigen Ausarbeitung und Feinfühligkeit, stürzt „La petite chambre“ so schließlich doch zunehmend in picksüßen Kitsch ab. Aus der Wahrhaftigkeit des Beginns wird durch Überkonstruktion und Streben nach Harmonie eine Kinolüge, die reale Probleme verwässert und kaum verwirklichbare Sehnsüchte nach völliger Erlösung und einer rundum heilen Welt bedient.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo, 9.5., 20.15 Uhr


Marie Antoinette: 1770 wird Marie-Antoinette, die jüngste Tochter der österreichischen Kaiserin Maria-Theresia, im Alter von 14 Jahren aus politischem Kalkül mit dem französischen Thronfolger verheiratet. Vom Gatten wenig beachtet und vom strengen Versailler Hofzeremoniell genervt, flüchtet die gelangweilte junge Frau in Partys, Genusssucht und Kaufrausch.
Sofia Coppola inszeniert das Leben der Hofgesellschaft am Vorabend der Französischen Revolution als poppiges Girlie-Drama in Pink und Hellblau. Die Vergangenheit benutzt die Amerikanerin, die den historischen Gestus durch Popsongs gezielt durchbricht, um mit ironischem Blick der konsumorientierten Fungesellschaft der Gegenwart den Spiegel vorzuhalten. Politische und gesellschaftliche Aspekte werden entsprechend der Perspektive Marie Antoinettes weitgehend ausgeblendet. Der Fokus liegt ganz auf der visuell brillanten Evokation des oberflächlichen und sinnentleerten höfischen Lebens, in dem die junge Königin weder Halt noch Orientierung findet. Da dieses dekadente Leben aber von Stillstand sowie der Variation und Wiederholung des ewig Gleichen gekennzeichnet ist, kann auch der Film auf Dauer das Aufkommen von Längen nicht vermeiden.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 11.5., 20 Uhr; Fr 13.5., 22 Uhr