Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Walter Gasperi · 08. Okt 2020 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.10. - 15.10. 2020)

Bei der LeinwandLounge in der Remise Bludenz steht diese Woche Christian Petzolds Liebesfilm "Undine" auf dem Programm. Der Spielboden Dornbirn zeigt in Kooperation mit Bio Austria den Dokumentarfilm "Brot".

Undine: Gespensterhaftes zieht sich durch die Filme von Christian Petzold von der untergetauchten Terroristenfamilie in „Die innere Sicherheit“ über die quasi als Untote wiederkehrende Yella im gleichnamigen Film und die Adaption von Grimms Märchen „Das Totenhemdchen“ mit „Gespenster“ bis zu der Rückkehr vermeintlich Toter im Nachkriegsfilm „Phoenix“.
Diese Linie setzt Petzold mit „Undine“, der den Auftakt einer Trilogie über Figuren der deutschen Romantik bilden soll, fort. Zwar erscheint die titelgebende Protagonistin als in der heutigen Realität verwurzelte Historikerin (Paula Beer), die Führungen zur Architekturgeschichte Berlins macht, doch bald schon tritt ihre Affinität zum Wasser zu Tage.
Als sich ihr Partner Johannes von ihr trennt, droht sie ihm zwar seine Ermordung an, begegnet aber wenig später dem Industrietaucher Christoph (Franz Rogowski). Rasch entwickelt sich eine Beziehung und er nimmt sie mit auf einen seiner Tauchgänge, doch als er sie über ihren früheren Freund befragt, kommt es zu Differenzen und bald zu tragischen Ereignissen.
Gerade aus der Verbindung von heutiger Welt und Mythischem, gewissermaßen von festem Grund und fließenden Unterwasserszenen, entwickelt dieser Film, der gewohnt kühl, aber sehr konzentriert und mit einer präzisen Bildsprache, durch die nichts beliebig wirkt, inszeniert ist, große Faszination und Sogkraft.
Klar sind die Bilder, alles scheint offen da zu liegen, nicht mehr als eine Beziehungsgeschichte scheint erzählt zu werden und doch bewahrt der mit Paula Beer und Franz Rogowski auch stark besetzte Film ein Geheimnis, dass ihn nachwirken lässt.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 14.10., 19 Uhr


Brot:
Seit Jahrtausenden isst man weltweit und täglich Brot, aber wie schaut es mit dessen Herstellung aus. Von Biobäckereien in Österreich und Frankreich bis zur deutschen Großbäckerei und zur Forschung zur Verbesserung der industrialisierten Brotherstellung spannt Harald Friedl in seinem Dokumentarfilm den Bogen.
Auf jeden Kommentar verzichtet der Österreicher und überlässt den Raum ganz den Bäckern, Forschern und Unternehmern. Da spürt man bei den Biobäckern, welche Liebe und Leidenschaft fürs Backen und fürs Brot dahintersteckt. Dominieren hier menschliche Handgriffe und spielt Zeit, der man Respekt erweisen und sich für die Herstellung von Brot nehmen sollte, eine große Rolle, so sieht man in der Großbäckerei und im Forschungszentrum vor allem Maschinen. Zeitoptimierung, Erhöhung der Produktivität und des Profits stehen hier im Mittelpunkt.
Rein auf die begleitende Beobachtung beschränkt sich Friedl, aber durch die Auswahl und die Montage der Bilder wird doch markant der menschlichen Komponente und der Wärme in den kleinen Biobäckereien die anonyme Massenproduktion und Kälte gegenübergestellt. So lehrt "Brot" in seinen vielfältigen Einblicken den Zuschauer dieses Grundnahrungsmittel wieder zu schätzen, beim Verzehr auch an dessen Herstellung zu denken und wohl auch bewusster den Unterschied zwischen einem Brot aus einer Biobäckerei und dem einer Großbäckerei, bei dem die Kruste nur durch künstliche Zusatzmittel so knusprig und goldgelb wird, intensiver zu schmecken.
Spielboden Dornbirn: Do 15.10. + Mi 4.11. – jeweils 19.30 Uhr
LeinwandLounge- Extra in der Remise Bludenz: Sa 17.10., 19 Uhr


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