Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 07. Dez 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.12. - 14.12. 2017)

Beim TaSKino Feldkirch steht diese Woche Arne Feldhusens herrlich schräge Sven Regener-Verfilmung "Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt" auf dem Programm. Das Filmforum Bregenz bietet mit dem Spielfilm "Chez nous - Das ist unser Land" Einblick in die Methoden rechtspopulistischer Parteien.

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt: In Arne Feldhusens Anfang der 1990er Jahre spielenden Verfilmung von Sven Regeners gleichnamigem Roman soll der in einem betreuten Wohnheim für Drogensüchtige lebende Karl Schmidt eine Gruppe von Techno-Musikern bei ihrer Tour durch Deutschland chauffieren und betreuen.
Von Fluxi-Hotel geht´s zu Fluxi-Hotel und manchmal wird auch die Nacht durchgemacht und aufs Hotel verzichtet, von der großen Halle ins Münchner Hofbräuhaus und im kleinen Kreis macht Karl in einer Pause auch einen Ausflug zur Zugspitze.
Keine große Handlung gibt es, sondern man dreht sich im Kreis, denn Wiederholung ist ja auch das Kennzeichen der Techno-Musik wie in Hamburg eine Betreuerin von Karl feststellt.
Eine Entwicklung macht freilich der von Charly Hübner nicht nur mit Herzblut gespielte, sondern wahrlich gelebte Karl durch, taucht langsam aus seinem von Psychopharmaka erzeugten Tagschlaf auf, findet zu sich und auch zu der von Annika Meier hinreißend gespielten Rosa. Diese Entwicklung ist das Kernstück des Films – und natürlich die zahlreichen herrlich schrägen, immer mit Sympathie gezeichneten Figuren um Karl, die furiosen Sprachspielereien, bei denen es den Figuren manchmal gut täte, „wenn sie eine Tüte Deutsch kaufen“ würden.
Leerstellen hat „Magical Mystery“ zweifellos, doch über die hilft die Techno-Musik hinweg, die dieses sichtlich mit Lust und viel Sympathie für die Protagonisten gemachte, völlig ungezwungen erzählte, sich treiben lassende Road-Movie am Laufen hält.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Sa 9.12., 22 Uhr; So 10.12., 13 Uhr; Mo 11.12., 18 Uhr; Di 12.12., 20.30 Uhr; Mi 13.12., 18 Uhr; Do 14.12., 20.30 Uhr 

Chez nous – Das ist unser Land: Lucas Belvaux erzählt von der Krankenschwester Pauline, die sich in einer nordfranzösischen Kleinstadt von einer rechtspopulistischen Partei als Kandidatin anwerben lässt.
Prägnant arbeitet Belvaux heraus, wie die Partei Pauline vereinnahmt, sie für ihre Zwecke einspannt und sich auch in ihr Privatleben einmischt. Doch nicht nur diese Verschränkung von Privatem und Politik zeigt der belgische Regisseur treffend, sondern auch die Sprachregelung, die zur Manipulation des Volkes angewandt wird, sowie das demagogische Agieren, wenn die Parteichefin einen Überfall auf Migranten nützt, um Pauline zur Heldin hochzustilisieren und die eigentlichen Opfer zu Tätern zu machen.
So anschaulich die Methoden rechtspopulistischer Parteien in Europa aber auch herausgearbeitet werden, so einfach macht es sich Belvaux dabei auch, bezieht von Anfang an klar Position und lässt Zwischentöne und Ambivalenzen vermissen. Statt eine dramatische filmische Erzählung zu entwickeln und aus facettenreichen Charakteren heraus die Geschichte packend zu entwickeln, neigt er in seiner aufklärerisch-informierenden Stoßrichtung dazu eine Agenda abzuarbeiten. Mehr Behauptung bleiben so viele Szenen statt wirklich fühlbar zu werden. Zu viel wird mit der Radikalisierung der Kinder und den rechtsextremen Schlägertrupps angeschnitten, und zu sehr Trägerfigur für die Botschaft bleibt auch Pauline trotz des überzeugenden Spiels von Émilie Dequenne.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa. 9.12., 22 Uhr