Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Anita Grüneis · 01. Dez 2017 · Film

TaKino - Österreich-Premiere in Liechtenstein mit dem Film „Atelier de Conversation“ – Integration kann so viel Spaß machen

„Die Welt ist klein und unser Land noch viel kleiner“, meinte Laura Hilti, Vorstandsmitglied des Kunstvereins Schichtwechsel bei der Präsentation einer kleinen Ausstellung zum Thema „Fremdsein“, „eat more art“ sowie der Premiere des Films „Atelier de Conversation“. 

SchülerInnen des Freiwilligen 10. Schuljahrs hatten sich im Rahmen eines Workshops mit dem Gefühl des Fremdseins auseinandergesetzt und Plakate geschaffen, die nun im TaKino ausgestellt sind. Außerdem sind neue Arbeiten des Schichtwechsels zu „eat more art“ entstanden, in denen verschiedene Obstsorten miteinander kommunizieren, sehr zum Vergnügen der Betrachter. Im Mittelpunkt stand aber die Premiere des Films „Atelier de Conversation“, auf den sich auch der Satz von der Kleinheit des Landes bezog. Denn der Produzent des Films, Dominik Tschütscher, war vor 20 Jahren ein Schulkollege des Workshop-Leiters Didi Fromherz.  

Sprache lernen über Konversation

Dominik Tschütscher lebte danach lange in Salzburg, wo er auch den Filmemacher Bernhard Braunstein kennenlernte. Bei einem Spaziergang in Wien erzählte dieser ihm begeistert von einem Konversationskurs, den er selbst in Paris besuchte. Dabei treffen sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern in einem winzigen Raum in der größten Bibliothek in Paris, um gemeinsam die französische Sprache zu lernen. Allerdings nicht im klassischen Sinne, sondern über die Konversation, den Austausch von Gedanken und Gefühlen. Drei solcher Konversationsrunden werden jeden Tag angeboten, sie sind kostenlos und freiwillig. Dabei sitzen Kriegsflüchtlingen neben Geschäftsleuten, unbekümmerte Studierenden neben politisch verfolgten Menschen. Sie alle haben das gleiche Ziel: Französisch zu lernen. Nicht die Perfektion steht im Mittelpunkt, sondern das Ausdrücken von Gedanken und Gefühlen. Einzige Bedingung: Es wird ausschließlich Französisch gesprochen und man respektiert sich gegenseitig. Das ist wichtig, denn bei Themen wie „Wirtschaftskrise“ oder „Krieg in Syrien“ prallen die Meinungen auch in einer Fremdsprache aneinander. 

Die Kamera im Mittelpunkt

Bernhard Braunstein war von diesem System begeistert, erlernte selbst auf diese Art Französisch und beschloss einen Film darüber zu drehen. Da alle Teilnehmer einverstanden waren, stand die Kamera in der Mitte der Stuhlrunde, der Kameramann drehte über 30 Runden vollständig mit. So kam an die fünfzig Stunden Material zusammen. Daraus musste nun ein Film mit einer Länge von 70 Minuten geschnitten werden. Keine leichte Aufgabe, denn jede Sitzung zeigte, was Menschen auf unserer Erde bewegt.  

Der ORF wollte nicht

Bei diesem Projekt fungierte der Filmkurator und Filmvermittler Dominik Tschütscher zum ersten Mal als Produzent und war somit auch für das nötige Budget von € 100'000,-  zuständig. Gedacht als reiner Österreichfilm, wurde daraus dann doch eine Zweiländerproduktion, da der ORF sich nicht beteiligen wollte und dafür die Kulturstiftung Liechtenstein einsprang. Wie gut diese Liechtensteiner Beteiligung war, zeigte sich bei der Vorführung des inzwischen preisgekrönten Films „Atelier de Conversation“. 

Der Film zeigt alles, was man schon immer über Integration wissen wollte. Und wer nichts wissen wollte, der bekam einen amüsanten, lehr- und abwechslungsreichen Film präsentiert, der nicht nur vom Lernen einer Fremdsprache erzählt, sondern auch vermittelt, wie Menschen sich dank einer Sprache näher kommen . Dabei ist es nicht wichtig, welche Sprache das ist, wichtig ist nur, dass alle die gleiche Sprache sprechen. Dass sich bei diesen Konversationen manchmal auch Falltüren öffnen oder andere Ebenen sichtbar werden, macht den Film noch wertvoller. Zudem beginnt der Zuschauer mehr und mehr, sich als Teil der Gruppe zu fühlen und formuliert im Stillen die eigene Meinung zu den Themen, natürlich in Französisch. 

Das Schweizer Fernsehen zeigte sich übrigens bereits am Film interessiert, will ihn aber nochmals gekürzt haben. Wer den Film in seiner Urform im TaKino sehen will, hat am Sonntag, den 10. Dezember um 18.30 Uhr und am Sonntag, den 17 Dezember um 17 Uhr noch einmal die Gelegenheit dazu.  Der Kinostart in Österreich ist für den 9. Februar vorgesehen.