Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 06. Jun 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.6. - 13.6. 2019)

Das Takino Schaan zeigt diese Woche im Rahmen der "Zauberlaterne" Hayao Miyazakis großartigen Animationsfilm "Ponyo - Das große Abenteuer am Meer". Und beim Filmforum Bregenz kämpft Felicity Jones als Ruth Bader Ginsburg im Biopic "On the Basis of Sex - Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit" für die Gleichberechtigung der amerikanischen Frauen.

Ponyo – Das große Abenteuer am Meer: Was für eine Vielfalt entfaltet der Japaner Hayao Miyazaki in seinem 2008 entstandenen Animationsfilm schon in der in den Meerestiefen spielenden Pre-Title-Sequenz: Verschiedenste Quallen und Fische führt er da vor, dazwischen Korallen, ein Seepferdchen, ein Zauberer, der über dieses Unterwasserreich herrscht, und eine sich in ihrem leuchtenden Rot von der Umwelt abhebende Goldfisch-Familie.
Die Augen können einem hier übergehen nicht nur angesichts der Fülle, sondern mehr noch aufgrund der liebevollen und detailverliebten Gestaltung. Aber da wird nicht nur eine fantastische Welt entworfen, sondern gleichzeitig auch das Wunder der Schöpfung gefeiert und die Schilderung weitet sich ganz selbstverständlich zum Appell, diese zu bewahren.
Von diesen Meerestiefen aus will der Zauberer Fujimoto die Herrschaft der Menschen beenden. Verhasst ist ihm diese Spezies, die mit ihrer Gier und ihrem Raubbau an der Natur die Schöpfung zerstört. Um die Welt zu retten, will Fujimoto sie von der verbrecherischen Menschheit befreien und die urzeitliche Ärä des Meeres wiederherstellen. Seinen Plänen entgegen stellen sich aber die Kinder Sosuke und Ponyo.
Dass man sich an diesem von Hans-Christian Andersens Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ beeinflusstem Film nicht satt sehen kann, liegt auch daran, dass Miyazakis Filme nie kalte Retortenprodukte, sondern von tiefem Humanismus geprägt und durchzogen sind. Hier wird nicht nur die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur plastisch vor Augen geführt, sondern auch mitreißend von Freundschaft erzählt und vom Wert der Familie, die gefährdet ist durch die tagelange Abwesenheit des Vaters, der auf einem Fischkutter arbeitet. Und wenn der Kindergarten direkt neben dem Altersheim situiert ist und Sosuke sich um die alten gehbehinderten Damen kümmert, dann ist das auch ein Appell an das Zusammenleben der Generationen.
Takino Schaan: Mi 12.6., 14.30 Uhr

On the Basis of Sex  –  Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit: Nach dem Dokumentarfilm „RBG“, der vor wenigen Monaten in den Kinos lief, zeichnet Mimi Leder in ihrem Biopic fiktionalisiert das Leben der amerikanischen Juristin und Kämpferin für Gleichberechtigung Ruth Bader Ginsburg nach. Leder konzentriert sich dabei auf die späten 1950er Jahren, in denen die Protagonistin als eine der wenigen Frauen an der Harvard University Jus studierte, sowie auf einen zentralen Fall im Jahr 1970 und lässt dabei auch Ehe- und Familienleben Bader Ginsburgs nicht zu kurz kommen.
Plakativ, aber durchaus wirkungsvoll macht Mimi Leder die Geschlechterverhältnisse an der Uni deutlich, wenn Bader Ginsburg allein zwischen einer großen Anzahl von Männern den Hörsaal zur ersten Vorlesung betritt und hören muss, dass die wenigen Studentinnen doch nur anderen Männern einen Studienplatz wegnehmen.
Felicity Jones spielt diese Juristin zwar überzeugend, doch zwangsläufig kann sie nie die Ausstrahlung der echten Bader Ginsburg erreichen. Geglättet und geschönt wirkt diese Filmheldin. So wirklich zumuten will Leder dem Publikum weder, dass Bader Ginsburg nur 1,55 Meter groß ist noch deren unverwechselbare große Brille. Nicht nur eine brillante Juristin, sondern auch eine attraktive, immer perfekt gekleidete Frau muss sie hier sein.
Sehr glatt, wenn auch routiniert ist auch die Inszenierung. Leder vermeidet zwar durch die Konzentration auf wenige Ereignisse ein Abgleiten ins anekdotische Abhaken von Lebensstationen, bleibt aber im Historischen stecken. Denn während der Dokumentarfilm "RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit" den Bogen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart spannte und auch den Rechtsruck der US-Gesellschaft in den letzten Jahren sichtbar machte, fehlt diesem Spielfilm dieser Gegenwartsbezug.
Immerhin gelingt es dem ganz vom Dialog bestimmten, aber spannenden Biopic auch ein größeres Publikum daran zu erinnern, wie mühsam der Kampf um Gleichberechtigung war und dieser ebenso kämpferischen wie brillanten Juristin ein Denkmal zu setzen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 12.6., 20 Uhr + Fr 14.6., 22 Uhr

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