Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 05. Dez 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.12. - 13.12. 2009)

Lady Snowblood: Als wichtigstes Vorbild für Quentin Tarantinos „Kill Bill“ gilt Toshiya Fujitas im ausgehenden 19. Jahrhundert spielendes Revenge-Movie. Geht bei Tarantino Uma Thurman auf einen gnadenlosen Rachefeldzug, so ist es hier Meiko Kaji. Nur um sich für das Verbrechen, das ihren Eltern einst zugefügt wurde, wurde Yuki erzogen. Perfekt ausgebildet in der Kampfkunst macht sie sich auf die Suche der drei Männer und einer Frau, die einst ihre Mutter vergewaltigten und ihren Vater und Bruder töteten.
Die Handlung ist vorhersehbar, doch das stört wenig angesichts einer fulminanten Farbdramaturgie, die konsequent mit dem Gegensatz von Weiß und Rot und damit von Unschuld und Verbrechen arbeitet, und einer ebenso variantenreichen wie kunstvollen Inszenierung. Da wird der Zuschauer mitten ins Geschehen hineingeworfen um dann erst sukzessive in Rückblenden die Hintergründe zu erfahren, werden in die Realszenen schwarzweiße Comiczeichnungen eingeschnitten und manchmal meldet sich auch ein Off-Erzähler zu Wort. Trotz blutiger Kämpfe ist „Lady Snowblood“ folglich ein ästhetischer Genuss und keinesfalls eine Verteidigung der Vergeltung, sondern vielmehr ein melancholischer Abgesang darauf.
Spielboden Dornbirn: Di, 8.12. + Mi, 23.12. - jeweils 20.30 Uhr


Ich habe sie geliebt - Je l´aimais: Die Trauer seiner Schwiegertochter Chloé, die soeben von ihrem Mann verlassen wurde, bewegt in Zabou Breitmans Verfilmung von Anna Gavaldas Roman Pierre (Daniel Auteuil) dazu Chloé von seiner großen Liebe zu erzählen, der er zu folgen er letztlich nicht bereit war, sondern bei seiner Frau, zu der die Liebe längst erloschen war, blieb. Nichts als die Liebe zwischen Pierre und dieser Mathilde (Marie-Josée Croze), die er auf einer Geschäftsreise in Hongkong kennen lernte, ist das Thema dieses Films – und die Frage, ob es nicht manchmal für alle Beteiligten besser, wäre eine Ehe aufzugeben, als auf die große Liebe zu verzichten und im schalen Alltagstrott mehr emotionslos dahin zu vegetieren als wirklich zu leben.
In den stärksten Momenten – aber leider nur in diesen – erinnert das an Wong Kar-Weis „In the Mood vor Love“. Ähnlich wie Wong trauert auch Breitman dann melancholisch dem Scheitern einer unglücklichen, aber einzig wahren Liebe nach und lässt die Zerrissenheit von Pierre durchschimmern. Dazwischen plätschert der Film aber immer wieder nur so dahin, was auch daran liegen mag, dass durch das konsequente Erzählen aus der Perspektive Pierres Mathilde nur ein Objekt seiner Liebe bleibt, höchstens ein undurchschaubarer, aber kaum ein differenzierter Charakter wird.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 10.12., 20 Uhr; Sa, 12.12., 22 Uhr


Sunshine Cleaning: Eine richtige Loser-Truppe ist die Familie Lorkowski: Der Opa entwickelt stets neue skurrile, aber erfolglose Ideen um Geld zu verdienen, von seinen beiden Töchtern jobbt die jüngere Norah als Kellnerin in einem Diner – zumindest solange bis sie dort rausfliegt – und die ältere Rose als Putzfrau und Betreuerin von Kindergeburtstagen. Den Traummann von der Highschool hat Rose eine andere weggeschnappt, als Geliebte für ein paar Stunden im Motel ist sie diesem Polizisten aber dennoch gut genug. Immerhin bringt er Rose auf die Idee ins lukrative Geschäft der Tatortreinigung einzusteigen, in dessen Mittelpunkt die Beseitigung von Blut und Körpersäften steht.
Mit wie viel Lust und Unbefangenheit Christine Jeffs die Arbeit in dem höchst ungewöhnlichen Business schildert und Scherz mit dem Entsetzlichen treibt und mit wie viel Spielfreude Amy Adams und Emily Blunt bei der Sache sind, macht nicht nur die Figuren, sondern auch den Film insgesamt ungemein sympathisch. Die Parallelen zu „Little Miss Sunshine“, für den dasselbe Produzententeam verantwortlich zeichnete, sind nicht zu übersehen und dennoch ist „Sunshine Cleaning“ alles andere als ein billiger Abklatsch. Liegt der Fokus zunächst auf dem unappetitlichen Job, so bietet dieses souverän die Balance zwischen Komik und Gefühl wahrende Feelgood-Movie mit Fortdauer immer genauere Einblicke in die tragische Geschichte dieser dysfunktionalen Familie und rechnet ganz nebenbei mit dem angepassten amerikanischen Mittelstand ab.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 11.12. – Do, 17.12.