Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 05. Dez 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (6.12. - 12.12. 2019)

In Kooperation mit der Volkshochschule Bregenz zeigt der Spielboden Dornbirn diese Woche, passend zur Vorweihnachtszeit, den schwedischen Spielfilm „Eine kleine Weihnachtsgeschichte“, der auch schon vierjährige Besucher begeistern kann. Ebenfalls am Spielboden steht diese Woche nochmals Nicolas Philiberts feinfühliger Dokumentarfilm „Zu jeder Zeit“ auf dem Programm, in dem ein präziser Einblick in die Ausbildung von Krankenpflegern geboten wird.

Eine kleine Weihnachtsgeschichte: Ausgerechnet im Advent verliert die kleine Ina in der U-Bahn ihren geliebten Teddy Noonoo. Während sie zu Hause traurig herum sitzt und auch das nahende Weihnachtsfest kaum Freude aufkommen lässt, reist der Teddy auf einer Irrfahrt in einem Postsack quer durch Schweden.
Einerseits versetzt Asa Sjöstrom den Zuschauer mit viel Einfühlungsvermögen in die Perspektive des Kindes, andererseits erzeugt die Regisseurin durch die Parallelmontage der beiden Handlungsstränge Spannung. Der Wärme in der Stockholmer Wohnung stehen die weiten, tief verschneiten Landschaften des ländlichen Schweden gegenüber. Stimmungsvoll wird mit Licht und Farben gearbeitet und geschickt wird immer wieder Spannung aufgebaut. Manchmal scheint der Teddy schon verloren, wird eingeschneit oder landet in einem Müllsack und dann ist seine Rettung und Rückkehr wieder so nah - doch ganz so schnell geht das eben doch nicht.
Wunderbar wird die Handlung auch mit dem Öffnen von Türchen des Adventkalenders verknüpft. Immer näher rückt Weihnachten und auch familiär wird sich noch einiges tun. Trotz der Handlungsfülle gelingen Asa Sjöström sehr schöne gleitende Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungsebenen. Großes Spektakel à la Hollywood ist hier nicht nötig. „Eine kleine Weihnachtsgeschichte“ lebt von der genauen, detailreichen Inszenierung einer einfachen Alltagsgeschichte, bei der der liebevolle Blick und natürlich die hinreißende Hauptdarstellerin für viel Menschlichkeit und zahlreiche rührende Momente sorgen. - Nur wärmstens empfehlen kann man diese entzückende Weihnachtsgeschichte, die mit 55 Minuten auch für die Kleinsten nicht zu lange ist. Während bei dieser Zuschauergruppe die dramatischen Erlebnisse des Teddys teilweise nicht nur zu Herzklopfen, sondern auch zu Tränen führen können, dürften Erwachsene vor allem der Herzlichkeit und dem Charme dieses großen kleinen Filmes erliegen.
Spielboden Dornbirn: Sa 7.12., 15 Uhr

Zu jeder Zeit: Nicht nur ein Festival-, sondern auch ein Publikumserfolg gelang Nicolas Philibert vor siebzehn Jahren mit dem Dokumentarfilm „Sein und Haben“. Eindrücklich schilderte der Franzose darin am Beispiel einer Zwergschule im Zentralmassiv, wie beglückend Lehren und Lernen sein kann. In „Zu jeder Zeit“ widmet sich Philibert nun in drei Kapiteln, die jeweils mit Versen des 2016 verstorben Lyrikers Yves Bonnefoy eingeleitet werden, der Ausbildung von Krankenpflegern am Lernkrankenhaus La Croix Saint-Simon in Montreuil.
Hautnah ist die Kamera an den Pflegeschülern und ihren Lehrern, nur in drei Einstellungen öffnet sich der Blick auf die Häuser der Stadt. Die Fokussierung verleiht „Zu jeder Zeit“ große Konzentration. Es gibt nur das Hier und Jetzt der Arbeit. Herkunft, sozialer und biographischer Hintergrund der Krankenpflegeschüler werden ebenso ausgespart wie ihr Privatleben.
Klassisches Direct Cinema wird geboten, Philibert interveniert nicht, kommentiert nicht, akzentuiert nicht, sondern lässt den Protagonisten in langen Einstellungen Zeit ihre Aufgaben zu verrichten oder über ihre Arbeit zu sprechen. Er bleibt konsequent bei den Pflegeschülern und beschränkt sich darauf als aufmerksamer und sensibler Beobachter dem Zuschauer eine Möglichkeit zu bieten, einen unverfälschten, aber präzisen und intensiven Eindruck von dieser Ausbildung zu bekommen.
Spielboden Dornbirn: Mi 11.12., 19.30 Uhr